Hamburg. Reif für die Insel: Fatih Akin erzählt auf Amrum eine Kindheitsgeschichte, Heinz Strunk will als Partymucker auf Mallorca durchstarten.

2022 war kein schlechtes Jahr für Filme und Filmemacher aus dem Norden. Rund eine Million Zuschauer lockte allein „Rheingold“ in die Kinos und machte damit Fatih Akins Mischung aus Heimat- und Gangsterfilm zu seinem bis dato erfolgreichsten Werk was die Publikumsresonanz betrifft.

Weitere 300.000 Menschen wollten die Verfilmung von Dörte Hansens Bestsellerroman „Mittagsstunde“ sehen, für die Regisseur Lars Jessen zweisprachig (Platt- und Hochdeutsch) arbeitete und mit einem starken Cast überzeugte.

Kino Hamburg: Diese Dreharbeiten laufen bereits

Auch für das gerade begonnene Jahr ist einiges in Planung, großflächig unterstützt von der Moin Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Wobei die an dieser Stelle erwähnten Filmprojekte nur einen Teil des Gesamtvolumens ausmachen, erfahrungsgemäß kommt im Laufe des Jahres noch einiges an Dreh- und Produktionsarbeiten hinzu.

Bereits begonnen haben jedenfalls in Hamburg und Schleswig-Holstein die Dreharbeiten zu Matthias Glasners neuem Film „Sterben“, der den Untertitel „Auch eine Komödie“ trägt und von einer zerrissenen Familie erzählt. Glasner, einst Filmvorführer im Abaton, hat seinen Film hochkarätig besetzt: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Anna Bederke und Roland Zehrfeld sind dabei.

Fatih Akin: Amrum-Film mit Hollywood-Erfahrung

„Rheingold“-Schürfer Fatih Akin will in diesem Jahr auf Seehundjagd gehen. Das sieht jedenfalls das Drehbuch für sein Projekt „Amrum“ vor. Nachdem sie schon bei „Aus dem Nichts“ und „Tschick“ erfolgreich zusammengearbeitet haben, will Akin sich nun gemeinsam mit Hark Bohm dessen Kindheit auf der Nordseeinsel im Jahr 1945 widmen.

Im Mittelpunkt: der zehn Jahre alte Nanning, der während der letzten Kriegstage seiner Mutter hilft, die Familie zu ernähren. Hinter der Kamera steht mit Karl Walter Lindenlaub ein Mann mit Hollywood-Erfahrung („Universal Soldier“). Und damit nicht genug. Fatih Akin hat auch noch ein Drehbuch zu einem Mehrteiler über Marlene Dietrich in der Schublade, in dem Diane Kruger die Hauptrolle spielen soll.

Neue Filme mit Christoph Maria Herbst und Sibel Kekilli

Als Kameramann hat Ngo The Chau seine Filmkarriere begonnen. Aber er möchte mehr und will, wohl ab dem Sommer, Carsten Henns Roman „Der Buchspazierer“ verfilmen. Andy Rodenhagen hat ein Drehbuch zu der Geschichte über einen Mann geschrieben, der als Buchhändler nach Geschäftsschluss Literatur persönlich an besondere Kunden ausliefert. Doch dann trifft ihn ein Schicksalsschlag. Für die Hauptrolle ist Christoph Maria Herbst („Stromberg“, „Der Vorname“) vorgesehen.

Neuigkeiten gibt es auch von Ameer Fakher Eldin. Der in Hamburg lebende Regisseur und Drehbuchautor war mit seinem Debütfilm „The Stranger“ für einen Oscar nominiert. Jetzt erzählt er in „Yunan“ von einem Mann, der auf eine Hallig reist, weil er dort sein Leben beenden will. Der Film ist als deutsch-französisch-palästinensisch-italienische Koproduktion angekündigt. Vor der Kamera sollen im Sommer unter anderem Sibel Kekilli und Hanna Schygulla stehen.

Heinz Strunk als Tanzmusiker auf Mallorca

Interstellar soll es im Sommer bei Sarah Winkenstette („Zu weit weg“) zugehen. In „Grüße vom Mars“ will sie von einem zehn Jahre alten Jungen mit Asperger-Syndrom erzählen. Seine Mutter muss aus beruflichen Gründen verreisen, also ziehen er und seine beiden Geschwister zu den Hippie-Großeltern aufs platte Land. Und da gehen die Uhren anders als in der großen Stadt. Die Kinderbuchvorlage stammt von Sebastian Grusnick und Thomas Möller.

Und dann sind da natürlich noch die anstehenden Serien. Heinz Strunk hat zu „Last Exit Schinkenstraße“ nicht nur das Drehbuch geschrieben, sondern will auch eine der Hauptrollen übernehmen. Es geht um zwei arbeitslose Tanzmusiker, die auf Mallorca als Partysänger neu durchstarten möchten. Unter der Regie von Jonas Grosch sind auch Charly Hübner und Bjarne Mädel dabei.

Jugendbuchreihe „Alea Aquarius“ wird verfilmt

Die zwischen ihrem Geburtsland Schweden und Deutschland pendelnde Regisseurin und Drehbuchautorin Maria von Heland hingegen arbeitet an „Alea Aquarius“ – eine Serie, die auf die erfolgreiche Jugendbuchreihe von Tanya Stewner zurückgeht. Die titelgebende Protagonistin findet heraus, dass sie ein Meermensch ist, der die Wasserwelt retten muss.

Maria von Heland verfilmt die enorm erfolgreiche „Alea Aquarius“-Romanreihe.
Maria von Heland verfilmt die enorm erfolgreiche „Alea Aquarius“-Romanreihe. © Oetinger | Oetinger

Bereits zwei Staffeln sind von der postapokalyptischen Serie „Sløborn“ gesendet worden. An der dritten Staffel um ein tödliches Virus arbeitet Regisseur Christian Alvard gerade.

Kino Hamburg: 2023 wird ein Erfolgsjahr für Filme und Serien im Norden

Die Hamburger Filmemacher Oskar und Emil Belton wollen mit ihrem Partner Bruno Alexander („Die Discounter“) den Machern einer Trash-Realityshow auf den Zahn fühlen. Männer sollen darin das Thema Feminismus für sich entdecken. Der Titel sagt es schon: „Nix für Jungs“.

Hollywood-Erfahrungen bringt Robert Schwentke („Flight Plan“) in die Serie „Helgoland 513“ ein, für die bereits gedreht wird. Darin verschanzt sich nach einer Apokalypse eine kleine Gruppe Überlebender auf der Hochseeinsel.

Es sieht ganz danach aus, als würde auch 2023 ein nordisches Film- und Serien-Erfolgsjahr.