Hamburg. Ensemblemitglied Ute Hannig lädt mit Mitstreitern zum mehrsprachigen „Salon Arsenalna“ in die Kantine.

Fast schon ein Jahr dauert der Krieg in der Ukraine an. Die belastende Situation der zahlreichen Geflüchteten und ihrer in Kampf und Beschuss zurückbleibenden Männer, Nachbarn, Familien hat sich kaum verändert, die Nachrichten sind, trotz militärischer Erfolgsmeldungen auf ukrainischer Seite, unverändert grausam. Hat sich die westeuropäische Öffentlichkeit daran gewöhnt?

Ute Hannig, Ensemblemitglied am Deutschen Schauspielhaus, möchte diese Gewöhnung nicht zulassen, sie möchte sich engagieren, „natürlich muss man immer genau überprüfen, wofür man sich einsetzt“. Nach einem so gelungenen wie ambitionierten Gesprächsformat während des Corona-Lockdowns hat sie diesmal einen literarisch-musikalischen Salon initiiert. Gemeinsam mit der ukrainischen Schauspielerin Nika Kushnir, die bereits kurz nach den Maidan-Protesten nach Deutschland kam, mit den Dramaturgen Ludwig Haugk und Martin Györffy sowie der ukrainischen Musikerin Mavka lädt Hannig von kommender Woche an bis zum Ende der Spielzeit einmal im Monat zum mehrsprachigen „Salon Arsenalna“ in die Kantine des Schauspielhauses.

Schauspielerin plant Ukraine-Salon für die Theater-Kantine

Das Theater, so ihre Beobachtung, sei derzeit in der Krise, weil das Drama draußen stattfinde. Andererseits haben Kulturinstitutionen gerade in düsteren Zeiten einen unschätzbaren Wert: Jede Form von Begegnung und Dialog sei förderlich. Zwar sei es nicht immer einfach, im laufenden Betrieb eigene Projekte umzusetzen, sagt Ute Hannig, die den „Salon Arsenalna“ neben ihrer Proben- und Vorstellungsarbeit realisiert.

Diesmal aber kam der Anstoß durch die Intendantin selbst. Nach einer Ensembleversammlung mit Karin Beier sprach Hannig die Kollegin Nika Kushnir an, die unter anderem in der Geflüchtetenhilfe bestens vernetzt ist, gemeinsam bitten sie künftig nicht nur Künstlerinnen und Künstler auf die Bühne, sondern Menschen aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen.

Friedenspreisträger Serhij Zhadan macht den Anfang

„Dieser Salon soll Zwischentöne ermöglichen, auch Fragen stellen und Widersprüche aushalten“, sagt Hannig. „Wir wollen weder Meinungen noch Ideologien verkünden.“ Ein Ziel sei es, der ukrainischen Sprache einen Raum zu geben. Jede Ausgabe wird darum ein Buch ins Zentrum stellen, aus dem die Mitwirkenden sowohl in deutscher als auch in ukrainischer Sprache lesen.

Den Anfang machen am kommenden Freitag Texte von Friedenspreisträger Serhij Zhadan, im Januar steht Żanna Słoniowskas Roman „Das Licht der Frauen“ im Mittelpunkt, ein Roman, der Ute Hannig an Nino Haratischwilis Georgien-Epos „Das achte Leben (Für Brilka)“ erinnert.

„Salon Arsenalna“, Fr 16.12. und So 15.1., jew. 20.15 Uhr, Schauspielhaus-Kantine, Karten (12/7 Euro): schauspielhaus.de oder T. 248713