Hamburg. Eine Initiative aus angehenden Pädagogen fordert eine Professionalisierung der Lehrerausbildung. Kundgebung in der City.

Seit 2011 findet an den Hamburger Schulen verbindlich Unterricht in „Theater“ beziehungsweise „Darstellendes Spiel“ statt. Das Problem dabei: Es gibt keine spezielle Ausbildung für die entsprechenden Lehrkräfte, meist übernehmen das diejenigen, die zusätzlich zu ihrem Lehramtsstudium noch Theaterwissenschaft studiert haben. Oder, ärger noch, Lehrer ganz anderer Richtungen, die Theater privat schätzen, unterrichten fachfremd. Professionell geht anders.

Zudem ist Theater Mangelfach in Hamburg: Schon 2018 fehlten 290 Lehrkräfte für den entsprechenden Unterricht, das dürfte bis heute nicht besser geworden sein. Eine einzige Professur beschäftigt sich an der Universität Hamburg mit dem Komplex: Wolfgang Sting lehrt an der Fakultät für Erziehungswissenschaft Theaterpädagogik und Performance Studies. Aber Sting ist heute 65, seine Stelle wird im Oktober 2023 auslaufen.

Schule Hamburg: Angehende Lehrer wollen Theater-Ausbildung

2019 hatte die Bürgerschaft beschlossen, den Studiengang „Theater Lehramt“ im Rahmen einer Reform der Lehrerausbildung als Kooperation zwischen Universität und Hochschule für Musik und Theater einzurichten. Allein: 2021 wurden die hierfür bereitgestellten Mittel angesichts pandemiebedingter Sparmaßnahmen wieder gestrichen. Studierende, primär aus den Bereichen Sozialwissenschaft und Erziehungswissenschaft, wollen sich mit diesem Zustand nicht länger abfinden und haben unter dem Namen „TheaterJetzt!“ eine Initiative gestartet, um die geplanten Reformen auch umzusetzen. Die entsprechende Petition, endlich den versprochenen Studiengang zu etablieren, haben bislang fast 1500 Menschen unterzeichnet.

Allerdings: Die prominente Unterstützung, unter anderem durch den Verein Theater und Schule (Tusch), den Fachverband Theater in Schulen Hamburg oder das Deutsche Schauspielhaus ist nicht ganz so umfangreich, wie von den Initiatoren behauptet – obwohl die inhaltliche Stoßrichtung geteilt wird. Schauspielhaus-Sprecherin Anna Röckl: „Eine bisherige Unterstützung der Initiative kann ich derzeit nicht bestätigen. Was natürlich nicht heißt, dass dies nicht für die Zukunft der Fall sein könnte …“

Ernst-Deutsch-Theater ist solidarisch

Auf Rückfrage erklärt Alen Tsitak von „TheaterJetzt!“, dass es sich hier um ein Missverständnis handle. Nicht das Deutsche Schauspielhaus sei offizieller Unterstützer, sondern das Junge Schauspielhaus. Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters, zeigt sich solidarisch: „Das Ernst-Deutsch-Theater unterstützt das Anliegen der Einführung eines grundständigen Studienganges Theaterpädagogik an der Universität Hamburg, um allen Schülerinnen und Schülern einen fachlich fundierten Theaterunterricht zu gewährleisten.“

Angesichts der Tatsache, dass aktuell in der Bürgerschaft über den Finanzhaushalt 2023/24 beraten wird, schärft die Initiative an diesem Freitag das Bewusstsein für das Problem in der Bevölkerung: Vor dem Mönckebergbrunnen in der Spitalerstraße, in direkter Nachbarschaft zum Thalia Theater (dessen Jugendabteilungen ebenfalls in der Unterstützerliste aufgeführt sind), soll am Nachmittag eine Kundgebung abgehalten werden. „Die fehlende qualifizierte Ausbildung von Theaterlehrkräften und mangelhafter Theaterunterricht heißt letztlich für Hamburger Schüler:innen weniger Chancen auf ästhetische Bildung und kulturelle Teilhabe für alle“, hieß es.