Hamburg. „Kulturwelt soll sich politisch einmischen“ sagt Dan Thy Nguyen, Leitung des Festivals, bei dem es 100 Veranstaltungen gab.
Mehr als 100 Auftritte in 96 Stunden – live und digital hat das fluctoplasma-Festival internationalen Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Europa eine Bühne gegeben. Von Donnerstagabend bis zum Sonntag bot das kleine „interdisziplinäre Kunstfestival“ Kulturformate in ganz Hamburg an: Es gab Lesungen im Ernst-Deutsch-Theater, Diskussionsrunden und sogar ein Konzert der Microphone Mafia in Gedenken an die im Juli 2021 verstorbene Holocaust-Überlebende Esther Bejarano.
Das Ziel: „Die Kulturwelt soll sich politisch einmischen“ sagt Dan Thy Nguyen, künstlerische Leitung des Festivals. Es gehe darum sich mit Themen wie Diskriminierung, Sexismus und Rassismus auseinanderzusetzen. „Aber es soll auch Spaß machen. Daher stehen auf dem Programm auch Theaterstücke, Konzerte, Ausstellungen und Party“, so der 37-Jährige.
Fluctoplasma-Festival in Hamburg: Mehr als 100 Auftritte in 96 Stunden
Auch die Autorin Simoné Goldschmidt-Lechner war Teil des fluctoplasma 2022. Am Sonnabendabend saß sie auf einer kleinen Bühne im Museum am Rothenbaum (MARKK) – dem diesjährigen Festivalzentrum. In der Hand hielt sie ihr erstes eigenes Buch. „Messer, Zungen“ heißt der Debütroman der jungen Autorin. Etwa 15 Menschen saßen im Publikum. Moderatorin Alexandra Boasiako leitete das Gespräch. In den Ausschnitten, die Goldschmidt-Lechner las, gab die Autorin Einblicke in das Leben der Camissa-People – einer Bevölkerungsgruppe in Südafrika, deren Vorfahren ursprünglich aus vielen unterschiedlichen Ländern kamen.
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Sie wurden während der Zeit des Apartheid-Regimes daher weder zur weißen noch zur schwarzen Bevölkerung gezählt, aber dennoch rassistisch diskriminiert. Noch heute liegt ein schweres Trauma auf den Camissa-People. Auch das erzählt Golschmidt-Lechner, denn ihre Familie gehört selbst zu den Camissa. „In Deutschland denken Menschen oft, dass ich weiß bin. In Südafrika ist es offensichtlich, dass ich zu den Camissa-People gehöre“, so Simoné Goldschmidt-Lechner.
Auch wenn bei diesem Festival insgesamt nur etwa 500 bis 1000 Menschen dabei sind – wer sich ein Ticket holte, wollte sich nicht nur amüsieren sondern erwartete auch inspirierende Inhalte. Und davon gab es auf dem fluctoplasma eine Menge.