Hamburg. Beim Érard-Festival dreht sich alles um den Érard-Flügel aus dem 19. Jahrhundert – mit einem ganz besonderen Klang.

Stephanie und Mathias Weber von der Hamburger Érard-Gesellschaft veranstalten bereits das sechste Festival, bei dem der Flügel aus dem 19. Jahrhundert im Zentrum steht.

Hamburger Abendblatt: Herr Weber, Sie sind Pianist, was macht den Érard-Flügel so besonders?

Mathias Weber: Der Érard-Flügel war der bedeutendste Flügel des 19. Jahrhunderts. Fast alle wichtigen Komponisten von Beethoven und Brahms bis zu Liszt und Wagner haben einen besessen oder zumindest darauf gespielt. Der Original-Érard-Flügel, auf dem César Franck 15 Jahre lang spielte, wird nun bei unserem Festival zum Einsatz kommen. Er unterscheidet sich klanglich sehr von den heutigen Flügeln und viele kompositorische Details werden überhaupt erst verständlich, wenn man die Werke auf einem Érard spielt.

Warum haben Sie dieses Festival César Franck gewidmet?

Weber: In diesem Jahr begehen wir seinen 200. Geburtstag, und er ist der wichtigste französische Komponist aus der Zeit zwischen Berlioz und Debussy. Zwei gute Gründe, wie ich finde. Übrigens wird auch seine berühmte Violinsonate – beim Festival auf einem Érard gespielt – erklingen.

Nun ist César Franck eher ein Spezialistenthema, wäre es im Hinblick auf den Kartenverkauf nicht besser gewesen, auf Zugpferde wie Beethoven und Chopin zu setzen?

Weber: Es gibt ja immer wirtschaftliche und künstlerische Überlegungen. Die künstlerischen Überlegungen haben uns bewogen, César Franck in den Mittelpunkt zu stellen. Beethoven und Chopin werden allerorten gespielt, Franck nicht. Im Übrigen kombinieren wir ihn ja in den Konzertprogrammen unter anderem mit Franz Liszt, einem sicher bekannteren und ja sehr beliebten Komponisten.

Welches Konzert empfehlen Sie besonders, um den Klang des Érard-Flügels zu erleben?

Weber: Gleich das erste Konzert am 23. Oktober im Kleinen Saal der Laeiszhalle, bei dem auch Mendelssohn Bartholdys „Lieder ohne Worte“ auf dem Programm stehen. Da ist der Flügel sehr schön in seiner besonderen Wärme zu hören.

Érard-Festival 23.10. (Laeiszhalle, Kleiner Saal), 24.10. (Laeiszhalle, Großer Saal) und 30.10. (Elbphilharmonie, Kleiner Saal), Infos: erardfestival.com, Karten: T. 040/45 33 26