Hamburg. Oliver Schaffer hat die größte Playmobilsammlung der Welt. Was die Besucher im Archäologischen Museum erwartet.

Libellen aus Gummi sitzen im Plastikschilf, Dekosteinchen stellen kristallklares Wasser dar und von den Baumkronen hängen kleine Lianen. Die Vegetation in der Playmobilwelt erinnert eher an die Bahamas, aber: Das Modell soll Norddeutschland darstellen. Vor mehr als 65 Millionen Jahren. Denn zur Zeit der Dinosaurier sah es hier ähnlich aus wie in der Karibik. „Da war die ganze Region eine einzige Insellandschaft“, sagt Playmobil-Künstler Oliver Schaffer begeistert und rückt eine Figur zurecht.

Der 43-Jährige steht im Archäologischen Museum in Harburg und blickt auf seine Ausstellung. Aus ungefähr 50.000 Einzelteilen hat er hier 13 selbst kreierte Playmobilwelten als sogenannte Dioramen aufgebaut. Das sind Schaukästen, in denen Figuren und Landschaften vor bunten Hintergründen in Szene gesetzt werden.

Playmobil-Ausstellung in Harburg setzt auf „Zeitreise-Schaukästen“

Anstatt schon fertige Sets aufzubauen, bastelt Schaffer aus den Einzelteilen ganz neue Modelle. „Manchmal verändere ich Figuren mit Farbe, aber eigentlich möchte ich mit dem Original arbeiten“, sagt der Hamburger. Die Darstellungen in den „Zeitreise-Schaukästen“ gehen viele Millionen Jahre zurück, von der Kreidezeit über Jung- und Altsteinzeit bis zum Mittelalter und dem 21. Jahrhundert ist alles dabei.

Das Besondere: Fast alle Details basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen – die Pflanzen, die Tiere, die Kleidung der Menschen und ihre Bräuche. „Für eine Ausstellung im Museum finden wir das
besonders wichtig“, sagt Beate Trede, Pressesprecherin des Archäologischen Museums.

Playmobil-Ausstellung: Fehler wurden absichtlich eingebaut

Doch es gibt ein paar Ausnahmen: In jedem der 13 Dioramen sind ein oder zwei historische Fehler eingebaut, verrät Schaffer, der selbst gar nicht genau weiß, als was man ihn bezeichnen soll („Irgendwie bin ich Künstler, aber auch Sammler, Dekorateur – und sicherlich Nerd.“). Um die Fehler zu finden, müssen die Besucher allerdings ganz genau hinschauen. Ein Tipp: Im Mittelalter gab es zum Beispiel noch keine Radios.

Und welcher Schaukasten ist Schaffers Favorit? „Das ist eine schwierige Entscheidung, aber ich denke die Hammaburg.“ Denn auf die regionalen Bezüge, die er auf Wunsch des Museums geschaffen hat, ist Oliver Schaffer besonders stolz. Die echte Hammaburg, die als Vorbild diente, setzte im 8. Jahrhundert den Grundstein für die Stadt Hamburg. „Für das Modell habe ich viele Sets kombiniert. Die Ställe kommen zum Beispiel aus der Weihnachtskrippe.“ Doch sie passen perfekt in das Treiben, das auf der Playmobilburg und um sie herum herrscht: Bärtige Männer schlachten Wildschweine, Mägde füttern Hühner und Fischer schippern mit Booten herum und angeln auf der
Elbe.

„Playmobil – Archäologische Zeitreise“: Hingucker ist Ahrensburger Tunneltal

Ein weiterer Hingucker ist das Ahrensburger Tunneltal – laut Oliver Schaffer heute ein „Mekka der Archäologen“. Immer wieder wurden dort in den vergangenen Jahrzehnten bedeutende Ausgrabungen gemacht. Das Diorama präsentiert eine Szene aus der Altsteinzeit (vor 2,5 Millionen bis vor 11.000 Jahren). Damals herrschte eisige Kälte in Ahrensburg, Menschen existierten jedoch schon. Sie wohnten in Zelten aus Tierhaut und ernährten sich durch Jagen und Sammeln. In der dargestellten Szene durchquert eine Rentierherde das Tal, während ein Wollnashorn nach Nahrung sucht – auf den Felsen daneben lauern Hyänen.

Für Oliver Schaffer ist es bereits die 57. Playmobil-Ausstellung. Seine Kreationen hat der gebürtige Kieler bisher nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in Riga und 2009 sogar im Louvre in Paris präsentiert. Laut eigenen Angaben hat er mit
etwa einer Million Playmobil-Teilen die größte Playmobil-Sammlung der Welt. „Bei mir zu Hause in Neugraben hat Playmobil allerdings nichts zu suchen“, sagt Schaffer lachend.

Die Ausstellung „Playmobil – Archäologische Zeitreise“ bleibt bis 2. April 2023 im Archäologischen Museum (Museumsplatz 2). Für Kinder unter 18 Jahren ist der Eintritt frei, Erwachsene zahlen 6 Euro. Auch Führungen werden angeboten. Für Kinder stehen Spieltische zu Verfügung.