Hamburg. Der „Rebel“ hallt durch die Stadt, gesungen gezeichnet und ausgestellt – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Ob auf dem Kiez, im Karoviertel oder in der Neustadt: Comics und Graphic Novels bestimmen dieser Tage die Bilder. Auch im Kinderbuchhaus wird es bunt. Musikalisch wird rockig aufgedreht mit aus dem Punk geborenen alten Heldinnen und Helden. Eine Auswahl für den Start in den Oktober.

Kultur-Tipps für Hamburg: Comicfestival mit buntem Programm

Das 16. Comicfestival Hamburg wartet mit einem vielfältigen und bunten Programm auf. Stargast mit großer Ausstellung ist die französische Karikaturistin Catherine Meurisse, die viele Jahre fürs Magazin „Charlie Hebdo“ gezeichnet und geschrieben hat. Auch aufstrebenden Talenten wie Luka Lenzin, der in seiner aktuellen Graphic Novel „Nadel und Folie“ über den Alltag in der Hamburger Drogenhilfe erzählt, oder das Buch „Hort“ von Marijpol, das alternative Körper- und Frauenbilder ausmalt und über Lebensentwürfe und Mutterschaft nachdenkt, erhalten ein Forum.

Ein Motiv der Graphic Novel der Karikaturistin Catherine Meurisse, Gast des Comicfestivals.
Ein Motiv der Graphic Novel der Karikaturistin Catherine Meurisse, Gast des Comicfestivals. © cfh2022

Die Bilder reichen von Alltagsängsten bis zu Science-Fiction, von Bleistift-Zeichnungen bis Tusche, Wasserfarben und Drucken und beweisen, dass Comics mehr sind als Sprechblasen für Kinder. Lesungen, Talks, Signierstunden, Workshops, Führungen durch die Stadt sowie Angebote für die Jüngsten laden ein, die Welt der Comics und Graphic Novels an 30 Orten auf St. Pauli, im Karoviertel und in der Neustadt zu entdecken. Im Kölibri können an diesem Sonnabend und Sonntag auf der Messe Werke von professionellen Künstlern, Selbstverlegern und Studierenden erworben werden.

„Comicfestival Hamburg“ Sa 1./So 2.10., in 30 Galerien auf St. Pauli, im Karoviertel und in der Neustadt; www.comicfestivalhamburg.de

Punk-Pop

Mit 24 Singles und 18 Alben waren sie bereits in den Top-40-Charts in Großbritannien – nach ihrer Gründung 1974 ging es für The Stranglers schnell bergauf. Anfangs noch als Vorband für Musiklegenden wie Patti Smith und die Ramones auf Tour, entwickelten sie schließlich ihren eigenen Stil – und wurden mit Songs wie „Always The Sun“ weltweit bekannt. 2021 hat die Band mit „Dark Matters“ ein neues Album veröffentlicht.

Die Songs sollen an ihren Keyboarder Dave Greenfield erinnern, der vor zwei Jahren an einer Corona-Infektion starb. In der Fabrik wollen die vier Musiker ihren Fans am Montag, 3. Oktober, zeigen, dass sie nach mehr als 40 Jahren noch jede Menge Energie für die Bühne haben.

The Stranglers Mo 3.10., 20.00, Fabrik (S Altona, Bus 2), Barnerstr. 36, Karten: 41,- im Vvk./45,- (Ak.); www.fabrik.de

Literatur-Gespräch

Neue Reihe im Literaturhaus: Die Autorin und Journalistin Claudia Schumacher trifft Persönlichkeiten aus der Kulturszene und fragt nach Motivation und geheimen Talenten. Der erste Gast ist die Schriftstellerin Mariana Leky. Sie schreibt mit einem besonderen Gespür für außergewöhnliche Figuren und feinfühliger Erzählweise.

Die Bühnenadaption ihres Romans „Was man von hier aus sehen kann“ etwa eröffnete 2019 schon die Spielzeit in den Hamburger Kammerspielen. Kaum jemand betrachtet die kleinen und großen Sorgen des Lebens so einfühlsam wie sie. Und über allem steht an diesem Abend die Frage: Was kann uns trösten?

Claudia Schumacher trifft … Mariana Leky Mi 5.10., 19.30, Literaturhaus (Bus 6, 17), Schwanenwik 38, Karten zu 12,-/erm. 8,- /6,- unter www.literaturhaus.-hamburg.de

Film-Doku

Der koloniale Blick – ein weißer, westlicher Blick, der die Wahrnehmung in Eigenes und Fremdes teilt und das kulturell „Andere“ konstruiert. Dieser Blick spiegelt sich auch in der Kunst. Deutsche Maler gestalteten mit kolonialen Denkmustern ein eigenes Bild von der Südsee und eigneten sich die Kunst der „primitiven Kulturen“ an – ganz nach dem Vorbild des Franzosen Paul Gauguin, der viele Jahre in Polynesien verbrachte und auf der Pazifik-Insel Hiva Oa starb.

Die Dokumentation „Der Weiße Blick“ (NDR/arte) vom Filmemacher Wilfried Hauke zeichnet die Geschichte des deutschen Expressionismus im Kontext von kolonialer Ausbeutung und rassistischer Menschenkunde nach. Auf die Vorführung folgt ein Gespräch mit dem Regisseur und der MARKK-Direktorin Barbara Plankensteiner.

„Der weiße Blick – Expressionismus und Kolonialismus“ Di 4.10., 18,00, MARKK (U Hallerstraße, Bus 114), Rothenbaumch. 56, Karten zu 5,- ; www.markk-hamburg.de

Konzert

Gelbe Stachelfrisur und Gitarrist Steve Stevens an seiner Seite: Mit Hits wie „White Wedding“ feierte Billy Idol in den 80er-Jahren riesige Erfolge – am 6. Oktober kommt die der frühen Londoner Punk-Szene entsprungene Rock-Legende nach Hamburg. Der 66-Jährige spielt auf seiner ­„Roadside Tour“ in der Barclays Arena.

Sowohl alte Idol-Klassiker von „White Wedding“ über „Eyes Without A Face“, „Flesh For Fantasy“ bis „Rebel Yell“ als auch neue Songs wie „Bitter Taste“ aus der 2021 erschienenen „The Roadside-EP“ will der Brite, der inzwischen in Los Angeles lebt, hier präsentieren. Eigentlich war das Konzert bereits für Juli angesetzt – wegen Krankheit musste Billy Idol es allerdings verschieben.

Billy Idol Do 6.10., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvester­allee 10, Karten zu 65,- bis 71,-(Vvk.)

Musik-Kabarett

Hamburgs traditionsreichstes literarisches Kabarett Die Wendeltreppe ist in den Herbst gestartet und begrüßt am Donnerstag im Parlament unter dem Rathaus den Schauspieler, Musiker und Kabarettisten Heinz Klever.

Er gehört seit fast zwei Jahrzehnten gewissermaßen zum lebenden Inventar der Leipziger Pfeffermühle, hat in der sächsischen Satire-Metropole aber schon für fast alle anderen Ensem­bles und Häuser als Komponist und Texter gearbeitet. In Hamburg spielt Klever sein durchaus politisches Programm angereichert mit musikalischer Satire im Stil der großen Komponisten Bernstein, Bach – und Bohlen. Alles nach seinen 2-G-Regeln: „Gekonnt und Gepfeffert“.

Heinz Klever Do 6.10., 19.30, Parlament (U Rathaus), Eingang Gr. Johannistr. 2, Karten zu 13,-/erm. 9,- (Schüler/Stud.): T. 86 82 29; www.kabarett-wendeltreppe.de

Klassik

Mit dem zweiten Platz und dem Publikumspreis 2013 beim Van Cliburn Klavierwettbewerb in Fort Worth/Texas nahm die Karriere von Beatrice Rana so richtig Fahrt auf. Inzwischen ist die Italienerin beim Label Warner Classics unter Vertrag und spielt in den bedeutendsten Konzerthäusern der Welt.

Eine sympathische junge Frau mit enormem Talent, das sie am 7. Oktober im Rahmen der „Meisterpianisten“-Reihe in der Laeiszhalle unter Beweis stellen will. Auf dem Programm stehen dann Préludes von Alexander Skrjabin, die Klaviersonate Nr. 2 von Frédéric Chopin und die Hammerklavier-Sonate von Ludwig van Beethoven. Es könnte ein Höhepunkt des Klassik-Konzertjahres werden.

Beatrice Rana Fr 7.10., 19.30, Laeiszhalle, Großer Saal (U Messehallen), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 19,10 bis 55,10 unter www.proarte.de

Lesung

Der preisgekrönte Bilderbuch-Illustrator Peter Schössow schuf mit „Baby Dronte“ eines der schönsten Kinderbücher über Hamburg und den Hafen. Darin taucht man ein in die Geschichte von Käpt’n Lüttich und seiner Crew, die kein Geld mehr hat, um den alten Schlepper wieder flottzumachen. Doch dann finden sie ein Ei, aus dem ein seltsamer Vogel schlüpft: eine Dronte. Zum 30. Jubiläum des Buches lädt das Kinderbuchhaus im Altonaer Museum an diesem Sonntag, 2. Oktober, zur Lesung mit dem Autor.

Das Titelbild von Peter Schössows Buch „Baby Dronte
Das Titelbild von Peter Schössows Buch „Baby Dronte". © Carl Hanser Verlag

Außerdem gibt es Bilderbuchkino, musikalische Begleitung von Volker Schwanke sowie ein anschließendes Gespräch. Empfohlen ist das Jubiläums-Programm für große und kleine Bilderbuch-Fans ab fünf Jahren!

30 Jahre „Baby Dronte“ 2.10., 16.00, Kinderbuchhaus im Altonaer Museum (S Altona), Museumstraße 23, Eintritt 6,-, Bilderbuch-Kino: ab 5J. www.kinderbuchhaus.de

Theater

Mit „Monsieur Claude und sein großes Fest“ kam in diesen Sommer bereits der dritte Teil aller französischen Multi-Kult-Komödien in die deutschen Kinos. Im St. Pauli Theater ist bis Mitte Oktober zum letzten Mal zu erleben, wie alles begann und weiterging: In der Regie Ulrich Wallers sind mit „Monsieur Claude und seine Töchter“ und „Immer für eine Überraschung gut“ noch mal Teil eins und zwei zu erleben, insbesondere der erste ist eine gelungene und rasante Bühnenadaption des künstlerischen Leiters des Traditionstheaters vom Spielbudenplatz.

„Monsieur Claude“: Michael Prelle mit Patrick Abozen und Hannah Ehlers.
„Monsieur Claude“: Michael Prelle mit Patrick Abozen und Hannah Ehlers. © Marco Moog

Im Zentrum des 13-köpfigen Ensembles steht Michael Prelle als Familienoberhaupt Claude, dessen vier Töchter einen Muslim, einen Juden und einen Chinesen geheiratet haben, ehe als vierter Schwiegersohn endlich ein Katholik zur Familie stößt – ein Ivorer. Im zweiten Teil jedoch wollen alle plötzlich nur noch weg aus der „Grande Nation“, was Monsieur Claude und Gattin Marie (Ilona Schulz) vor neue Herausforderungen stellt. Zum Vormerken für Frankreich-Fans: Der ultimative Doppelpack folgt am 15. Oktober.

„Monsieur Claude und seine Töchter“ Sa 1.10., 3.–8.10. u. 15.10., „Monsieur Claude 2 – Immer für eine Überraschung gut“ 12.–15.10.., jew. 19.30, So 18.30, „Monsieur Claude – Teil 1 und 2“ Sa 15.10., 17.00 und 20.00, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 29,90 bis 79,90 auch in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32,; www.st-pauli-theater..de