Hamburg. Ausstellung im Bargheer Museum zeigt Werke von Eduard Bargheer aus sechs Jahrzehnten – und entführt Besucher ins Mediterrane.

Badende im abendlichen Sonnenlicht am Strand, das Bild eines Freundes im Segelboot und immer wieder die Stadtkulisse der süditalienischen Stadt Forio, in mannigfaltige Pastelltöne getaucht. Wer bekäme da nicht Lust, direkt die Tasche zu packen und ins Mediterrane zu entfliehen, jetzt wo der Herbst sich anschickt, typisch norddeutsch, also ungemütlich, zu werden.

Das Bargheer Museum im Jenischpark zeigt mit seiner neuen Ausstellung „Farben, Kinder des Lichts“ wieder einmal, wie meisterhaft sein Namensgeber Eduard Bargheer (1901-1979) Licht und Stimmung wahrzunehmen und durch ganz eigene, intuitive Farbgebung eindrucksvoll auf die Leinwand zu bringen im Stande war.

Ausstellung Hamburg: Auch Finkenwerder inspirierte Bargheer

Über einen Zeitraum von sechs Jahrzehnten wird ein Bilderbogen gespannt, der die künstlerische Entwicklung des auf Finkenwerder geborenen Malers aufzeigt. Durch das Aufwachsen am großen Elbstrom bemerkte Bargheer schon früh, wie der Wechsel von Tageslicht, Jahreszeiten oder Wetterverhältnissen das Gesicht der Landschaft verändert. Auf seinen unzähligen Reisen stellte er zudem fest, dass es lokale Lichtbedingungen gibt, die dem jeweiligen Ort eine ganz spezifische Atmosphäre verleihen.

In besonderer Weise prägten ihn die 1920er- und 30er-Jahre in Paris. So übertrug er mit großer Dynamik den Esprit in den Tuilerien auf die Bildfläche (1933) oder fing die Stimmung in den Häuserschluchten im Berlin der 1960er-Jahre ein. Und immer wieder war es seine spätere Heimat Finkenwerder, die ihn zu beeindruckenden Landschaftsporträts inspirierte wie etwa „Elbe im Eis“ (1954).

All dies kommt in seinen frühen expressiv-realistischen Landschaften zum Ausdruck. Das Aquarellieren ermöglichte es ihm, seine Seheindrücke spontan und schnell umzusetzen; die Farben konnten transparent gesetzt und auf dem hellen Papier zum Leuchten gebracht werden. Für eine Licht-Gestalt wie Bargheer war das Aquarell also das ideale Medium.

Sylt oder Sahara – Hauptsache Farben und Licht

Eduard Bargheer war 1939 vor den Repressalien der Nazi-Herrschaft von Hamburg nach Italien geflohen, wo er sich menschlich wie künstlerisch Befreiung versprach. Vor dem aufziehenden Zweiten Weltkrieg verdüsterte sich aber auch dort seine Farbpalette: Viele seiner Aquarelle wie etwa das vom Friedhof Campo Santo in Forio aus dem Jahr 1940 oder „Bewegtes Meer“ von 1941 wirken bedrohlich, unheimlich.

Nach dem Krieg wurde der Künstler auf der Insel Ischia sesshaft, sein Stil bewegte sich weg vom Expressionistischen hin zur Verknüpfung von Einzelformen (mal ein Blatt, das Kreuz einer Kirche oder ein Boot) – Bilder als „Gewebe“, wie er selber es nannte. Mit Bildern wie das der Insel Procida oder den „Musikanten“ wurde Bargheer auch kommerziell sehr erfolgreich.

Anfang der 1960er-Jahre, genervt vom aufkommenden Massentourismus in Italien, zog es ihn nach Nordafrika. Zur selben Zeit rückte die Natur an Niederelbe und Nordsee wieder verstärkt in seinen Fokus – die nebeneinander gehängten „Sylter Dünen“ und die „Sahara-Landschaft“ bringen dies zum Ausdruck.

Eduard Bargheer strebte Harmonie aus Licht und Farbe an

Dirk Justus, Leiter des Bargheer Museums, hat in dieser Ausstellung ganz bewusst und konsequent die Titel nicht direkt neben die Werke platziert, sondern auf einer kleinen Tafel in den jeweiligen Räumen vermerkt. „Ich wollte bewirken, dass die Betrachter sich nicht auf das Erkennen von etwas Gegenständlichem konzentrieren, sondern das Bild als Bild wahrnehmen.“

Besonders im letzten großen Saal, der das Spätwerk des Malers zeigt, wird das Elementare, verbunden mit einer intensiven freien Farbkomposition, erfahrbar. Ob „Mandelblüte in Apulien“ (1972) oder „Marokkanische Steinwüste“ (1966) – es ist „die Harmonie aus Licht und Farbe“, die Bargheer immer angestrebt hatte.

„Eduard Bargheer – Farben, Kinder des Lichts“ bis 26. Februar 2023, Bargheer Museum (S-Bahn Klein Flottbek), Hochrad 75 (Jenischpark), Di-So 11.bis 18 Uhr, Eintritt 7,-/5,- (erm.), www.bargheer-museum.de