Hamburg. Der weiße Bus mit Nachbildungen und einem Spielbereich für Kinder soll Hamburgerinnen und Hamburger für Museumsbesuche begeistern.

Der älteste Faustkeil im Norden Deutschlands von 45.000 vor Christus und ein Paddel aus der Mittelsteinzeit von 6200 vor Christus – das sind zwei der Exponate des Archäologischen Museums Hamburg, die künftig nicht mehr nur im Original in Harburg, sondern in Replik im ganzen Stadtgebiet zu sehen sein sollen.

Um das möglich zu machen, weihte Rainer-Maria Weiss, Museumsdirektor und Landesarchäologe der Stadt, am Donnerstag gemeinsam mit Kultursenator Carsten Brosda (SPD) das sogenannte ArchäoMobil ein. In dem weißen Bus werden in bunten Schaukästen mehrere Exponate gezeigt. Auf einem großen und zwei kleinen Bildschirmen laufen zugehörige Filme.

Mobiles Museum: ArchäoMobil soll Besucher anlocken

„Museen sind statische Gebilde. Wir sitzen in unseren Immobilien mit unseren Sammlungen und hoffen, dass Besucher und Schulklassen kommen“, sagte Weiss. Mit dem mobilen Angebot wolle man nun vor allem neue Zielgruppen zum Museumsbesuch inspirieren. „Das ist keine Notwehr“, sagte der Museumsdirektor.

„Wir merken, dass das Interesse grundsätzlich groß ist – wissen aber auch, dass es eine große Gruppe an Leuten gibt, die sagen: Museum ist nicht meins, da gehe ich lieber zum Fußball oder zum Ballett“, so Weiss. „Diese Schwelle wollen wir nehmen, indem wir auf die möglichen Besucher zukommen, ihnen ein Angebot machen und das Destillat unseres Museums zeigen.“

ArchäoMobil mit Spielbereich für Kinder

Das hat bei der Vorstellung des ArchäoMobils auf dem Rathausmarkt am Donnerstag bereits funktioniert: Vor allem Familien mit kleinen Kindern blieben an dem außen am Mobil angebrachten Grabungsbecken stehen, in dem kleine Besucherinnen und Besucher der Frage nachgehen können: „Was kann man in der Erde finden?“ Auch wenn es in diesem Fall keine Erde, sondern bunte Plastikkugeln sind, in denen mit Schäufelchen und Pinseln gegraben werden kann.

So können Kinder beispielsweise Nachbildungen von Tonscherben, Muschelschmuck und Tonlämpchen finden – parallel zu den Repliken, die in den Vitrinen im Wagen gezeigt werden. Auch ein Faustkeil und eine kleine Ritterfigur, die einen tatsächlich in Harburg gefundenen Ritter darstellt, sind im Becken versteckt. Auf Englisch und Deutsch erklären Museumspädagogen – die „Spurensucher“ des Mobils – den Kindern, was genau sie da gefunden haben.

ArchäoMobil auf Messen, Events und Märkten unterwegs

Das ArchäoMobil wird unter anderem am Tag des offenen Denkmals und dem Reeperbahn Festival im September dieses Jahres sowie dem Hafengeburtstag im kommenden Jahr dabei sein. Neben Events, Messen und Märkten wird es aber auch Jugendzentren, Bürgerhäuser und Stadtteilbüros anfahren, um gezielt Jugendliche und Migranten anzusprechen. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angesetzt.

Gefördert wurde das ArchäoMobil von der Johann-Max-Böttcher-Stiftung, aber auch mit insgesamt 220.000 Euro der „Innovationsoffensive der Museen“ der Behörde für Kultur und Medien. Nach Angaben der Behörde stehen pro Jahr rund 2,5 Millionen Euro zur Verfügung, um Projekte zu fördern, die das Hamburger Publikum besser ansprechen sollen. Insgesamt wurden seit 2019 nach Behördenangaben rund 30 Projekte aus dem Topf finanziert.

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Neben dem ArchäoMobil sind das beispielsweise das Projekt Freiraum am Museum für Kunst und Gewerbe, dessen ehemalige Turnhalle für Hamburgerinnen und Hamburger geöffnet wurde, oder das Projekt Wohnzimmer Altonas, mit dem die Säulenhalle im Altonaer Museum ebenfalls offen zugänglich gemacht wurde. In der Kunsthalle wurden zudem für 13 Sammlungsräume 360 Grad Rundgänge und Augmented-Reality-Anwendungen umgesetzt.

Mit der „KitaBox“ wurde durch die Förderung auch ein museumspädagogisches Tool entwickelt, das kostenfrei Kindergärten und anderen Interessierten Bildungsträgern für Drei- bis Siebenjährige angeboten wird, um in die Farbenlehre einzuführen.