Hamburg. Die Anthologie „Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten“ versammelt weiblichen Humor: erfrischend, klug, unterhaltsam.

Frauen können witzig sein. Doch, das können sie! Eigentlich müssen sie sogar doppelt so viel Witz haben, um mit Humor zu nehmen, dass die Herren das Comedy-Geschäft seit Jahrhunderten für sich beanspruchen. Denn die großen Komiker bleiben meist vor allem eines: männlich.

Ein Versuch, sich dagegen aufzulehnen unternimmt die Anthologie „Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten“, die im Berliner Independent-Verlag Satyr erschienen ist. 33 Frauen zeigen in dieser Sammlung von Texten und Cartoons, wie amüsant ihre Gedankengänge sind. Mal subtiler, mal gerade heraus und mit voller Wucht.

Anthologie mit Beiträgen von 33 Frauen: „Ulknudel“ gehört aus dem Vokabular gestrichen

Die beiden Herausgeberinnen sind seit vielen Jahren erfolgreich im deutschen Humor-Betrieb: Ella Carina Werner, Satirikerin, Redakteurin beim Magazin „Titanic“ und Autorin von „Der Untergang des Abendkleides“, und Katinka Buddenkotte, Autorin und Comedienne. „Späße und Drollerien stehen dem Fräulein nicht an“, zitieren sie ein Benimm-Buch der frühen BRD in ihrem Vorwort und machen unmissverständlich: Das Fräulein hat es faustdick hinter den Ohren und die wenig schmeichelhafte „Ulknudel“ gehört aus unser aller Vokabular gestrichen.

Die Beiträge widmen sich Frauenarzt-Besuchen, den Erkenntnissen im Wochenbett und Tücken des Schlüpfers – aber nicht nur. Das Buch wartet ebenso mit politischen Spitzen und gesellschaft­licher Satire auf. In ihren Arbeiten treten die Autorinnen gegen verstaubte Rollenbilder an und philosophieren über die kleinen und großen Hürden des Lebens.

Es gibt sie, die weiblichen Humoristinnen!

Kirsten Fuchs schreibt über diabolische Freuden auf eBay-Kleinanzeigen, Ina Bruchlos erzählt mit lakonischem Witz von verhängnisvollen Literaten-Partys. Ella Carina Werner fragt sich, wie viele Synonyme die deutsche Sprache für den Zustand der Trunkenheit kennt und Katinka Buddenkotte unternimmt nach dem Lockdown verzweifelte Resozialisierungsversuche. Die Bestsellerautorin Susanne Riedel hat genug davon, den Satz „So sehen Sie aber gar nicht aus“ zu hören, Daniela Böhle stellt sich den Herausforderungen eines Sippentreffens in Bayern. Dazwischen erscheinen immer wieder Cartoons: von Zeugen Jehovas, die sich nicht aus dem Haus trauen bis zur
lyrischen Wohnraumverdichtung.

Die Anthologie bietet ein weites Spek­trum und neue Perspektiven, die Leser und Leserinnen zum Schmunzeln bringen – erfrischend, klug, unterhaltsam. Mit Bravour jonglieren alle Frauen Sprachwitz und Pointen und beweisen ihr Gespür für Komik. Lässigkeit und ruhiger Aufbau treffen auf geballte Gags und schaffen ein so abwechslungsreiches wie reflektiertes Buch. Die Texte funktionieren nicht nur vorgetragen auf der Bühne, sondern lassen sich ebenso gut zu Hause lesen. Nach der Lektüre spätestens ist klar: Es gibt sie, die weiblichen Humoristinnen!