Hamburg. Elmar Lampson leitete die Hochschule für Musik und Theater seit 2004. Ein Gespräch zum Abschied in den Ruhestand.

Am Freitag verabschiedet die Hochschule für Musik und Theater ihren langjährigen Präsidenten Elmar Lampson in den Ruhestand. Lampson, ausgebildeter Komponist und Geiger, hat das Amt 2004 übernommen und die Hochschule durch bewegte Zeiten gesteuert.

Hamburger Abendblatt: Was hinterlassen Sie, wenn am 30. September Ihr Amt als Präsident der Hochschule für Musik und Theater endet?

Elmar Lampson: Ich hinterlasse eine völlig veränderte, strukturell neu aufgestellte und international bestens vernetzte Hochschule. Mein Amtsantritt 2004 war allerdings schwer. Er fiel in die Zeit von Drägers Hochschulreform. Entscheidungskompetenz und Studiengänge wurden strukturell vollkommen verändert, es gab ein sehr schmerzvolles Sparprogramm, und es wurden Studiengebühren eingeführt. Das als Präsident umzusetzen, war eine Herausforderung. Der Spagat zwischen dem Willen zur Weiterentwicklung und der Umsetzung der Sparvorgaben hat meiner ganze Zeit als Präsident geprägt.

Oper und Kirchenmusik, Schauspiel, Jazz, Pädagogik und vieles andere – wie hält man ein so heterogenes Gebilde zusammen?

Es gab ein Interesse an Zusammenarbeit, an gemeinsamen Konzerten, an Querverbindungsstrukturen. Ich will nicht sagen, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Aber trotzdem war ein großer Wille zur Verständigung da.

Aber wenn das Geld knapp ist, dann kommt es doch zum Schwur, wenn es verteilt wird.

Von Anfang an haben Menschen mitgeholfen, große Drittmittel- und Förderungsprojekte auf den Weg zu bringen. Den Aufbau der Theaterakademie und neue Räume für die Theaterakademie haben die Stadt und Stiftungen letztendlich sehr unterstützt. Dann kamen der Bau der JazzHall von der Dr. Langner Stiftung und die erhebliche Aufstockung der Jazz-Studienplätze. Und Professoren aus dem Multimediabereich haben gleich zweimal den Wettbewerb „Innovative Hochschule“ gewonnen, der Millionenbeträge für die technische und inhaltliche Weiterentwicklung gebracht hat.

Wie sehen Sie das Niveau der Hochschule auf dem Gebiet der Instrumentalausbildung im Vergleich zu anderen Instituten?

Einige Klassen sind an der Weltspitze, die Trompetenklasse etwa oder die Harfenklasse. Im Klavierbereich sind sehr viele internationale Preise gewonnen worden, angefangen bei Anna Vinnitskaya, die den Königin-Elisabeth-Wettbewerb gewonnen hat. Der Holzbläserbereich ist zu klein. Hier werden dringend mehr Professuren gebraucht.

Wie viel Prozent Ihrer Absolventen in den instrumentalen Fächern bekommen innerhalb von fünf Jahren eine feste Stelle in einem Berufsorchester?

Da kann ich leider nicht mit Statistiken dienen. Aber ein Ziel unserer Arbeit war, den Fokus auf die unbefristete Orchesterstelle als alleinigen Maßstab für ein erfolgreiches Studium zu erweitern. Wenn man ein Orchesterinstrument studiert, muss die Ausbildung mehr Optionen bieten. Dafür haben wir das Career Center.

Hochschulen bilden wesentlich mehr Musiker aus, als in den Berufsorchestern unterkommen. Die Aussichten, als freischaffender Künstler auskömmlich zu verdienen, sind dramatisch schlecht; in einer aktuellen Erhebung des Deutschen Musikrats ist von einem monatlichen Durchschnittseinkommen von unter 1100 Euro die Rede. Warum wird nicht früher gefiltert?

Der Eindruck, dass wir Absolventen entlassen, die später unter dem Existenzminimum leben, ist einseitig. Mit dem Career Center, mit der besseren Vernetzung von Pädagogik und Instrumentalspiel, mit dem Institut für Kultur- und Medienmanagement zeigen wir auch andere Berufsperspektiven auf.

Auch im Kulturmanagement kann man von vielen Jobs kaum leben.

Rein ökonomische Überlegungen gehen an der Motivationswirklichkeit der Menschen vorbei. Ich habe einmal einen jungen Pianisten gefragt: Wie wollen Sie später einmal leben? Und er antwortete: Ich möchte möglichst oft und möglichst gut Klavierspielen. Das ist das, wofür die Leute brennen. Es muss in der Gesellschaft einen Ort für die Spitzengruppe der hochbegabten jungen Leute geben. Dass nach der Schule einige Semester lang Geige spielen, Klavier spielen, Fagott spielen der Mittelpunkt des Lebens sein darf, das ist gesellschaftlich nötig. Sonst hat die Kunst keinen Nährboden.

Wie viel Wertschätzung erfährt in die Hochschule von der Kaufmannsstadt Hamburg?

Erstens, Hamburg ist eine fantastische Mäzenatenstadt. Zweitens gibt es in der Politik eine sehr große Wertschätzung und Unterstützung in allem, was Projekte betrifft. Aber was sich drittens wie ein chronischer Zahnschmerz durch die ganzen 18 Jahre gezogen hat, ist das permanente Abschmelzen des allgemeinen Etats. Ich nenne Ihnen nur einen Indikator: Als ich anfing, wurden etwa vier Prozent der Lehre von Lehrbeauftragten gegeben. Heute sind wir bei 30 Prozent Lehrbeauftragten…

…in prekären Arbeitsverhältnissen.

Und der Gipfel ist: Die Honorare der Lehrbeauftragten sind zuletzt vor 14 Jahren erhöht worden. Der Stundensatz liegt unterhalb dem der Jugendmusikschule. Das ist eine unverantwortliche Politik.

Was sollte Ihr Nachfolger besser machen?

Mir ist es in 18 Jahren nicht gelungen, dieses Abschmelzen des Etats zu verhindern. Da wünsche ich meinem Nachfolger Jan Philipp Sprick mehr Erfolg.