Hamburg. Lesung, Kunstmesse und das NDR Jugendsinfonieorchester musiziert – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Ob auf der Arena-Bühne in Bahrenfeld, im neuen Centralkomitee in St. Georg oder in der Elbphilharmonie – in der Stadt wird fleißig gesungen und gespielt. Dazu eine prominent besetzte Lesung im Schauspielhaus, eine Kunstmesse im ehemaligen Karstadt-Sport-Haus, ein Kleinkunstpreisträger im Lustspielhaus und ganz viel Theater für Kinder – der September klingt vielfältig aus.

KONZERT

Für Udo Lindenberg ist er „Klüsen“, für alle anderen einfach nur Clueso: der gebürtige Erfurter, der sich über die Jahre vom Rapper zum Konsens-Sänger und -Songschreiber gewandelt hat – und doch Entertainer geblieben ist. Immer zu Scherzen aufgelegt und angenehm bodenständig tritt der Vollblut-Musiker auf die großen Bühnen Deutschlands wie auch an diesem Sonnabend, 24. September, in der Barclays Arena.

Dort wird die gute Stimmung bei Liedern wie „Tanzen“ oder „Willkommen zurück“ von seinem zehnten Album, das schlicht „Album“ heißt, unvermeidlich. Zwischenzeitlich dürften im Publikum auch einige Lacher nicht ausbleiben.

Clueso Sa 24.9., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 52,50 im Vorverkauf; www.clueso.de

LESUNG

Mit dem Roman „Das Ende von Eddy“ erzielte der französische Schriftsteller Édouard Louis weltweit einen riesigen Erfolg. Beim Harbour Front Literaturfestival liest er aus seinem neu erschienenen Werk „Anleitung ein anderer zu werden“. Darin erzählt der 29-Jährige seine eigene Geschichte und wie es ihm gelungen ist, von einem Jungen aus einem armen Dorf zu einem großen Autor zu werden. Am Sonntag dabei ist auch Eva Mattes, die am Deutschen Schauspielhaus in der Bühnen­adaption von Louis’ Roman „Die Freiheit einer Frau“ mitspielt.

Schauspielerin Eva Mattes ist Gaststar bei der Lesung von Édouard Louis beim Harbour Front Literaturfestival
Schauspielerin Eva Mattes ist Gaststar bei der Lesung von Édouard Louis beim Harbour Front Literaturfestival © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Christoph Schmidt

„Die Anleitung ein anderer zu werden“ So 25.9, 20.30, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten ab 15,- unter www.harbourfront-hamburg.com

KUNSTMESSE

„Geh ganz nah ran. Du musst nichts wissen, nur dich begeistern lassen“, so lautet das betont niedrigschwellige Motto der „paper positions“, der Messe für Kunst auf und mit Papier. Nach der Hamburger Premiere im Brandshof vergangenes Jahr, die noch sehr von Corona-Beschränkungen geprägt war, zieht vom 29. September bis 2. Oktober die zweite Ausgabe ins Jupiter, das Ex-Karstadt-Sport-Gebäude an der Mönckebergstraße. Rund 50 Galerien aus Hamburg, aber auch aus ganz Deutschland präsentieren im zweiten Stockwerk jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler, von Emil Nolde über Martin Kippenberger bis zum Hamburger Maler Jochen Hein.

Die Direktoren Kristian Jarmuschek und Heinrich Carstens sowie die Galeristinnen und Galeristen legen Wert auf den Austausch mit ihrem Publikum. Wegen der persönlichen Atmosphäre und der erschwinglichen Preise für die kleinformatigen Werke gilt die „paper posi­tions“ als ideale Einstiegsmesse in den Kunstmarkt.

„paper positions Hamburg 2022 – the show“ 29.9.–2.10., Jupiter (U/S Hbf.), Mönckebergstraße 2–4, Do 18.00–22.00, Fr + Sa 12.00–19.00, So 12.00–18.00, Eintritt frei, www.paperpositions.com

(MUSIK-)COMEDY

Ein selbst ernannter „Neo-Clown“ aus Berlin zur Neueröffnung einer Hamburger Kleinkunst-Institution – Alexander Bojcan alias Kurt Krömer macht’s möglich. Der mehrfach ausgezeichnete Komiker,, TV-Moderator („Chez Krömer“) Grimme-Preisträger und Erfolgsautor („Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression“) gastiert am Montag und Dienstag zum Start des Centralkomitees in St. Georg, das 19 Jahre lang Polittbüro hieß.

Komiker Kurt Krömer, 1974 als Alexander Bojcan in West-Berlin geboren, spielt gleich zweimal zum Start von Michel Abdollahis Centralkomitee
Komiker Kurt Krömer, 1974 als Alexander Bojcan in West-Berlin geboren, spielt gleich zweimal zum Start von Michel Abdollahis Centralkomitee © Urban Zintel | Urban Zintel

Es soll noch Restkarten fürs Soft-Opening geben, wenn Krömer zwei Vorpremieren seines Programms „Die Gönnung steigt“ spielt. Mehr gibt es für den aus Polittbüro-Zeiten, insbesondere aber aus der ZDF-„heute show“ bekannten Anarcho-Komiker Friedemann Weise. Der Gummersbacher, 2014 Zweiter beim Hamburger Comedy-Pokal, steht als skurriler Singer-Songwriter in seinem dritten Programm „Bingo! Drei Akkorde, die Wahrheit und andere Lügen“ auch für schräge Musik-Komik.

K. Krömer: „Die Gönnung steigt“ Mo 26./Di 27.9. F. Weise „Bingo! Drei Akkorde...“ Fr 30.9., jew. 20,00, Centralkomitee (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu 29,40 bzw. 19,90: www.centralkomitee.de

KONZERT

No Angels heißt die Band, fragen kann man sich dennoch, ob diese vier von einem feministischen Pop-Gott auf die Erde geschickt wurden. Nach 22 Jahren ist die dem RTL-Showformat „Popstars“ entstammende Pionier-Girlgroup zu einer Ikone im deutschen Pop geworden. Außer Glitzer und Glamour hat ein ewiger Kampf gegen Klischees den Weg der Band geprägt, doch sie hat gleich mehrere Pausen überstanden.

Mit einer Energie, mit der Sandy, Lucy, Nadja und Jessy am Sonntag auch in der Barclays Arena auftreten wollen. Ob der erste große Hit „Daylight In Your Eyes“, das Eurythmics-Cover „There Must Be An Angel“ oder das betörende „When The Angels Sing“ – Engelsgesang geht auch, ohne selbst eine(r) zu sein.

No Angels So 25.9., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 62,40 im Vvk.; www.noangels.net

Auch 22 Jahre nach ihrer Gründung keine Engel: Die No Angels Nadja ­Benaissa, Sandy Mölling, LucyDiakovska und Jessica Wahls (v. l.) feiern seit 2021 ihr Comeback.
Auch 22 Jahre nach ihrer Gründung keine Engel: Die No Angels Nadja ­Benaissa, Sandy Mölling, LucyDiakovska und Jessica Wahls (v. l.) feiern seit 2021 ihr Comeback. © Ben Wolf | BEN_WOLF

KABARETT

Christoph Sieber ist Schwabe – einer, bei dem man sich meist freut, wenn er das Maul aufreißt. Liegt nicht nur daran, dass der 52-Jährige passabel hochdeutsch spricht, sondern auch, dass der Satiriker was zu sagen hat. „Mensch bleiben“ heißt das stets aktuelle Programm des Deutschen Kleinkunstpreisträgers und Moderators der ältesten deutschen Kabarettsendung WDR-„Mitternachtsspitzen“.

Gast im Lustspielhaus: Kleinkunstpreisträger Christoph Sieber
Gast im Lustspielhaus: Kleinkunstpreisträger Christoph Sieber © TATIANA KURDAFOTOGRAFEN-WELT | TATIANA KURDAFOTOGRAFEN-WELT

In seinem sechsten Solo blickt Sieber gnadenlos auf Politik, Kunst und Gesellschaft, fragt sich etwa, weshalb die, denen wir unsere Kinder anvertrauen, schlechter bezahlt werden als die, denen wir unser Geld anvertrauen. Antworten und mehr gibt der studierte Pantomime am Donnerstag und Freitag im Lustspielhaus.

„Mensch bleiben“ Do 29./Fr 30.9., jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 20,- (erm.) bis 37,-: T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de

KLASSIK

Das raue Klima des Nordens umgibt die Elbphilharmonie und schleicht sich am 28. September durch die Türen des Großen Saales: Zum Dirigat Stephan Geigers werden die Nachwuchsmusizierenden des NDR Jugendsinfonieorchesters ihr Programm „Baltic Sound“ präsentieren. Werke von Söderman, Rautavaara, Jean Sibelius aus den Schallbechern der Trompeten und Saiten der Violinen der Talente sollen an diesem Abend belegen, dass Alter eben doch nur eine Zahl ist.

Das NDR Jugendsinfonieorchester präsentiert das Programm „Baltic Sound“ im Großen Saal der Elbphilharmonie.
Das NDR Jugendsinfonieorchester präsentiert das Programm „Baltic Sound“ im Großen Saal der Elbphilharmonie. © HA

NDR Jugendsinfonieorchester Mi 28.9., 20.00, Elbphilharmonie (U Baumwall, Bus 111), Platz der Deutschen Einheit 4, Karten ab 13,-; www.elbphilharmonie.de

FÜHRUNG

Der ehemalige Hannoversche Bahnhof war einst zentraler Ausgangspunkt für Deportationen aus Hamburg und Norddeutschland. Mehr als 8000 Menschen wurden zwischen 1940 und 1945 von hier in Gettos, Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht. Ein Rundgang erzählt vom historischen Geschehen und fragt nach den Hintergründen: Wie sahen die Abläufe vor der Deportation aus? Was geschah den Deportierten danach? Dabei sind es die Einzelschicksale, die der Geschichte ein Gesicht geben und sie nicht in Zahlen untergehen lassen.

Erkundung eines historischen Ortes: Hannoverscher Bahnhof“ Mi 28.9., 18.00, Info-Pavillon denk.mal Hannoverscher Bahnhof (U HafenCity Universität), Lohseplatz 1; www.gedenkstaetten-hamburg.de

KINDERTHEATER

Kleinen und auch größeren Theatergängern bietet das Hamburger Kindertheater-Treffen unter dem Motto „auf die Plätze!“ bis zum Donnerstag, 29. September, ein Programm mit 15 aktuellen Inszenierungen. Die Formation Kirschkern Compes & Co. etwa zeigt ihre Bühnenversion des beliebten Bilderbuches „Das Neinhorn“ (25.9., 11 Uhr, Fundus Theater) von Marc-Uwe Kling für Kinder ab fünf Jahren. Und Das Puppen.etc Theater mit Figuren lädt ebenfalls im Fundus Jugendliche ab 13 Jahren in „Pling! Kasper mach(t) das Licht an!“ (29.9., 18 Uhr) zu volkstümlichem Kasperltheater.

„Auf die Plätze!“ – Hamburger Kindertheater-Treffen 2022 bis Do 29.9., Fundus-Theater, Sievekingdamm 3, HoheLuftschiff, Kaiser-Friedrich-Ufer 27, Hamburger Puppentheater, Bramfelder Straße 9, Karten zu 8,20 bis 12,- (Erw.), 7,10 bis 8,- (K.); hamburger-kindertheater.de