Das magische Theater-Spektakel wird von zwei auf eine Show halbiert. Die Preise sinken. So begründet der Produzent die Maßnahme.

  • Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene Kind“ am Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg wird stark gekürzt
  • Nur noch eine Einzelvorstellung soll von Februar an die komplette Geschichte erzählen
  • Produzent Maik Klokow begründet die Maßnahe mit der nachlassenden Nachfrage. Auch die Ticketpreise dürften eine Rolle spielen

550.000 Tickets sind bis heute für die deutschsprachige Inszenierung des Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene Kind“ verkauft, 174-mal wurde die Show seit ihrer Premiere vor neun Monaten im Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg gespielt. Nun lässt die Nachfrage nach, und die Veranstalter reagieren: „Harry Potter“ wird stark gekürzt. Nicht mehr zwei Teile, sondern nur noch eine Einzelvorstellung soll von Februar an die komplette Geschichte erzählen.

Der Originalstoff von Joanne K. Rowling, der nicht ihre Romane auf der Bühne abbildet, sondern die Fortsetzung der berühmten Hogwarts-Saga erzählt, wird in Hamburg nach dem Londoner Vorbild bislang in zwei Abschnitten gezeigt, die man entweder an einem sehr langen Theater-Tag erleben kann oder an zwei Abenden hintereinander. In jedem Fall braucht man zwei Tickets – noch. Denn von Mitte Februar an wird die Inszenierung auf eine kompakte Vorstellung gekürzt. Statt zweimal zwei Stunden und 50 Minuten wird „Harry Potter und das verwunschene Kind“ künftig nur noch insgesamt dreieinhalb Stunden dauern – inklusive einer etwa halbstündigen Pause.

Harry Potter in Hamburg: „Mehr Magie pro Minute“?

„Mehr Magie pro Minute“ verspricht Produzent Maik Klokow, was die geschickt formulierte Vermarktung einer Herausforderung sein dürfte, vor der im Moment viele Veranstalter stehen: Das Publikum lässt sich nicht mehr so lässig zum Kulturbesuch verlocken wie noch vor wenigen Jahren, die Gründe sind vielfältig. Die Entwöhnung während der teils ausgedehnten Corona-Schließungen spielt eine Rolle, die noch nicht beendete Pandemie ebenfalls. Immer wieder werden Konzerte oder Theatervorstellungen auch kurzfristig abgesagt oder verschoben, die Planbarkeit ist eine andere als früher.

Zwar seien die „Harry Potter“-Karten nach wie vor „heiß begehrt und wir sind sehr zufrieden mit den bisherigen Verkäufen“, sagt Klokow. „Letzten Monat hatten wir beispielsweise eine Auslastung von 98 Prozent. Über alle Monate gesehen sind es durchschnittlich 90 Prozent Auslastung gewesen.“ Allerdings seien weit im Voraus gebuchte Tickets seit einiger Zeit rückläufig, kurzfristige Buchungen nähmen überproportional zu.

Die Ticketpreise dürften eine weitere Rolle spielen. Die Energiekrise spüren auch jene im Portemonnaie, die ihr Geld bislang regelmäßig in Kulturerfahrungen angelegt haben. Nicht jeder kann oder möchte sich angesichts der Belastungen und unklaren finanziellen Aussichten der kommenden Monate zwei Mal zwei Eintrittskarten für zusammen bis zu 559,80 Euro leisten: So viel würde der Besuch eines Paares auf guten Plätzen im Parkett an diesem Wochenende kosten. Eine mögliche Hotelübernachtung für auswärtige Gäste und das Essen vor Ort noch nicht eingerechnet.

Harry Potter: So viel kosten die Karten der kürzeren Show

Nun soll die kürzere Show also auch entsprechend günstiger werden und der zeitliche Aufwand übersichtlicher: „Unser Ansporn ist es, mit ,Harry Potter und das verwunschene Kind’ ein unvergessliches Erlebnis zu bieten und es für so viele Menschen wie möglich uneingeschränkt erlebbar zu machen. Der Wechsel zu einer einteiligen, kompakten Show macht das möglich“, erklärt Maik Klokow und verspricht „optimale Planbarkeit des Theaterbesuchs“ und einen „attraktiven Preis ab 59,90 Euro“. Bislang lag der Mindestgesamtpreis (von Sonderangeboten abgesehen) bei 99,90 Euro.

Das Theater selbst spare durch den Schritt übrigens nicht, sagt Klokow: „Im Gegenteil, wir haben sogar einen höheren Aufwand, da ,Harry Potter und das verwunschene Kind’ dann ab Februar 2023 an sechs Tagen statt zuvor fünf Tagen aufgeführt wird.“ Er müsse dafür bis zu 20 Prozent Personal aufstocken.

Allein ist er mit dieser Entscheidung nicht: Die „Harry Potter“-Standorte in New York, Melbourne, Tokio und Toronto haben ihre Shows bereits umgestellt. Nur in London ist weiterhin die auf zwei Theatervorstellungen angelegte Originalinszenierung zu sehen.

Harry Potter: So lange wird die Doppelshow in Hamburg noch gezeigt

Regisseur John Tiffany, der für alle Shows weltweit die Abläufe verantwortet, ist zuversichtlich, dass die neue Version auch im Mehr! Theater am Großmarkt gut angenommen wird: „Nachdem wir gesehen haben, wie das Publikum in Nordamerika, Australien und Japan auf diese kompakte Version von ,Harry Potter und das verwunschene Kind’ reagiert hat, sind wir nun sehr stolz darauf, es mit unserem Publikum in Hamburg und im deutschsprachigen Raum zu teilen.“

Wer die Doppelshow noch sehen möchte, hat dazu bis zum 8. Januar 2023 Gelegenheit. Die neue Kompaktvorstellung läuft ab 19. Februar, die Karten sind ab sofort im Verkauf.