Hamburg. Der Blutsauger und seine Brut sind einfach nicht totzukriegen. Manchmal kommen sie sogar per Post – oder zum süßen Frühstück.

Unsterblichkeit – kaum weniger als das braucht es wohl, um all die Filme und Serien zu schauen, in denen Vampire im Allgemeinen und die blutigen Untaten des Grafen Dracula im Besonderen die Hauptrolle spielen. Von Murnaus „Nosferatu“ bis zu „True Blood“, von den legendären B-Movies der Produktionsfirma „Hammer“ bis zu Kuriositäten wie „Blacula“ (Dracula ist ein Schwarzer) und „Vampyros Lesbos“ (Blutsaugen ist Sex, und zwar mehr denn je) reicht das Angebot, das ab dieser Woche im Hamburger Imperial Theater (s. u.) durch die natürlich nicht erste Theatervariante des Stoffs ergänzt wird.

Aber das ist noch längst nicht alles, denn der Beißer aus Transsylvanien und seine rund um den Globus verstreute Brut haben in den vergangenen Jahrzehnten noch ganz andere Orte des Schreckens gefunden. Eine Auswahl.

Dracula auf Briefmarken

Dracula-Darsteller Bela Lugosi widmete die US-Post 1997 eine Briefmarke.
Dracula-Darsteller Bela Lugosi widmete die US-Post 1997 eine Briefmarke. © Getty Images/iStockphoto | PictureLake

Selbstverständlich ist die irische Post hier einer der Vorreiter, war Bram Stoker, Autor des 1897 erstmals veröffentlichten Dracula-Romans, doch Ire. Zum 100. Jubiläum kam ein Block mit vier Marken heraus, zum 100. Todestag von Stoker im Jahr 2012 gab es Nachschlag. Bela Lugosi, der wohl berühmteste Dracula-Darsteller, wurde von der US-amerikanischen Post 1997 mit einer 32-Cent-Marke in der Reihe „Classic Movie Monsters“ geehrt.

Besonders gruselig, weil in ihrer Anmutung sehr expressionistisch, ist die Dracula-Briefmarke der kanadischen Post. Und natürlich darf auch Rumänien nicht fehlen: Besonders schön (und inzwischen nur schwer zu bekommen) ist ein Markenset von 1959, der unter anderem den slawischen Heerführer Vlad Țepeș zeigt, an dessen von Gräueltaten gespickter Geschichte sich Stoker orientierte.

Dracula im Comic

Neben all den erwartbaren, oft recht konventionellen bunten und schwarz-weißen Bildergeschichten gab und gibt es immer wieder Vorstöße, den Dämon zur Dämonin zu machen. Sehr erfolgreich mit der Reihe „Vampirella“, die 1969 startete und ihren Ausgangspunkt im All nahm, auf dem Planeten Drakulon. Weil da nicht mehr alles rund läuft, geht es auf die Erde – natürlich mit problematischen Konsequenzen. Immer neue Nebenreihen haben in den vergangenen Jahrzehnten die Geschichte für Neueinsteiger einigermaßen undurchdringlich gemacht. Das gilt auch für die „Draculina“-Reihe, die Anfang des Jahres in den USA gestartet ist. Es wird kräftig zugebissen, soviel ist klar, und die Bilder von Michael Sta Maria sind toll. Aber worum es genau geht? Tja...

Dracula in der Kunst

Von Micky Mouse bis Marilyn Monroe – besonders US-amerikanische Filmheroen hatten es Andy Warhol (1928-1987) angetan; er verewigte sie in seinen berühmten poppigen Siebdrucken. 1974, das Jahr, in dem „Emmanuelle“ erstmals die ganze Welt erotisch revolutionierte, sorgte auch der Pop Artist für Aufsehen: Regisseur Paul Morrissey brachte „Andy Warhol’s Young Dracula“, einen Horrorfilm mit viel nackter Haut, in die Kinos. In der Hauptrolle: der blutjunge Udo Kier auf der Suche nach einer jungfräulichen Braut. Einige Jahre später wurde auch sein Konterfei gesiebdruckt.

Dracula als Frühstück

Süßes, sonst gibt’s Saures: die „Count Chocula“ Frühstücksflocken.
Süßes, sonst gibt’s Saures: die „Count Chocula“ Frühstücksflocken. © General Mills

Schrecklich lecker, so lässt sich das – allerdings ganz schön süße – Frühstücksflockenangebot der US-Firma General Mills zusammenfassen, das es seit 1971 gibt. Seit damals besonders beliebt: „Count Chokula“ auf Schoko-Maisbasis mit Marshmallows. Der freundliche Beißer auf der Verpackung gönnt sich selbst eine ordentliche Portion, in der Vergangenheit gab es häufiger Beigaben wie Sammelkarten, Poster, Monstermasken und sogar mal eine Single mit Nummern wie „The Monsters Go Disco“.

Dracula zum Hören

Einen „Film ohne Bilder“ habe er geschaffen, schrieb der Komponist Pierre Henry (1927-2017) über seine gut 50-minütige Komposition „Dracula“, die weit über die Neue-Musik-Szene hinaus für Aufmerksamkeit sorgte, weil der Franzose nämlich – ein Sakrileg! – Musik aus Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ mit allerlei Gruselsounds aus der Elektronikkiste kombinierte.

Da gibt es unheilvoll nahende Schritte, krachenden Donner, Angstschreie – und immer wieder wagnersche Leitmotive. Eine akustische Reise ins Tal der Finsternis. Sorgt für erhöhten Puls und schwitzige Hände.

Dracula für Kinder

Weniger gruselig, sondern lehrreich und modisch ganz weit vorne ist Graf Zahl in der „Sesamstraße“. Die aus dem US-Amerikanischen adaptierte Vampir-Marionette („Count von Count“) und Bela-Lugosi-Parodie zählt in seidengrünem Cape alles, was in seinem Schloss nicht niet- und nagelfest ist (untermalt von Blitzen, Fledermausgeflatter, grellem Lachen und herrlich gerolltem R).

Film-Kuriosum: der unfreiwillig komische Horrorfilm „Blacula“.
Film-Kuriosum: der unfreiwillig komische Horrorfilm „Blacula“. © picture-alliance / Mary Evans Picture Library | Rights Managed

Statt Halloween könnte man getrost mal Graf Zahltag feiern – sein Geburtstag ist der 9. Oktober. Dafür unbedingt rechtzeitig „Count Chokula“-Flocken besorgen!