Hamburg. Die Ausstellung „Mining Photography“ zeigt den ökologischen Fußabdruck der Bildproduktion, wie den Bedarf an Silber und Seltenen Erden.

Hamburg steht durch die Triennale der Photographie derzeit stark im Zeichen der Bildkunst. Auch in „Mining Photography. Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion“, sind bis zum 31. Oktober fotografische Kunstwerke zu sehen – aber nicht nur. Im Zentrum der von Esther Ruelfs, Leiterin der Sammlung Fotografie und neue Medien am Museum für Kunst & Gewerbe, und dem Künstler und Autor Boaz Levin kuratierten Schau steht die Frage nach den Materialien sowie der Bedeutung des Abbaus und der Entsorgung zentraler Rohstoffe in Zeiten des Klimawandels.

Ruelfs bringt es anlässlich eines Rundgangs auf den Punkt: „Als Veganer kann man eigentlich nicht fotografieren.“ Die Fotografie war immer abhängig von Rohstoffen wie Kupfer, Kohle und Bitumen, Silber, Papier und Seltenen Erden. Sie entwickelte sich parallel zum kapitalistisch geprägten Aufkommen der industriellen Massenproduktion – mit all ihren ökologischen Schattenseiten. Die Ausstellung widmet sich exemplarisch den genannten fünf Rohstoffen. Jede Station ist mit
historischen Objekten, zeitgenössischen Kunstwerken und einem Experten-Interview per Video versehen und bietet damit einen vielschichtigen Zugang.

Ausstellung Hamburg beginnt mit Daguerreotypie aus Kupfer

Mit einer Daguerreotypie aus Kupfer aus der Sammlung fängt es an. Sie stammt von Hermann Biows und zeigt Alexander von Humboldt. Der Weltreisende und Universalgelehrte, der früh über den von Menschen verursachten Klimawandel schrieb, war auch ein Mineralien sammelnder Geologe und brachte von seiner ersten Reise 1799 Metalle mit, die zu den Bestandteilen von Daguerreotypien werden sollten.

Die Bedeutung von globalem Handel, wenn es um die Ausbeutung von Bodenschätzen geht, zeigt sich daneben in der zeitgenössischen Installation „Hygieia Watches Over Us“ von Ignacio Acosta, in dem er den Schornstein der Hamburger Kupferproduzenten Aurubis mit der Skulptur der Hygieia im Hof der Hamburger Handelskammer verbindet und auf die wasserintensive Kupfer-Industrie verweist. Im Kapitel Fossile Brennstoffe, Kohle und Bitumen wiederum begegnet man den Brüdern Oscar und Theodor Hofmeister.

Künstlerin sammelte Kohlenstoff aus der Luft

Sie haben Moorlandschaften mithilfe eines Gummidruckverfahrens dargestellt und dabei mit Ruß gearbeitet. Und die Künstlerin Anaïs Tondeur ist zusammen mit zwei Klimaforscherinnen und -forschern von der schottischen Fair Isle bis in den Süden Englands gelaufen und hat dabei Kohlenstoff aus der Luft gesammelt. Diese Rußpartikel füllte sie als Pigment in Druckerkartuschen und fertigte daraus Landschaftsfotografien.

Das Edelmetall Silber wird bis heute in der Fotografie benötigt. „Wenn wir ein Foto anschauen, sehen wir kleine Silberpartikel“, so Esther Ruelfs. Dafür benötige man gar nicht so wenig, drei Gramm pro Quadratmeter Film. Mit dem Aufstieg zum Massenmedium und zunehmend automatisierten Verfahren wurde der Bedarf an Silber immer größer.

Ausstellung Hamburg: Keine Kritik am Medium Fotografie

Im Kapitel „Das Papier und seine Beschichtung“ wiederum sind Fotoarbeiten von Madame d’Ora zu sehen, die die Realität industrialisierter Fleischproduktion im 19. Jahrhundert dokumentieren. Im 20. Jahrhundert lieferte sie die benötigte Gelatine aus Rinderknochen. Tobias Zie­lony wiederum zeigt mit „Blackbox Wolfen“ eine Arbeit basierend auf Recherchen in der ehemaligen Agfa-Orwo-Filmfabrik in Wolfen. Er verweist unter anderem auf die Arbeitsbedingungen von Frauen, die in der Filmfabrik im Dunkeln gearbeitet haben und dabei erheblichen giftigen Chemikalien ausgesetzt waren.

Angekommen bei den „Seltenen Erden“, die sich auch in Smartphones finden, beschleichen den Besucher gemischte Gefühle. Die Ausstellung formuliert keineswegs eine Kritik am Medium Fotografie. Aber angereichert mit vielen wertvollen Informationen, die durch die 170 Arbeiten auch in eigenwillige Schönheit verwandelt werden, wird man sich bewusst, dass auch die Fotografie mit den Veränderungen der Umwelt verwoben ist.

Die Ausstellung „Mining Photography. Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion“ läuft bis zum 31.10. im Museum für Kunst & Gewerbe, Steintorplatz, Di–So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr, www.mkg-hamburg.de