Hamburg. Kirsten Boie verlieh im Literaturhaus zum zweiten Mal den nach ihr benannten Preis für Kinderliteratur – an zwei Hamburgerinnen.

„Lesen ist das Nadelöhr in die Gesellschaft“, hat Hamburgs Ehrenbürgerin Kirsten Boie vor ein paar Jahren formuliert. Sie ist bekanntermaßen selbst Kinderbuchautorin, eine der berühmtesten und erfolgreichsten noch dazu („Der kleine Ritter Trenk“, „Wir Kinder aus dem Möwenweg“, „Ein Sommer in Sommerby“) – und eine unermüdliche Lobbyistin für die Leseförderung.

Und auch, wenn es ihr, wie sie am Mittwochabend im Hamburger Literaturhaus gestand, immer noch etwas merkwürdig vorkommt, dass eine Auszeichnung ihren eigenen Namen trägt, ist doch eines unerlässlich dafür, dass möglichst viele Kinder möglichst viele Bücher zur Hand nehmen: guter Stoff. Zum zweiten Mal wurde darum nun der Kirsten-Boie-Preis der Hamburger Literaturstiftung verliehen, der es sich zum Ziel setzt, vielversprechende Manuskripte zu entdecken, die zu tollen Kinderbüchern werden sollen.

Kirsten-Boie-Preis: Hamburger Autorinnen geehrt

Nach „Mission Kolomoro“ der ersten Boie-Preisträgerin Julia Blesken – der fertige Roman der Berlinerin ist mittlerweile im Oetinger Verlag erschienen und sehr empfehlenswert – hat die Jury diesmal die Texte zweier Hamburger Autorinnen ausgesucht: Der mit 5000 Euro und einem Verlagsvertrag (diesmal mit Carlsen) dotierte erste Preis ging an Uticha Marmon und ihr Manuskript „Frieda und Nikki, die Grenzkuh und der zufällige Weltfrieden“, das Förderstipendium (ein Lektorat ihres eingereichten Textes) erhielt Tanja Schwarze für „Die Stunde des Ogers“.

Die „Kinderliteraturhauptstadt Hamburg“ habe mit ihnen „zwei neue Botschafterinnen“, freute sich Kultursenator Carsten Brosda via Video-Grußbotschaft, bevor die Autorinnen aus ihren noch unvollendeten Werken lasen und sich über weitere Lobesworte freuen durften: „Frieda und Nikki, die Grenzkuh und der zufällige Weltfrieden“ sei „Literatur, die sich für Kinder interessiert, von Kindern erzählt und Kindern viel zutraut“, urteilte die Jury.

Tanja Schwarze freut sich "über jede Förderung, die ich kriegen kann"

Das gilt nicht nur für den Siegertext, der so lässig wie pointiert vom Krieg in einem Ort namens Elend erzählt, sondern auch für die atmosphärisch sehr dichte Geschichte von Tanja Schwarze.

Die freute sich offen und herzlich über „jede Förderung, die ich kriegen kann“: „Der Schreibprozess ist einsam, ich bin für Selbstzweifel empfänglich. Diese Auszeichnung verschafft mir so viel Motivation für meine Arbeit!“ Auch Autorinnen haben bisweilen mit Nadelöhren zu kämpfen.