Hamburg. Zum ersten Mal wurde die Auszeichnung im Literaturhaus verliehen – eine Feier mit Ehrenbürgerin, Senator und Live-Musik.
Zu den skurrilsten Anweisungen, an die man sich, wenn dereinst alles „Post-Corona“ sein wird, mit einem Kichern erinnern wird, gehört jene von Literaturhaus-Chef Rainer Moritz: Zum Getränkeholen an der Bar gehöre der Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt, erinnert er sein Publikum. Wenn das Glas zum Mund geführt wird, empfehle er allerdings das Absetzen desselben. Eine Pointe, natürlich, geboren allerdings aus der Erfahrung, dass das offenbar nicht jedem so klar sei.
Ein liebevoll erzählter Kinder-Roadtrip von Julia Blesken
Es ist auch sonst ein einprägsamer Abend: die allererste Verleihung des neu geschaffenen Kirsten-Boie-Preises für Kinderliteraturmanuskripte, das erste analoge Grußwort, das der Kultursenator nach Wochen ohne hält (er kann es noch), das erste Mal Live-Musik für die meisten der wenigen Anwesenden. Ein leibhaftiger Sänger vor leibhaftigem Publikum, Abi Wallenstein begleitet die Preisverleihung musikalisch. Im Zentrum aber, und so muss es natürlich sein, stehen trotz all dieser neuen alten Erfahrungen zwei ganz andere Debüts: die Buchmanuskripte der Berliner Autorin Julia Blesken und der Bonner Autorin Rebecca Elbs.
Für „Auf dem Weg nach Kolomoro“ erhält Blesken nicht nur 5000 Euro, sondern auch einen Buchvertrag mit dem Hamburger Oetinger Verlag. Ein kantiger, witziger und – das wird schon im kurzen Einblick, den Julia Blesken gewährte, sehr deutlich – ausgesprochen liebevoll und mit großer Zuneigung zu den Figuren erzählter Kinder-Roadtrip ist ihr da gelungen, der seinen Ausgang auf einem Supermarkt-Parkplatz nimmt. Die Autorin entlasse ihre Figuren „ins Leben, um zu beobachten, wie sie damit klarkommen – ein literarisches Verfahren, das sich aufs Schönste bewährt“, lobt die Jury.
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In zwei Jahren wird der Preis erneut verliehen
Ausgesucht haben die Journalisten Ute Wegmann und Tilman Spreckelsen, die Hamburger Buchhändlerin Christiane Hoffmeister, die Literaturwissenschaftlerin Annette Pehnt und der ehemalige Kinderbuchverleger Klaus Humann das Manuskript aus 664 Einsendungen. Auch Kirsten Boie, die der Auszeichnung ihren guten Namen schenkte, zeigt sich begeistert über die „völlig verrückte Idee, die starken Charaktere und starken Dialoge“. Der Förderpreis der Hamburger Literaturstiftung, verbunden mit einem Lektoratsstipendium, geht an Rebecca Elbs’ Text „Leo & Lucy“ über einen weltraumbegeisterten Jungen mit Legasthenie und seine patente Freundin.
Eigentlich verblüffend, dass es diesen Preis erst jetzt gibt, derart zwingend erscheint er in der (O-Ton Brosda) „Hauptstadt der Kinder- und Jugendliteratur“. In zwei Jahren wird er erneut verliehen, den Buchvertrag erhält der oder die Autor/in des Siegertextes dann mit dem Carlsen Verlag.