Hamburg. Die Ausstellung „Wir hatten ein normales Leben“ vereint 100 Motive der Agenturen Focus und Maps. Sie zeigen auch ukrainischen Alltag.

Das Motiv ist von unzähligen Fernsehbildern hinlänglich bekannt: Nun ist das Asow-Stahlwerk in Mariupol auch in Hamburg groß zu sehen. Doch auf dem Bild des Berliner Fotojournalisten Sebastian Backhaus liegt es nicht in Trümmern, es leuchtet hell und ist umgeben von grünen Bäumen. Vor genau einem Jahr - der Zufall wollte es so - war Backhaus dort, um eine Reportage über Oligarchen und die Umweltzerstörung zu machen, denn auch die gab es in der Ukraine, bevor Putins russische Armee am 24. Februar das Nachbarland angriff.

Backhaus’ Foto ist nur eines von rund 100 Motiven der neuen Fotoausstellung mit dem Titel „Wir hatten ein normales Leben“, die am Dienstagabend auf dem Platz des ehemaligen Kirchenschiffs am Museum Mahnmal St. Nikolai eröffnet wurde. Für die recht kurzfristig entstandene Schau haben sich die renommierten Fotoagenturen Focus und Maps mit Unterstützung der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung zusammengetan. Das Besondere: Die Motive der 20 europäischen Fotografen zeigen nicht nur Krieg, Leid und Zerstörung, sondern auch die Umbrüche, welche die Ukraine seit 2006 erlebt hat. Den Archiven der beiden Agenturen sei Dank. Sie sind bis zum 3. Juli kostenlos zu sehen.

Erläuterungen zu den Fotos sind auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch gedruckt

So ist auch ein Bild des Hamburger Focus-Fotografen Julius Schrank zu sehen, das die bunten und friedlichen Proteste auf dem Euromaidan 2014 „in Kiew dokumentiert. Der seit 25 Jahren in Deutschland lebende Kirill Golovchenko ist ebenfalls mit mehreren Fotos vertreten und war auch bei der Ausstellungseröffnung anwesend. Eines seiner Bilder zeigt die Vorbereitungen für eine Hochzeit 2008 in seiner Heimatstadt Odessa, es wirkt fast surreal. „Wenn ich an die Ukraine denke, sehe ich meine Heimat in Flammen. Auch ich leide daran“, schreibt er dazu.

Kurator David Rojkowski erläutert:: „Wir haben bewusst zu jedem Foto ein Zitat des Fotografen gestellt, damit wir uns von jedweder Propaganda abgrenzen.“ Um möglichst viele Interessierte anzusprechen, sind die Erläuterungen auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch neben die Fotos gedruckt.. Begleitveranstaltungen zur Ausstellungen folgen am 16., 23. und 30. Juni jeweils um 19 Uhr im Museum des Mahnmals, das für die Zerstörung Hamburgs 1943 im Zweiten Weltkrieg steht.

„Wir hatten ein normales Leben“ bis 3.7., täglich rund um Uhr, Museum Mahnmal St. Nikolai/Platz des ehemaligen Kirchenschiffs (U Rödingsmarkt), Willy Brandt-Str. 60, Eintritt frei