Hamburg. Abtauchen in die Schwerelosigkeit, neue Kunstorte entdecken und eine Ausstellung mitgestalten bei der Triennale Expanded.
Vor zwei Wochen startete die 8. Triennale der Photographie, die bis September Ausstellungen über die ganze Stadt verteilt bietet. Vom 2. Juni an werden Galerien und kleinere Kunsthäuser sogenannte Satellitenausstellungen eröffnen, in denen sich die hiesige Fotoszene auf vielfältige Weise mit ihrer Sicht auf die Welt präsentiert. Ein Überblick.
Akademie für Fotografie
Unter dem Motto „Fotografie neu studieren“ hat in der Gaußstraße die Akademie für Fotografie eröffnet. Auf rund 300 Quadratmetern Fläche bekommen junge Fotografinnen und Fotografen Co-Working-Space, Studioflächen, Digitallabor, analoger Dunkelkammer, Druckstationen und Ausstellungsflächen geboten. Die Gründer Frank Becker und André Hemstedt wollen auch Ausstellungen, Gespräche, Vorträge und Workshops für professionelle Fotografinnen und Fotografen sowie Fotointeressierte veranstalten. Die erste Ausstellung „There we are“ wird von früheren Hamburger Fotografie-Absolventen bestritten. Darin werden gesellschaftliche Konventionen hinterfragt, aber auch sehr persönliche Reisen durch das Leben geschildert.
„There we are“ bis 14.6., Akademie für Fotografie (Busse 2,3 Schützenstraße), Gaußstraße 149, täglich 11.00–19.00, Eintritt frei, 2.6., 11.00–21.00 Lange Nacht der Fotografie, www.akademiefuerfotografie.de
Frappant Galerie
Einmalig wird am 4. Juni eine Reaktion auf die 2020 im Essener Folkwang Museum uraufgeführte Performance „21.lettres.a.la.photographie@gmx.net“ durch ein Hamburger Künstlerkollektiv gezeigt. Das Werk, das aus einem Netzwerk künstlerischer Briefe entstand, beschäftigt sich mit den Mechanismen des Kunstmarktes, legt den Produktionsprozess offen und wirft Fragen zur Urheberschaft in der Fotografie auf. Folkwang-Kurator Thomas Seelig wird vorab ins Werk einführen. Parallel dazu wird eine durch Sophie-Charlotte Opitz kuratierte, partizipative Ausstellung entstehen. Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, ihre Arbeiten zum Thema „Call it a day“ (Tagewerk) bis zum 3. Juni (Posteingang) einzureichen: Die Motive, Alexander Hagmann, Lutterothstraße 10, 20255 Hamburg, oder in der Galerie (Fr, 3.6., 10.00–18.00, Sa 4.6.,10.00–11.00).
„Foto-Intervention. Ein performativer Abend zur Fotografie“ 4.6., ab 18.00, Anmeldung erforderlich, „Call it a day“ 5./6.6., 14.00–19.00, Frappant e.V. (U Holstenstraße), Zeiseweg 9, Eintritt frei, www.frappant.org
Kraftwerk Bille
Die neuen Medien haben unser Bild der Fotografie revolutioniert. Viele Motive sind tausendfach abgelichtet. Viele ähneln einander auch. Es ist also gar nicht so einfach, in diesem Bildermeer gesehen zu werden – und auf den einschlägigen Plattformen wie Instagram die begehrten Likes zu bekommen. Die Gruppenausstellung „Die Bilder der Anderen“ präsentiert Projekte der jungen Fotografinnen und Fotografen Karsten Kronas, Lucie Marsmann, Max Ernst Stockburger, Jan Borreck und Sari Schildt. Sie stellen der Flut an Schnappschüssen Fundstücke aus Familienalben, dem Internet oder dem Flohmarkt gegenüber und ordnen sie in neue Kontexte ein. Außerdem zeigen Nicole Keller und Oliver Schumacher ihre Ausstellung „Städtische Verdichtung“ im #3 Zählerwerk. Die Fotografin und Illustratorin Eva Häberle lädt zu „Tatsachenbehauptung“ in #4 Zählerwerk. Und in der Kesselhalle stellt Claudius Schulze „Spuren der Zerbrechlichkeit“ aus. Der Fotograf hat sich vor allem mit den Folgen der Globalisierung für die Natur beschäftigt.
„Die Bilder der Anderen“ 2.6., 17.00– 19.00, 3.–6.6., 15.00–20.00, tägliche Führungen um 19.00, Kraftwerk Bille (Busse 120, 154, 160, 224 Grüne Brücke), Bullerdeich 12–14, Eintritt frei, www.kraftwerkbille.com
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Tom Reichstein Contemporary
Eine Deutschlandpremiere erwartet Besucherinnen und Besucher in der Galerie Tom Reichstein Contemporary im Oberhafenquartier: „VRHAM!“, das erste internationale Festival zur Virtual-Reality-Kunst, ist mit der immersiven Wanderausstellung „Ultramarin“ zu Gast. Der künstlerische Leiter Ulrich Schrauth präsentiert renommierte Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa mit Werken rund um das Element Wasser, so etwa den virtuellen Maler Manuel Rossner oder Mélodie Mousset, deren Arbeit „The Jellyfish“ mittels der sie umgebenden Stimmen die Besucher in die Unterwasserwelt abtauchen lässt. Wiederum andere Kunstwerke entführen in die Schwerelosigkeit oder katapultieren in eine virtuelle Flutwelle.
„Ultramarin – The Immersive Experience“ im Rahmen des „VRHAM!“-Festivals, 2./3.6., 14.00–21.00, Tom Reichstein Contemporary (U HafenCity Universität), Stockmeyerstraße 41, Halle 4J, Eintritt frei, Zeitfensterkarten unter www.vrham.de
M. Bassy
Im Salon für Begegnung mit zeitgenössischen Positionen aus Afrika und der Diaspora wird sich eine Diskussionsrunde mit der derzeit angesagten NFT- (Non Fungible Token) und Krypto-Kunst auseinanderzusetzen und sie in den Dienst einer sozial engagierten Kunstpraxis stellen. Hierzu wird der NFT-Künstler Osinachi mit der Künstlerin Lerato Shadi und dem Künstler Nikomambo in einen sicherlich spannenden Dialog treten.
„Ich bin, weil Du bist: NFT- und Krypto-Kunst als sozial engagierte Kunstpraxis“ 2.6., Talk ab 19.00, 3.6., Workshops 11.00–14.00 (für Künstler) und 19.00–23.00 (für Sammler), M. Bassy (U Hallerstraße), Schlüterstraße 80, www.m-bassy.org
Galerie Melike Bilir
Seit nunmehr zwölf Jahren begleitet der mehrfach ausgezeichnete Hamburger Fotograf Robin Hinsch das Kriegsgeschehen in der Ukraine. Auch kurz nach dem Einmarsch der russischen Armee zu Beginn dieses Jahres reiste Hinsch in das Land, das er selbst als Spielball zwischen den Mächten in West und Ost beschreibt. Seine beeindruckenden Bilder, die von großer Verlorenheit im Alltag der Menschen erzählen und von einem Kalten Krieg, der offenbar nie zu Ende gegangen ist, fasste er in der Serie „Kowitsch“ zusammen. Diese ist nun in der Galerie Melike Bilir auf der Fleetinsel zu sehen.
„Robin Hinsch – Kowitsch 2010–2022“ 2.6., 18.00–22.00, 3.–28.6., Do/Fr 15.00– 18.00, Sa 12.00–15.00, Galerie Melike Bilir (S Stadthausbrücke), Admiralitätstraße 71, Eintritt frei, www.melikebilir.com