Hamburg. Draußen Schietwetter, drinnen Strandparty: Die Londoner Neo-Soul-Band brachte 900 Fans in der ausverkauften Fabrik zum Tanzen.
Der anhaltende Boykott von Docks und Große Freiheit 36 durch die Konzertagenturen trägt auch amüsante Blüten: Derzeit sind viele Bands, die sonst diese beiden mittelgroßen Clubs bespielen, auf kleineren Bühnen wie in der Markthalle oder im Gruenspan zu erleben. Und das Londoner Neo-Soul-Duo Jungle zwängt sich am Freitag mit vier Tourmusikerinnen und -Musikern in die ausverkaufte Fabrik.
Die hitzigen bis schwülen, zumeist von Josh Lloyd-Watson und Tom McFarland im Falsett gesungenen modernen Disco-Perlen wie der Auftakt „Keep Moving“ treffen so auf eine kompakte Masse wippender und tanzender Menschen. Josh Lloyd-Watson, der auch die Tanzensembles für die Musikvideos der 2013 gegründeten Band choreographiert, hat seine helle Freude. Interessanterweise sind viele Franzosen und Belgier unter den 900 Fans, vielleicht angestiftet von Textzeilen wie „Superpower Eiffel Tower“, aber die gemeinsame Sprache ist bei „Talk About It“ und „Heat“ ein allgemeines „Yeah“ zu in die Luft erhobenen Armen.
Konzert-Kritik: Wie ein Love Boat auf einem Törn nach Cannes
Ähnlich wie beim Kölner Klangkollegen Roosevelt am Tag zuvor im Gruenspan bleiben Stil und Sound in einem engen Korsett, auch wenn Josh Lloyd-Watson und Tom McFarland viele Knöpfe an ihren Synthies drehen und sich auch mal das Instrument von Bassist Jordan Hadfield ausleihen (der es allerdings besser beherrscht). Auch die vorgestellten neuen, an diesem Montag erscheinenden Songs bleiben im Rahmen des Erwartbaren.
Aber so entsteht im Zusammenspiel mit den Ibiza-bunten Lichteffekten ein 90 Minuten anhaltender Rausch, ein hochmotorisiertes Love Boat auf einem Törn von den Balearen zur Croisette-Promenade von Cannes. Nach der mit Bee-Gees-Zitaten gespickten Zugabe „Casio“ und dem finalen „Busy Earnin’“ geht es allerdings in den Hamburger Regen. Die einzige Enttäuschung an diesem Abend.