Hamburg. Die Saisonvorschau der Klassikreihe verspricht viele Höhepunkte mit Rolando Villazón, Cecilia Bartoli, Igor Levit und jungen Talenten.

Es können einem schon mal die Augen flimmern bei der Vorstellung des ProArte-Konzertprogramms für die kommende Saison: so viele große Namen! Argerich, Grubinger, Rattle, Levit! Christian Thielemann besucht gleich dreimal mit der Sächsischen Staatskapelle (22./23.11.22, 15.6.23) die Hansestadt, Andris Nelsons mit den Wiener Philharmonikern. Rolando Villazón reist musikalisch nach Lateinamerika (24.5.23), Cecilia Bartoli singt Kastraten-Hochleistungsrepertoire (6.6.23). Sie alle kennt man als langjährige Künstler der ProArte-Reihen.

Beim Blick auf die Namen drängt sich der Gedanke an ein Karussell auf, das sich Jahr um Jahr unbeeindruckt dreht. Einerseits. Andererseits sind auch bei ProArte neue Zeiten angebrochen. Gerade rechtzeitig hat Geschäftsführer Burkhard Glashoff diverse Umprogrammierungen abgeschlossen, die ihm der Ukraine-Krieg abgenötigt hatte.

Konzerte Hamburg: Lisiecki häufig zu Gast

„Für uns war das kein schmerzhafter Prozess“, sagt er. „Schmerzhaft ist die Situation in der Ukraine.“ Flexibilität der Planung und die menschliche Nähe mit den Künstlern sind zwei Entwicklungen, die sich der Pandemie verdanken, wie Glashoff erzählt.

Wahrscheinlich werden sich weitere Konzerte ergeben, etwa mit dem Artist in Residence Jan Lisiecki. Der junge kanadische Pianist, seit Jahren häufig zu Gast in Hamburg, ist bislang für vier Abende angekündigt, davon drei mit Orchester (20.11., 5.12. und 26.1.), und für einen Chopin-Klavierabend (21.6.23).

Internationale Orchester bleiben Flaggschiff von ProArte

Wichtig ist es Glashoff, die Profile der Reihen weiter zu schärfen. Das Flaggschiff sind seit jeher die „Internationalen Orchester“. Noch vor Saisonbeginn treten in Kooperation mit der Elbphilharmonie drei amerikanische Orchester zum Defilee im Großen Saal an: Pittsburgh, Philadelphia, Cleveland, alles klingende Namen. Weitere Schwergewichte gastieren unter dem Motto „Faszination Klassik“, darunter das Zürcher Tonhalle Orchester oder das Orchestre de Paris unter der Leitung des erst 26-jährigen Klaus Mäkelä.

Für die Reihe „Internationale Solisten“ gibt Glashoff seinen Künstlern gerne inhaltliche Gestaltungsfreiheit. So spielt Anne-Sophie Mutter Streichquartett mit drei ihrer hochdekorierten Stipendiaten (12.10.). Spannend könnte das Programm rund um Beethovens „Kreutzer-Sonate“ werden, das sich ihr Kollege Ray Chen ausgedacht hat (25. und 26.10.). Bei den „Meisterpianisten“ in der Laeiszhalle ist nicht nur der Grandseigneur Grigory Sokolov dabei (26.4.23), sondern auch der junge Seong-Jin Cho (8.2.23). Igor Levit (7.12.) und Daniil Trifonov (17.1.23) verlassen mit Werken von Fred Hersch oder Alexander Skrjabin den klassischen Werkkanon. Und als Debütantin stößt Beatrice Rana zu dem erlesenen Zirkel (7.10.).

Konzerte Hamburg: „Talente entdecken“ präsentiert Nachwuchs

In der Vorweihnachtszeit stehen die Zeichen auf Geistlichem: Bei einem der vier ProArte-Konzerte im Michel bittet der Tölzer Knabenchor zur „Alpenländischen Weihnacht“ (15.12.). Der Originalklangspezialist Philippe Herreweghe dirigiert am 13. Dezember in der Elbphilharmonie Beethovens „Missa solemnis“. Ebenfalls auf historischen Instrumenten erklingt am 27. März 2023 Mozarts „Così fan tutte“, die Leitung hat Giovanni Antonini. Zuvor eskortieren er und sein Ensemble Il Giardino Armonico die junge ägyptische Sopranistin Fatma Said durch ein klassisch-barockes Arienprogramm (7.3.23).

Bei den kleineren, jüngeren Formaten im Kleinen Saal der Elbphilharmonie gilt’s auch mal dem Ungewohnten. Die Reihe „Talente entdecken“ gibt Preisträgern renommierter Klavierwettbewerbe eine Bühne, darunter dem aus Hamburg stammenden Anton Gerzenberg (2.6.23). Und bei ProArte X darf es etwas experimenteller zugehen. Da fließt sogar Strom durch manche Instrumente.

Der Vorverkauf beginnt am 8. Juni. Infos, Abos, Tickets: www.proarte.de oder T. 35 35 55