Hamburg. Co-Gründer Daniel Beskos übers Lernen, Freunde finden und warum die Reisen in andere Länder so wichtig für den Verlag in Hamburg sind.

Der in Eimsbüttel ansässige Mairisch-Verlag tut es wieder: per Bildungsreise den verlegerischen Horizont erweitern. Diesmal fährt die fünfköpfige Belegschaft nach Spanien.

Hambuger Abendblatt: Ihr seid wirklich gerissen. Macht im April einfach wochenlang Urlaub in Katalonien. Fällt das nicht auf in der Branche?

Daniel Beskos: Wir hoffen sehr, dass das auffällt. Wir wollen ja Aufmerksamkeit fürs Buchmessengastland erzeugen …

Wie bereitet Ihr den Trip vor? Kennt Ihr da schon Leute?

Beskos: Wir kennen einige Leute, etwa einen unserer Autoren und unsere spanische Agentur, auch einige Verlagsleute. Ansonsten recherchieren wir aber gerade, wen und was wir alles spannend finden, und vereinbaren Termine. Wir wollen die Leute und ihre Arbeit in unserem Blog vorstellen.

Ich stelle mir das vor, dass im Indiebuchbereich nur nette und weltoffene Menschen unterwegs sind. Sind die Mairisch-Touren auch eine Art Völkerverständigung?

Beskos: Unbedingt. Die ganze Idee entstand ja aus der Frage heraus, wie wir als Indie-Verlag die Buchszenen in anderen Ländern kennenlernen können, was wir dort lernen können, wie Sachen anders funktionieren als bei uns in Deutschland. Wir fahren also vor allem zum Lernen hin.

Im Nachhinein: Wie ertragreich waren eure ersten Trips nach Amsterdam und Paris?

Beskos: Der Monat in Amsterdam war wirklich von unschätzbarem Wert. Wir haben sehr viel über die Unterschiede des niederländischen Buchmarkts zum hiesigen verstanden, haben Kontakte geknüpft, zum Teil auch Freunde gefunden und einfach auch sehr viel vom dortigen Lebensgeist als Inspiration mitgenommen. Na, und ein paar Lizenzen gingen auch hin und her. In Paris waren wir nicht ganz so lange, dort war es etwas schwieriger, die Gespräche etwas förmlicher, aber auch sehr aufschlussreich. Leider konnten wir 2020 bzw. 2021 nicht ins Gastland Kanada fliegen, das hätte uns auch sehr interessiert.

War es klar, dass es wegen des Buchmessen-Auftritts Spanien werden muss? Welche Städte würden euch noch reizen?

Beskos: Ja, genau, so geht das Konzept, immer ins Gastland der Buchmesse. Wir hoffen, dass wir auf diese Weise langfristig mal überall hinkommen.

Ihr fahrt in voller Mannschaftsstärke hin. Wie macht ihr das finanziell?

Beskos: Wir sind zwar Sparfüchse, Barcelona ist dann aber doch ganz schön teuer, daher freuen wir uns, dass uns der Deutsche Literaturfonds diesmal bei den Reisekosten unterstützt.

Gibt es ein verlegerisches Ziel, also: Wir müssen da schon ein, zwei Buchprojekte mitbringen?

Beskos: Nein. Das wäre schön, aber wenn man im Jahr des Gastlandauftrittes selbst fährt, wäre man für das diesjährige Herbstprogramm schon zu spät. Vielleicht entdecken wir aber trotzdem das ein oder andere für uns interessante Buch. Unser Ziel ist es aber vor allem, den spanischen und katalanischen Buchmarkt kennenzulernen und eine gute Zeit zu haben.

Ein Mairisch-Schwerpunkt sind Kinderbücher. Was wisst ihr über die spanische Szene?

Beskos: Noch viel zu wenig! Daher fahren wir ja hin. Ein interessanter Trend dort (den es aktuell auch in Frankreich und Italien schon gibt) sind für uns aber die sogenannten „silent books“, also Kinderbücher ganz ohne Text, wo die Geschichte nur über die Illustrationen erzählt wird.

Wie wahrscheinlich ist es, dass bei Mairisch 2023 ein Tapas-Buch erscheint?

Beskos: Da wir gerade ein Tapas-Manuskript abgelehnt haben, würde ich sagen: Sehr unwahrscheinlich. Aber never say never.