Hamburg. Die Philharmoniker widmeten ihr Abo-Programm mit Musik von Debussy, de Falla und Martinu zum Solidaritätskonzert für die Ukraine um.
Gäbe es die gute alte Opus-Rate-Sendung von Ernst Stankovski noch, mit Bohuslav Martinus Dritter, 1945 in den USA uraufgeführt, hätte das ZDF in der Quiz-Variation „Erkennen Sie die Sinfonie?“ ein bombensicheres Stück für ahnungsloses Kandidaten-Stirnrunzeln und gründliche Verwirrung.
Die Schublade, in die diese fast schon obskure Musik passt, muss erst noch geschreinert werden – immer wieder flackern Andeutungen und Verweise auf, auf die Akzentmelodik seine tschechische Heimat, auf schon brüchige spätromantische Traditionen und frühmoderne Vielschichtigkeiten.
Konzertkritik: Publikum kann nur staunen
Und immer wieder dreht Martinu diese Vieldeutigkeit auch noch geschickt auf links; drei statt vier Standard-Sinfonie-Sätze lang kann man als Publikum nur staunen, aber nie erahnen, was wohl als nächstes passiert. Selbst der Schlussakkord ist noch als eine verschrobene Pointe inszeniert. Für die polnische Dirigentin Marzena Diakun war der souveräne, schnörkellose Umgang mit dieser Repertoire-Kuriosität die beste Empfehlung, um sie nach diesem ihrem Philharmoniker-Debüt in der Elbphilharmonie als Kandidatin fürs Wiederkommen vorzumerken.
Diese Spezialität beendete ein zunehmend interessanter werdendes Konzert, das sich von Stück zu Stück in abgelegenere Ecken des Impressionismus-Sortiments vorarbeiten wollte. Vor der Sinfonie hatte Diakun klargestig und unsentimental viel Licht und ausreichend Leichtigkeit in die „Nächste in spanischen Gärten“ von Manuel de Falla gebracht. Drei Nachtschattengewächse aus Rhythmen und Schattierungen, die ebenfalls weder sinfonische Dichtung noch Klavierkonzert sind, obwohl vor dem Orchester ein Flügel stand, mit Elena Bashkirova als Gast-Virtuosin.
Konzert begann mit einer Solidaritätsaktion
Sie war, und das bestechend energisch, ein Mittel zum Zweck, den dieses Stück zu verfolgen hatte: Eindruck. In ästhetischer Nachbarschaft zu Martinu und de Falla hatte deren Idol Claude Debussy mit dem „Prélude à l’après-midi d’un faune“ ein Ton-Gedicht aus Luft und Leichtigkeit gesponnen, so zerbrechlich, als müsste man mit Seifenblasen jonglieren. Hin und wieder hätte man dem gesamten Orchester dabei etwas weniger Bodenhaftung gewünscht, die Bläser-Soli aber gelangen reizend.
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Begonnen hatte der Vormittag aus aktuellem Anlass mit einer Solidaritätsaktion, die den Opfern von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine gewidmet ist: Die Geigerin Dorothee Fine und der Hornist Bernd Künkele, Mitglieder des Orchestervorstands, riefen von der Bühne des Großen Saals herab zu Spenden auf.
Konzertkritik: Solidarität mit der Ukraine
In den Foyers sollten nach Konzertende blau-gelb dekorierte Körbe auf Bares warten. Und nach diesem Appell wurde Eduard Resatschs „Ukraina – den Opfern des Krieges“ gespielt, mit plastischer Gewalt-Vertonung, Bruchstücken aus der russischen und Beethovens Neunter als Europa-Hymne sowie, feierlich stolz, der ukrainischen Hymne als Finale. Das Stück zur Gegenwart.
Das Konzert wird am Mo, 28.3., 20 Uhr, wiederholt.