Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Der Schwarze d’Andrade“ von Max Slevogt.
Der Aufbau in Max Slevogts (1868-1932) Bild „Der Schwarze d’Andrade“ wirkt ungewöhnlich. Der Protagonist füllt das Bild fast aus und steht vor einem farblich undefinierten Hintergrund, ist also quasi „freigestellt“.
Dargestellt ist hier der berühmte portugiesische Bariton Francisco d’Andrade, mit dem der Maler eng befreundet war. Slevogt zeigt hier die dramatische Schlussszene aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Don Giovanni“, der „Oper aller Opern“.
Kunsthalle Hamburg: Slevogt wuchs in München auf
Der Sänger im goldgelben Wams und den farblich dazu passenden Schuhen blickt furchtsam, aber auch entschlossen zum steinernen Gast, der ihm gerade die Hand reicht und ihn gleich mit in die Unterwelt ziehen wird. Die linke Hand umklammert dabei entschlossen seine Stichwaffe. Das Bild gilt heute als ein Meisterwerk des deutschen Impressionismus.
Max Slevogt, der in Landshut geboren wurde, wuchs in Würzburg und München auf. Er war in vielfältiger Weise an den musischen Fächern interessiert und hatte sogar schon selbst mit dem Gedanken gespielt, seine helle Baritonstimme für die Opernbühne ausbilden zu lassen.
Slevogt zeichnete für „Simplicissimus“
Seit 1896 hatte er schon unter anderem für die Satirezeitschrift „Simplicissimus“ gezeichnet. 1901 siedelte er nach Berlin und freundete sich mit dem portugiesischen Sänger an, der als „Don Giovanni“-Spezialist galt. Man nimmt heute an, dass sein Entschluss, ihn zu malen, fiel, als Max Liebermann ihn aufforderte, an der Ausstellung der Berliner Sezession teilzunehmen. Sie wurde ein voller Erfolg bei Kritikern und Publikum und zeigte Slevogt auf der Höhe seines Ruhms.
Er malte den populären Sänger gleich mehrfach in seiner Paraderolle. Dem „Schwarzen d‘Andrade“ aus der Hamburger Kunsthalle und dem Jahr 1903 ging ein Jahr zuvor der „Weiße d‘Andrade“ voraus, der heute in Stuttgart zu sehen ist und manchmal auch als „Champagnerlied“ bezeichnet wird.
Kunsthalle Hamburg: Slevogt zog nach Berlin
Es zeigt den Sänger in einem weißen gold bestickten Atlaskostüm. Auch einen „Roten d’Andrade“ gibt es, er hängt heute in der Kunsthalle Bremen. Kaiser Wilhelm II. soll davon ganz besonders angetan gewesen sein. Der Sänger starb im Jahr 1921.
- Wie ein Künstler in Äpfeln die Harmonie entdeckte
- So modern: Der Maler Ernst Wilhelm Nay
- Wie Frauen Frauen sehen: Der weibliche Blick der Fotografie
Der Freund und Biograf Karl Scheffler sagte vom Impressionisten Max Slevogt, er habe das ganze Leben auf eine imaginäre Bühne heben wollen. Der Maler selbst bekannte sich kurz vor seinem Umzug nach Berlin zur Malerei der Licht- und Farbenreize, zu dem, „was die Welt so schön macht“.