Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Stillleben mit Begonie“ von Alexej Jawlensky.

Es gibt Menschen, die finden Stillleben, sagen wir es mal vorsichtig, nicht besonders inspirierend. Alle anderen können sich an Werken wie dem „Stillleben mit Begonie“ von Alexej von Jawlensky (1864–1941) ergötzen. Für ihn war dieses Genre ein wichtiges Experimentierfeld. Ihn interessierte dabei insbesondere der Ausdruck innerer Empfindungen durch Formen und Farben. Die Farbkontraste sind für dieses Bild aus dem Jahr 1911 entscheidend. Der blaue Hintergrund bietet einen kräftigen Gegensatz zum leuchtenden Orange der Blume im Zentrum.

Jawlensky und seine Partnerin Marianne von Werefkin, die sich nach ihrer Wohnstraße in München „Giselisten“ nannten, trafen sich in Murnau mit ihren Kollegen Gabriele Münter und Wassily Kandinsky am Staffelsee im Alpenvorland. Münter erinnerte sich später an diese Zeit: „Ich zeigte meine Arbeiten besonders gern Jawlensky – einerseits lobte er gern und viel – andererseits erklärte er mir auch manches – gab mir von seinem Erlebten und Erworbenen und sprach von ,Synthes‘.“

Kunsthalle Hamburg: Jawlensky hebt sich ab

Später bezeichnete man den Stil dieser Künstlergruppe als „bajuwarisch russischen Fauvismus“. Die Russen pflegten eine besondere Beziehung zur Farbe und zur modernen französischen Malerei von Matisse über Cézanne bis Gauguin. Am liebsten komponierte Jawlensky Stillleben mit Äpfeln, Schale, Topf und Tuch. Sein Biograf Clemens Weiler schrieb: „Die Farbe wird bei ihm nie dekorativ verwendet, sondern stets gefühlsbetont, innerlich bedeutungsvoll, hintergründig gesättigt.“ Dadurch unterscheidet er sich von Matisse und den anderen Fauvisten.

Alexej von Jawlensky, „Stillleben mit Begonie“ (1911) 71 x 75,5 Zentimeter, Öl auf Pappe.
Alexej von Jawlensky, „Stillleben mit Begonie“ (1911) 71 x 75,5 Zentimeter, Öl auf Pappe. © © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

In einem Brief schrieb der Maler: „Meine Freunde, die Äpfel, die ich wegen ihrer reizenden roten, gelben, lila und grünen Kleider liebe, sind für mich … keine Äpfel mehr. Ihre Töne und Farben verschmelze ich aufgrund anderer nüchterner Töne zu einer von Dissonanzen durchzogenen Harmonie.“