Hamburg. Moretti, Minichmayr, Hoss: Sechs hochkarätige Inszenierungen sind zum Gastspielreigen eingeladen. Vorverkauf ab Montag.

„Dieser Abend ist ein Ereignis“, „Mehr kann Theater nicht leisten“ oder „Im Burgtheater hätte man eine Stecknadel fallen gehört, so atemlos gespannt war das Publikum“: Es sind wahre Kritikerhymnen, die dem diesjährigen Hamburger Theaterfestival vorauseilen, kompakt zusammengestellt im festivaleigenen Programmflyer.

Womöglich ist etwas dran an der Beobachtung, die Festivalleiter Nikolaus Besch zuletzt auf seiner Tour durch die deutschsprachige Theaterlandschaft machte und von der er nun beim Vorstellen seines (gewohnt prominent besetzten) Programms berichtet: „Ich glaube, die Pandemie hat trotz der großen Frustration auch sehr viel Energie freigesetzt.“

Programmvorschau: Comeback des Theaterfestivals

Das Hamburger Theaterfestival, das in verkürzter Form erst im vergangenen Oktober ein Lebenszeichen gesendet hatte und nun wieder regulär im Frühsommer stattfinden soll, hat diesmal sechs Produktionen von fünf Bühnen eingeladen. 34 Inszenierungen hat sich Besch dafür angeschaut, vom 29. April an wird seine Ausbeute am Thalia Theater und am Deutschen Schauspielhaus, am St. Pauli Theater und auf Kamp­nagel zu sehen sein.

Den Auftakt des hochkarätigen Gastspielreigens, für den von Montag an Karten zu haben sind, macht eine Arbeit vom Berliner Ensemble, die einen alten Bekannten zurück nach Hamburg holt: Antú Romero Nunes, einst Hausregisseur am Thalia Theater und inzwischen Co-Direktor am Theater Basel, hat aus Goldonis Rollentausch-Komödie „Der Diener zweier Herren“ einen rein weiblich besetzten Denglisch-Western gemacht. Es spielen unter anderem Constanze Becker, Stefanie Reinsperger („Tatort Dortmund“) und Judith Engel.

Burgtheater reist mit 80 Personen an

Wajdi Mouawads „Die Vögel“, das auch im Spielplan des Thalia/Gaußstraße zu sehen ist, kommt in der Lesart von Stefan Bachmann, Intendant des Schauspiels Köln (10./11. Mai). Gleich doppelt im Programm vertreten ist das Wiener Burgtheater, auch hier hat der Hausherr, in diesem Fall Martin Kušej, selbst Regie geführt. „Maria Stuart“ mit Birgit Minichmayr in der Titelrolle und Bibiana Beglau als ihre Gegenspielerin Elisabeth ist dabei die aufwendigste Produktion des Festivals.

Mit 80 Personen reist das Burgtheater in Hamburg an, dreieinhalb Tage benötigt allein die technische Einrichtung der Inszenierung in der größten Kampnagel-Halle. Das Vier-Personen-Stück „Geschlossene Gesellschaft“ mit Tobias Moretti (der seine Mitwirkung am letzten Hamburger Theaterfestival krankheitsbedingt hatte absagen müssen), Dörte Lyssewski, Christoph Luser und Regina Fritsch kommt am 3. und 4. Juni ins Schauspielhaus. Die „Süddeutsche Zeitung“ lobte den Abend als „bisher beste Inszenierung von Kušej als Direktor des Burgtheaters überhaupt“.

Jens Harzer Gast im eigenen Haus

Jens Harzer kann man in Hamburg zwar regelmäßig auf der Bühne des Thalia Theaters sehen – aber er spielt auch am Schauspielhaus Bochum. Als Tschechows „Iwanow“ in der Bochumer Fast-vier-Stunden-Inszenierung von Johan Simons (24./25. Mai) ist er darum diesmal Gast im eigenen Haus.

Jens Harzer kommt als „Iwanow“ ins Thalia Theater.
Jens Harzer kommt als „Iwanow“ ins Thalia Theater. © Monika Rittershaus

Molières „Der Menschenfeind“ mit Ulrich Matthes in der Titelrolle ist die einzige Produktion einer weiblichen Regisseurin: Anne Lenks gefeierte Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin stand schon 2020 im Festivalplan und fiel damals dem ersten kulturellen Corona-Lockdown zum Opfer.

Programmvorschau: Komödie im Schauspielhaus

„Dieser Abend verdient es aber, in Hamburg gezeigt zu werden“, findet Nikolaus Besch. Am 31. Mai und am 1. Juni ist die Komödie im Schauspielhaus zu sehen. Ein Bühnengespräch zwischen Nina Hoss und Burghart Klaußner (4. Mai) ergänzt das Programm, eine Eigenproduktion wird es diesmal nicht geben.

Intendant Besch hofft auf großes Publikumsinteresse – auch, damit es sich rechnet: 1,1 Millionen Euro beträgt das Festivalbudget, 700.000 kommen aus Sponsorengeldern und einer Stiftungsrücklage. „Die Differenz wird hoffentlich aus dem Kartenverkauf gedeckt.“

Karten: www.hamburgertheaterfestival.de