Hamburg. „Von der Fabrik zur Kunst“ ist in der Arte-Mediathek abrufbar. Es geht um die Geschichte und Kunstsammlung eines „Bad Boys“.

Nicht das Gute, Schöne, Wahre, stattdessen: Pointen, Protest, Provokation und Punk. Das ist es, was die Sammlung Falckenberg ausmacht. In der Reihe „Von der Fabrik zur Kunst“ beleuchtet ein Film, der aktuell in der Arte-Mediathek zu sehen ist, die 2000 Werke umfassende Sammlung des Hamburger Unternehmers Harald Falckenberg (79), der mit Mitte 50 beschloss, sein Geld nicht bei Banken, sondern lieber in Kunst anzulegen.

Anlässlich dieses Films luden Harald und Larissa Falckenberg gestern Abend in die Deichtorhallen zur exklusiven Vorführung.Zur Kunst gekommen ist Falckenberg durch die Clique Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Sigmar Polke und Werner Büttner. Letzterer, bis heute ein enger Freund Falckenbergs, sieht in ihm einen „anarchischen, gewitzten, humorvollen Mann, der sich auch für das Abseitige der Gesellschaft interessiert“.

Hamburger Unternehmer fing an, Kunst zu sammeln

Er riet ihm, dass eben „dieser Harald“ sammeln sollte. So wurde aus dem Juristen der „Bad Boy“, der schwerpunktmäßig Kunst der amerikanischen und deutschen „Counter Culture“ (Gegenkultur) sammelte.

Malerei, Skulptur, Installation – was 1996 im Pumphaus nahe dem Flughafen begann, ist seit 2001 auf rund 6000 Quadratmetern Fläche auf dem Areal der ehemaligen Phoenix-Werke untergebracht und gehört seit 2011 zu den Deichtorhallen Hamburg. Heute arbeiten hier immer noch 1500 Leute bei der Continental AG in der Produktion von Gummimaterialien. Künstler, die Kritik üben an der Gesellschaft, seien hier im Arbeiterviertel von Harburg ideal aufgehoben, findet Falckenberg.

Falckenberg – immer mit einem Lächeln im Gesicht

An einen „Maurer, der im Lotto gewonnen hat“, hat der Maler Daniel Richter beim ersten Zusammentreffen mit Harald Falckenberg gedacht, erzählt dieser lachend. Sei eine Kunstsammlung normalerweise wie eine Top Ten, sei die Sammlung Falckenberg durchgängig nur Gangsta-Rap.

Intellektuell aufregend, großzügig, auf Krawall gebürstet, aber immer mit einem Lächeln im Gesicht. Falckenberg sei ein „Anti-Bourgois“. Die Berlinerin Julia Stoschek wurde trotzdem oder gerade deswegen zur eigenen Sammlertätigkeit inspiriert.

Falckenberg eine Vaterfigur für Meese

Der Hamburger Künstler Jonathan Meese, der in der Sammlung Falckenberg neben „La Chambre secrète de Bal­thys“ in Anlehnung an den Maler Balthus auch einen sogenannten Vater-Raum mit Gegenständen von Falckenbergs Vater eingerichtet hat, nennt den Kunstmäzen schlichtweg „Daddy Cool“, denn er sei so etwas wie eine Vaterfigur für ihn und die heutige Kunstszene. „Für Harald gilt: Wenn die Künstler Spaß machen, dann hat er auch Spaß.“