Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: Sonia Delaunay-Terk mit „Bildnis Tchouiko“.

Der Mann sieht irgendwie nachdenklich aus und hat eine eher ungesunde Hautfarbe. Mehr ins Gelbgrüne geht das Gesicht des ukrainischen Dichters Tchouiko, wie ihn Sonia Delaunay-Terk (1885-1979) im Jahr 1908 por­trätiert hat. Dessen Gesicht steht hier im Mittelpunkt. Es war einer von zwei Versuchen, den Dichter adäquat festzuhalten.

Der andere zeigt ihn klar umrissen vor einem hellen Hintergrund. In dieser Version setzt die Malerin, die von Gauguin, van Gogh und den Fauves beeinflusst war, auf die Leuchtkraft von Farbe und deren Plastizität. Sie breitet hier ein wahres Farbfeuerwerk aus: Blau, Orange, Grün, Gelb und Rot.

Kunsthalle Hamburg: „Bildnis Tchouiko“ von Sonia Delaunay-Terk

Sonia Terk stammte aus einer russisch-jüdischen Familie aus Sankt Petersburg mit ukrainischen Wurzeln. Ihr Geburtsname lautete Sarah Ilinitcha Stern. Ihren neuen Namen bekam sie nach der Adoption durch ihren Onkel. Nach ihrem Studium an mehreren deutschen Kunstakademien ging sie nach Paris und heiratete dort den Kunsthändler Wilhelm Uhde.

Zunächst arbeitete sie enorm vielseitig, erdachte Stoffentwürfe, Aquarelle, Theaterdekorationen und Kostüme. Als Malerin war sie von Vincent van Gogh und Paul Gauguin beeinflusst. 1910 heiratete sie den Maler Robert Delauney, mit dem zusammen sie den Orphismus gestaltete, einen Vorläufer des Kubismus, bei dem es vor allem auf Kreiskonstruktionen und Simultankontraste ankam. Er sollte ihr Werk später stark beeinflussen.

Stets kam es ihr auf eine Auseinandersetzung mit Farbe und Fläche an. Diese Kunstrichtung leitete im Laufe der Zeit zur abstrakten Malerei über. Während des Zweiten Weltkriegs freundete sich Delaunay-Terk mit Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp an, die beide zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Malerei zählen.

Delaunay-Terk stand lang im Schatten ihres Mannes

Der Kunstbetrieb wurde von Männern dominiert. Als Künstlerin stand Delaunay-Terk lange im Schatten ihres berühmten Mannes. Noch im 18. Jahrhundert wurden die Bilder der Künstlerin Anna Dorothea Therbusch von der Académie Royale in Paris mit der Begründung abgelehnt, sie seien zu gut, als dass sie von einer Frau stammen könnten. 1999 widmete die Kunsthalle dem Ehepaar Delaunay schon einmal eine gemeinsame Ausstellung.