Hamburg. Der dritte improvisierte Kinofilm der Hamburger Theatergruppe heißt „Landjaeger“. Premiere in der Hansestadt ist am 24. März im Zeise.
Am Anfang stand die Suche - nicht nach dem Personal, nach dem Ort. Ein Ferienhaus sollte es sein, nicht nur einsam, sondern richtig abgelegen. Dafür bemühte Lilli Thalgott mehrmals Google Maps, bis sie und Mignon Remé tief im (Nord-)Osten fündig wurden, gut drei Autostunden entfernt von Hamburg. In der Hansestadt hatten die Regisseurin und Kamerafrau Thalgott sowie die Schauspielerin Remé schon 2012 die Produktionsfirma HIdden Hítchcock gegründet mit dem Ziel, Improvisiertes auf die Leinwand zu bringen..
Zwar ist die kleine Gemeinde Jatznick mitsamt der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern nicht unbedingt für überbordende Spontanität bekannt, wohl aber die Hamburger Theatergruppe Hidden Shakespeare. Und so drehte das vor fast 30 Jahren von Remé und Kirsten Sprick gegründete Improtheater-Quintett mit ihrem alten Weggefährten Dr. Steffen Lau, hauptberuflich Mediziner, und drei weiteren Schauspielinnen und Schauspielern an drei Tagen im Herbst sein größtes Ding - einen improvisierten Kinofilm in Spielfilmlänge.
Improvisation: Landjaeger schon der dritte Streifen
„Landjaeger“ ist bereits der dritte Streifen von Hidden Shalkeepare nach „Heiligabend mit Hase“ (2012) und „Ein Endspiel“ (2015), der am Tag des Fußball-WM-Finals 2014 komödiantisch von privaten Beziehungen erzählte. Nun sind auf der Leinwand sogar 90 Minuten ohne Drehbuch zu erleben, in Hamburg erstmals am Donnerstag in den Zeise Kinos. Wie aber geht das?
Liili Thalgott , die mit Mignon Remé erneut die Idee für das bisher aufwendigste Hidden-Projekt hatte, hat den Film mit Unterstützung des NDR und der Moin Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein realisiert. Das gab eine gewisse finanzielle Sicherheit. Zur Sicherheit für ihr Spiel erhielten die Darsteller für ihre eigenen Figuren jeweils eine Biografie mit mehreren DIN-A4-Seiten; von den anderen Charakteren erfuhren sie vorab nur Fragmente, bekamen im Gegensatz zur Bühne aber auch mal Requisiten wie eine Angelrute, dazu ein paar Informationen zum Setting.
Film wurde mit fünf Kameras gedreht
Um garantiert auf Spielfilmlänge zu kommen, setzte Regisseurin Thalgott zudem auf Parallel- und Nebenhandlungen und installierte außer dem Ferienhaus zwei weitere Locations: einen wenig einladenden dörflichen „Pizza Saloon“ und ein Auto mit einem Fahrer und zwei Insassen auf dem Weg zum Haus. Dort möchte ein Hamburger Ehepaar (Mignon Remé/Steffen Lau) - sie eine Selbstoptimiererin in der Midlife-Crisis, er ein genussfreudiger gemütlicher Angelfreund - eigentlich nur dessen 60. Geburtstag feiern. Die einzig geladenen Gäste sind ein alter Schulfreund (Rolf Claussen) mit seiner 30 Jahre jüngeren Assistentin und Geliebten im Schlepptau.
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Gedreht wurde mit fünf Kameras. Und weil Lilli Thalgott längst nicht alles an den drei Schauplätzen mitbekam, hat die Regisseurin eine absurde Erfahrung gemacht: „Bei solch einem improvisierten Film braucht man sehr lange für den Schnitt.“ Aus etwa 22 Stunden Material ist dann mithilfe der Editorin Sandra Trostel ein 90-Minüter entstanden. Auch dank der Musik von Thies Mynther, dessen Lieder hörbar an Ennio Morricone angelehnt sind, changiert „Landjaeger“ zwischen schwarzer Komödie, Drama und unkonventionellem norddeutschen Spaghetti-Eastern.
Improvisation: Landjaeger schon 2019 gedreht
Bei der Uraufführung im vorigen Herbst bei den Hofer Filmtagen kam dieses neuartige Genre schon gut an beim Publikum. Gedreht wurde „Landjaeger“ übrigens schon zwei Jahre zuvor, 2019, Gut Ding will eben Weile haben.
„Landjaeger“ HH-Premiere mit Team Do 24.3., 20.00, Zeise Kino 1 (Bus 2, 150), Friedensallee 7-9, Karten zu 11,-/erm. 8,50; www.zeise.de