Ein Nobelpreisträger kommt, ein bunter Entertainer singt, und spontane Künstler spielen – Hamburgs beste Termine.

Mit Orhan Pamuk, dem Deutsch-Niederländer Sven Ratzke, dem Improtheater-Festival der Steifen Brise und der Berliner Band Mighty Oaks ist die Mischung der Gäste internationaler denn je.

KABARETT

Das Gastspiel von Rainald Grebe am 22. März fällt im Polittbüro zwar aus, doch auch David Friedrich (19.3.) und Matthias Egersdörfer stehen für große Wort- und Kleinkunst. Friedrich gewann im Herbst als erster (Wahl)Hamburger mit einem autobiografischen, eher traurigen Text die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry-Slam; in seinem Soloprogramm bietet er eine Mischung aus Dichtung, Stand-up-Comedy und Musik. Auch eine Tombola ist denkbar. Gewinne verspricht Matthias Egersdörfer nicht, indes Anschauungsunterricht in schrägem Humor. Dafür nimmt der Kabarettist und Schauspieler, 2007 Gewinner des Hamburger Comedy Pokals und bekannt aus dem ARD-Franken-„Tatort“, das Publikum am Donnerstag als „der Egers“ mit Frau in seine Wohnung, in sein „Hinterhaus“. Dort liegt er im Bett und träumt lustige Nachrichten. Auch die Küche bleibt keineswegs kalt. Womöglich kocht er sogar einen Kaffee. Erzählen (und fluchen) kann Egersdörfer mit oder ohne. Regie: Claudia Schulz.

SHOW

Mag’s bunt und androgyn: Entertainer Sven Ratzke im Schmidt.
Mag’s bunt und androgyn: Entertainer Sven Ratzke im Schmidt. © Edland Man | Edland Man

Sven Ratzke ist zurück. Das deutsch-niederländische Gesamtkunstwerk auf zwei Beinen (und Plateauschuhen), groß geworden in einem antiautoritären Kinderladen in Hamburg-Rotherbaum, schwebt und tänzelt in seiner neuen Show durch die Popwelt des 20. Jahrhunderts. Der androgyne Entertainment-Star aus Amsterdam huldigt Helden und Rebellen, Musen und Song-Birds wie Annie Lennox, David Bowie, Nick Cave, Grace ­Jones. Mit Band will er den Songs den „Ratzke-Touch“ verleihen: in neuem Glanz und mit vertrautem Charme. Das erzeugt bei ihm schon mal „Gänsehaut an den Eiern“. Mit Glamour und Humor, balancierend zwischen den Genres – und auf hohen Schuhen. Stolpergefahr? Fast ausgeschlossen.

THEATER

Im St. Pauli Theater: Schüler spielen „Time Bandits“.
Im St. Pauli Theater: Schüler spielen „Time Bandits“. © www.ausloeser.info | Thorsten Loeser

Vor 14 Jahren begann die Zusammenarbeit der Stadtteilschule am Hafen mit dem St. Pauli Theater. Nach zweijähriger Pause kommt am Montag in der Regie Dania Hohmanns mit „Time Bandits“ ein neues Stück auf die Bühne gleich neben der Davidwache. Es basiert auf dem Buch von Terry Gilliam und Michael Palin, bekannt als Mitglieder der legendären englischen Comedy-Truppe Monty Python, und garantiert eine fantasiereiche Zeitreise, die zum Lachen, Träumen, aber auch zum Nachdenken anregt. Alles aus der Sicht der kleinen neugierigen Samy, die gedanklich versucht, dem recht tris­ten, konsumorientierten Alltag ihres Elternhauses zu entfleuchen. Als eines Nachts sechs Banditen aus einer anderen Welt in ihrem Zimmer auftauchen, die Time Bandits, werden ihre Träume wahr.

SATIRE

Kabarettist Chin Meyer spottet und singt im Lustspielhaus. 
Kabarettist Chin Meyer spottet und singt im Lustspielhaus.  © Markus Nass | MARKUS NASS

Langsam, aber sicher neigt sich das Kabarett-Fest in Alma Hoppes Lustspiel dem Ende entgegen. Zwei Satiriker aus Berlin versprechen in der vorletzten Woche besonders süffisante Spitzen. Frank Lüdecke hat schon vor Jahrzehnten mit Hildebrandt und Hallervorden zusammengearbeitet, ist mit seinem politischen Kabarett aber solo stets auf Höhe der Zeit, feinsinnig und respektlos. Der Titel seines Programms „Das Falsche muss nicht immer richtig sein“, mit dem er am Donnerstag (24.3.) gastiert, klingt aktueller denn je. Am Freitag spielt und singt dann Chin Meyer erstmals in Hamburg „Dein Lovesong“. Der als Finanz­kabarettist bundesweit profilierte gebürtige Norderstedter hinterfragt und analysiert in seinem neuen Programm das Verhältnis zwischen Liebe und Wirtschaft – auch improvisatorisch.

KONZERT

Das Berliner Folk-Rock-Trio Mighty Oaks kommt mit dem aktuellen Album „Mexico“ (2021) in die Fabrik.
Das Berliner Folk-Rock-Trio Mighty Oaks kommt mit dem aktuellen Album „Mexico“ (2021) in die Fabrik. © Lukas Maeder | Lukas Maeder

Als die Mighty Oaks im März 2020 in der Großen Freiheit 36 auftraten, war das aus amerikanischen, italienischen und englischen Spree-Zugängen gegründete Berliner Folk-Rock-Trio nach drei erfolgreichen Alben und vielen Hamburg-Besuchen von Dockville bis Sporthalle absolut auf der Höhe. Zumindest dem vierten Album „Mexico“ hat die Pandemie 2021 nicht geschadet: Top Ten in den deutschen Charts. Jetzt wird es aber Zeit für Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders, Mandolinen, Gitarren, Tamburin, Bass und Trommeln zu verladen und wieder an die Elbe zu kommen. Dann gibt es am Montag, 21. März, eine Premiere für hiesige Mighty-Oaks-Fans: Spielort ist die Fabrik. Auch mal schön.

LESUNG I

Als Ljudmila Ulitzkaja 2020 mit dem Siegfried Lenz Preis ausgezeichnet wurde, konnte sie die Auszeichnung pandemiebedingt nicht persönlich entgegennehmen. Am Dienstag holt die russische Schriftstellerin und Kritikerin Wladimir Putins ihren Hamburg-Besuch nach. Mit ihrer Übersetzerin Ganna-Maria Braungardt ist sie in der Freien Akademie der Künste, um aus ihrem Werk zu lesen. Günter Berg, Chef der Lenz-Stiftung, und Monique Schwitter, Präsidentin der Akademie, moderieren den Abend.

LESUNG II

Nobelpreisträger Orhan Pamuk liest und spricht im Magazin.
Nobelpreisträger Orhan Pamuk liest und spricht im Magazin. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Im Jahr 2016 begann Orhan Pamuk mit der Arbeit an seinem neuen Roman „Die Nächte der Pest“. Vier Jahre später trat Corona in unser Leben. Auf keinen Fall wollte der türkische Literatur-Nobelpreisträger den Roman zur Krise schreiben. Hat er auch nicht: „Die Nächte der Pest“ hat noch mehr Themen als die keimbedingte Ausnahmesituation und ist ein knackiger, praller historischer Roman. Pamuk kommt am Freitag auf Einladung des Literaturhauses nach Hamburg, genauer ins Winterhuder Magazin-Kino, um sein neues Werk vorzustellen.

IMPRO-FESTIVAL

„Wie wollen wir leben?“, lautet das überaus aktuelle Motto von „Törn 2022“. Nach einem Jahr Corona-Pause lädt die 30 Jahre junge Hamburger Gruppe Steife Brise wieder zum internationalen Improtheater-Festival, vom 24. bis 27. März mit Shows an drei Abenden im Eimsbütteler MUT! Theater und mit vier Tagen Workshops im Schauspiel-Studio Frese. In einer Zeit, in der Alternativen zum bisherigen Lebenskonzept gefragt sind, wollen die Künstler die Kraft des spontanen Spiels nutzen, um Visionen zu spinnen, Utopien (und Dystopien) zu erschaffen. Und wie immer beim Improvisationstheater wird das Publikum unmittelbar ins Bühnengeschehen einbezogen respektive bestimmt es maßgeblich mit. Lacher dabei trotz allem gewiss.

GENUSS-VORTRAG

Im Museum für Kunst & Gewerbe läuft die Ausstellung „Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode“. Sie zeigt sieben Modebewusste und ihre Garderoben vom 19. Jahrhundert bis heute: Alltags-, Protest- und Avantgardemode bis Haute Couture. Am 24. März und 7. April geben Tulga Beyerle, Direktorin des MK&G, und Kuratorin Angelika Riley beim „Fashion High Tea“ im Hotel Vier Jahreszeiten nicht nur exklusive Einblicke in die Schau. Der neue Chef-Pâtissier des Hotels, Roshlee Cardoso, bietet auch süße Verführungen und herzhafte Delikatessen wie einen Fashion-Choux aus Mango und mehr oder Skull-Macarons. Im Eintrittspreis sind High Tea, ein Glas Champagner und ein Ausstellungsticket enthalten.