Hamburg. Ein Gespräch mit Peter Gelb, dem Chef der New Yorker Metropolitan Opera, über den Umgang mit Künstlern, Traditionen und Geld.
Seit mehr als anderthalb Jahrzehnten wird die New Yorker Metropolitan Opera von Peter Gelb geleitet. Er musste sie durch die Corona-Krise lotsen – und sich jetzt zum Umgang mit russischen Künstlerinnen und Künstlern positionieren, allen voran mit einem Star des Hauses, der Sopranistin Anna Netrebko, die wegen ihrer Sympathie für Wladimir Putins Politik international unter großem Erklärungsdruck steht.
Die Mailänder Scala hat dem Dirigenten Valery Gergiev gekündigt, Anna Netrebko hat jetzt ihre Auftritte dort abgesagt. Wie ist Ihre Meinung zu den aktuellen Geschehnissen?
Peter Gelb: Solange die Invasion und das Töten nicht beendet werden und der vorherige Zustand nicht wiederhergestellt ist, wird es an der Met keine Zusammenarbeit mit russischen Künstlerinnen und Künstlern geben, die Putin unterstützen oder von ihm unterstützt werden.
Werden Sie diese Künstlerinnen und Künstler nach ihrer Einstellung zu Putins Krieg befragen?
Die Haltungen der Künstler werden durch ihre eigenen Äußerungen in den sozialen Medien erkennbar. Wir planen keine Befragungen.
Gab oder gibt es Überlegungen, Gergiev an der Met dirigieren zu lassen?
Peter Gelb: Es gibt weder aktuelle noch zukünftige Pläne mit ihm, allerdings gab es vor der Invasion solche Überlegungen.
Anna Netrebko zählte bislang zu Ihren strahlendsten Stars. Ende April ist eine „Turandot“-Produktion mit ihr geplant. Wie werden Sie damit und mit ihr umgehen?
Peter Gelb: Sie ist eine hochgeschätzte Künstlerin der Met, aber unser Standpunkt bezieht sich ausnahmslos auf alle Künstlerinnen und Künstler.
Wie ist Ihre Meinung zum Aufrechterhalten der Verbindungen mit der russischen Kultur?
Peter Gelb: Die große Tradition russischer Kunst an der Met wird nicht zur Gefangenen von Putins Krieg werden.
Werden Sie Ihr Programm wegen des Kriegs ändern? Ende März steht Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“ auf dem Spielplan.
Peter Gelb: Die werden wir aufführen.
Wann waren Sie zum letzten Mal in der Hamburger Staatsoper und warum?
Peter Gelb: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich weiß, ich war dort einmal, aber das ist schon Jahre her. Und, ganz ehrlich, keine Ahnung, was ich damals gesehen habe. Tut mir leid. Nachdem ich seit 16 Jahren die Met leite, habe ich hier und im Ausland schon so viele Vorstellungen gesehen, dass nicht jede einzelne herausragt.
Was ist Ihre beste Methode für den Umgang mit einem schlechtgelaunten Tenor?
Peter Gelb: Meine Methode ist es, sehr mitfühlend mit Künstlerinnen und Künstlern umzugehen, denn sie sind unglaublich tapfere Kreaturen, die unglaublich schwierige Umstände aushalten müssen. Sie sind die großen Stimmathleten unserer Zeit, ganz besonders in einem Opernhaus von der Größe der Met. Dort sind die Herausforderungen entsprechend überwältigend. Für mich heiligt der Zweck die Mittel. Ein schlechtgelaunter Tenor macht mir nichts, solange er gut singen kann. Ich und mein Team sind für deren Unterstützung da, egal, in welcher Stimmung.
Wie war es, das weltgrößte Opernhaus – die Met hat rund 3800 Sitze – wegen Corona für mehr als ein Jahr schließen zu müssen? Sie mussten ums Überleben kämpfen, beinharte Sparmaßnahmen anordnen und dann wieder öffnen.
Peter Gelb: Wie Sie wissen, gibt es große Unterschiede zwischen der Met und den subventionierten deutschen Opernhäusern. Wir hatten keine andere Wahl, als neben dem Schließen auch unsere Ausgaben dramatisch zu verringern. Unser Zuschuss von der Bundesregierung beträgt etwa 0,2 Prozent des Gesamtbudgets, das sich auf etwa 300 Millionen Dollar beläuft, zwei Drittel der Kosten sind Zahlungen an die Gewerkschaften. Als wir schließen mussten, mussten wir einen Großteil der Belegschaft zwangsbeurlauben.
Sind die Konsequenzen daraus unreparierbar oder gibt es einen Weg zurück in eine Normalität?
Peter Gelb: Zunächst einmal: Wir leben gerade nicht in einer normalen Welt. Seit die Met sich wieder zurückmeldete, seit im August die Proben wieder begannen, haben wir wieder oft gespielt. Es wäre falsch zu sagen, dass die Mitarbeiter, die während der Pandemie ohne Gehalt da standen, keine schrecklichen Erinnerungen an diese Zeit hätten. Aber sobald die Menschen hier sahen, dass es wieder losging, wurde das zu ihrem wichtigsten Gedanken und sie waren stolz darauf, diese Vorstellungen wieder zu ermöglichen.
Hierzulande gab es viele Bemühungen des Staats, der Kulturlandschaft beim Überleben zu helfen, bei Ihnen standen alle allein im Regen. Wie lebt man mit diesem Druck, wie ist die Stimmung jetzt?
Peter Gelb: Wir sind wieder auf unseren Füßen, wir spielen. Und im Gegensatz zu deutschen Häusern, die halbleer oder zu einem Viertel gefüllt sind, nutzen wir die volle Kapazität und sind ausverkauft, mit sehr strengen Masken-Regeln. Anders als einige Häuser in Deutschland und Österreich haben wir von Anfang an strengstens um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemüht. Niemand – weder Mitarbeiter noch Publikum – darf sich im Opernhaus aufhalten, der nicht komplett durchgeimpft ist. Gestern haben wir für Januar eine Booster-Pflicht verkündet. Wir testen rigoros. Deswegen fühlen sich das Team und das Publikum hier sicherer als an den meisten anderen Orten in New York.
Beneiden Sie jetzt, vielleicht mehr als je zuvor, Ihre deutschen Intendanten-Kollegen? Die haben ein ständig wechselndes Programm, werden umfangreich vom Staat unterstützt. Der Himmel, gewissermaßen.
Peter Gelb: Sicherlich bewundere ich sie, aber ich möchte ganz bestimmt nicht mit ihnen tauschen. Es macht mir große Freude, die Met zu leiten. Die Aufregung ist gerade sehr groß, wegen der neuen Stücke, die wir herausstellen. Als ich vor 16 Jahren hierherkam, traf ich auf ein sehr konservatives Publikum. Es war ein langer Prozess, mehr und mehr auf neue Stücke und neue Inszenierungen zu setzen. In dieser Spielzeit zeigen wir allein drei zeitgenössische Stücke, zwei davon sind Auftragsarbeiten: Terence Blanchards „Fire Shut Up In My Bones“ eröffnete die Saison, die erste Oper von einem schwarzen Komponisten, ein großer Erfolg, der neues, diverses Publikum in die Met brachte. Gerade endet eine Aufführungs-Serie von „Eurydice“ des genialen jungen Komponisten Matthew Aucoin. Und es kommt noch Brett Deans „Hamlet“, den ich vor einigen Jahren in Glyndebourne sah und nach New York holen wollte.
Sie brachten Blanchard, die erste Oper eines Afroamerikaners seit der Eröffnung der Met vor rund 140 Jahren und Sie setzten Gershwins „Porgy and Bess“ auf den Spielplan. Alles Aspekte, die auch mit Diskursthemen wie „Black Lives Matter“, mit Wokeness und Diversität zu tun haben. Hilft das beim Kartenverkauf, bringt das diejenigen Menschen ins Haus, die sich darüber empören, dass die Met bislang so weiß war, so auf Europa und auf Traditionen fixiert?
Peter Gelb: Wie gesagt, „Fire…“ war ausverkauft. Es zog ein neues Publikum an, vor 16 Jahren wäre es mir noch nicht möglich gewesen, solche Stücke ins Programm zu nehmen. Obwohl: Damals war Wynton Marsalis einer der ersten Komponisten, die ich ansprach und um eine Oper bat. Ich glaube nicht an Wokeness um der Wokeness willen. Ich glaube an große Kunst. Und wenn „Black Lives Matter“ uns ermöglicht, die Programmierung zu verbreitern, bin ich ganz und gar dafür. Ich glaube nur nicht daran, durch Wokeness-Reifen zu springen.
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Wird die Met noch einen weißen Sänger als Otello engagieren können, oder eine weiße Sängerin als Aida? Oder werden Sie womöglich gezwungen sein, diese Rollen mit farbigen Sängern oder Sängerinnen zu besetzen, weil sonst sofort ein Empörungssturm losbricht?
Peter Gelb: Wir werden die Bestmöglichen engagieren, die man bekommen kann, beim Casting sind wir ziemlich farbenblind. Und wir haben vor einigen Jahren aufgehört, „racial make-up“ zu verwenden. Wenn wir einen weißen Tenor den Otello singen lassen, färben wir seine Haut dafür nicht dunkel. Und das ist richtig so. Weil die Met so groß ist, ist das Casting so schwer. Die Zahl der verfügbaren Top-Sänger für einen Otello ist sehr begrenzt. Unser Publikum ist es gewohnt, die besten Stimmen der Welt zu hören, da machen wir keine Kompromisse.
Sie müssen kommerziell denken, Sie müssen der Kundschaft ständig die großen Namen liefern. Wie planen Sie, mit diesem Druck im Nacken, dass alle sofort die fertigen Stars haben und nicht mehr die Reifung einer Karriere abwarten wollen?
Peter Gelb: Für Sänger ist es schwer, bereits voll entwickelt auf der Bühne der Met anzukommen. Aber wenn wir an einen jungen Sänger oder eine junge Sängerin glauben, werden wir ihn oder sie auch über mehrere Jahre in verschiedenen Rollen einsetzen und zusehen, wie sie sich entwickeln. Klassisches Beispiel dafür ist Anna Netrebko: Als sie zum ersten Mal hierherkam, war sie unbekannt. Ihr Debüt hatte sie schon vor meiner Zeit, 2005 in „Krieg und Frieden“ mit Gergiev. Als ich hier 2006 Chef wurde, traf ich sie und engagierte sie für jeweils zwei Stücke pro Saison. Und gemeinsam mit dem Publikum erlebte ich mit, wie sie sich zu diesem erstaunlichen dramatischen Sopran entwickelte.
Sie müssen ja keine Namen nennen, aber was waren die skurrilsten Sonderwünsche, mit denen Sie es zu tun bekamen?
Peter Gelb: Die Sängerinnen und Sänger, die hier auftreten, scheinen inzwischen sehr vernünftig zu sein. Dass jemand nur M+Ms in einer besonderen Farbe haben will, ist mir nicht passiert. Aber im Laufe meiner Karriere sind mir durchaus exzentrische Künstler begegnet. Einer davon war Vladimir Horowitz, dessen Manager ich einige Jahre war und der darauf bestand, jeden Abend Seezunge serviert zu bekommen… Die meisten Sängerinnen und Sänger verstehen, dass sie sich an der Met darauf konzentrieren müssen, großartige Auftritte zu haben.
Kürzlich haben Sie für 2025 einen neuen Zyklus von Wagners „Ring“ angekündigt. Der letzte wurde 2010 von Robert Lepage inszeniert, im Zentrum stand eine gigantische Bühnenmaschine, genannt „Das Biest“, die 16 Millionen Dollar…
Peter Gelb: … „Das Biest“ wurde sie nicht genannt, hier sprach man von ihr als „Die Maschine“, und diese Summe ist eine komplett falsche Zahl. Im Internet kursieren viele uninformierte Angaben. Also: Dieser „Ring“-Zyklus kostete um die zehn bis zwölf Millionen Dollar, das war für vier Opern. Also durchschnittlich pro Oper nicht viel mehr als eine normale Met-Neuproduktion.
Der Lepage-„Ring“ wurde schnell berüchtigt, es gab immer wieder auch technische Probleme. Was haben Sie aus dieser Lektion gelernt?
Peter Gelb: Ein „Ring“ ist normalerweise eng mit der Amtszeit eines Chefdirigenten verbunden. Also ist es total normal, dass es für unseren neuen Music Director Yannick Nézet-Séguin einen neuen geben wird. Jede größere Oper in Europa plant gerade einen neuen Zyklus: Paris, zwei Häuser in Berlin, Covent Garden. Ich fand den Lepage-„Ring“ visuell spektakulär, er war technisch sehr kompliziert, weit seiner Zeit voraus. Er war vielleicht größer und kühner, als es die Met bewältigen konnte. Hätte ich damals schon gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich es womöglich gelassen. Viele der Kritiker hasste diesen „Ring“, aber ich produziere Oper nicht für die Kritiker, ich produziere sie für Zuschauer und die meisten mochten ihn. Vielleicht ist das in Deutschland ja anders; vielleicht finden Intendanten bei Ihnen, dass Kritiker wichtiger sind als das Publikum. Ich denke das Gegenteil.
2006 starteten Sie die Met-Live-Übertragungen im Kino. Das war zunächst wohl eher ein teures, kleines Nebengeschäft. Dann kam Corona und alle streamten ständig. Ist dieses Format inzwischen für Sie lukrativ oder eher ein weiterer Werbespot für Ihr Opernhaus?
Peter Gelb: Als wir das Experiment begannen, sollte es die Met vor allem mit einem weltweiten Publikum verbinden. Es sollte unsere Finanzen nicht belasten, sondern sich ausgehen. Und nach wenigen Jahren war es kommerziell rasend erfolgreich. Es wurde also nicht nur eine künstlerische und eine Marketing-Erweiterung. Die Möglichkeit, in der Met zu singen und von Hunderttausenden rund um die Welt live erlebt zu werden, entsprach der Aufmerksamkeit, die früher Plattenaufnahmen liefern konnten. Heutzutage werden vielleicht noch 5000 oder 10.000 Exemplare einer Opernaufnahme verkauft. Und wegen der Erfolge dieser HD-Programme habe ich zunächst Sängerinnen und Sänger dazu überredet, später musste ich mich um die verletzten Gefühle jener Künstler kümmern, die nicht dabei waren. Alle, die an die Met kommen, wollen dort dabei sein, das ist jetzt das Gegenstück zu einem sehr einträglichen Plattenvertrag. Es hilft uns auch beim Ticketverkauf. 20 Prozent unseres Publikums kommt aus dem Ausland, 70 Prozent der Kino-Besucher sind außerhalb der USA. Und wenn die einmal nach New York kommen, wollen sie auch in die Met. Schwierig jetzt gerade ist, dass die Menschen Angst davor haben, ins Kino zu gehen. Wir haben gerade also nicht die Zuschauer, die wir einmal hatten, und hoffen, dass sich das wieder ändert.
Zugegeben: Mir fällt es schwer, mich damit anzufreunden. Es fühlt sich immer wie ein Trostpreis an und ist nicht so wie ein tatsächlicher Opern-Besuch. Können Sie Streaming wirklich genießen?
Peter Gelb: Streaming ist schwierig. Aber unsere Kino-Angebot sind ja so erfolgreich, weil sie vor allem auf riesigen Leinwänden gezeigt werden. Vor der Pandemie, an einem typischen Wochenende, war der Schlüssel zu unserem Erfolg das Live-Erlebnis, verbunden auch mit der entsprechenden Kino-Tontechnik, mit brillanter Kameratechnik und Close-Ups der Mitwirkenden.
Disney drehte den „Star Wars“-Ableger „The Mandalorian“ in einer virtuellen Trickbühne namens „The Dome“, ABBA hat sich ABBAtare entwickeln lassen, die für sie Shows in London spielen. Der Dirigent und Komponist Esa-Pekka Salonen machte Experimente mit virtuellen Oper-Konzepten. Wie viele Jahre haben tatsächliche Bühnenbilder noch, live, mit echten Menschen, wann wird das Publikum nur noch virtuell dabei sein, mit AR-Brillen zugeschaltet?
Peter Gelb: Ich kann nur mit meiner Hoffnung dienen: Dass es hoffentlich nie so etwas wie ein Metaverse-Opernhaus geben wird. Technologie entwickelt sich weiter und sollte künstlerisch genutzt werden, wann immer es möglich ist. Aber es ist schwer, sich ein Opernerlebnis in einer virtuellen Welt vorzustellen, dass sehr befriedigend ist.
Welche Oper ist besonders geeignet, jemanden zur Oper zu bringen? Viele glauben ja, warum auch immer, dass das besonders gut und besonders leicht mit Mozarts „Zauberflöte“ ginge.
Peter Gelb: Keine Ahnung. Das kommt sehr auf die Inszenierung an, auf die Sängerinnen und Sänger. Mein ältester Sohn, der jetzt Filme dreht, hat mit fünf einen ganzen „Ring“-Zyklus an der Met gesehen und er fand, dass das die bestmögliche Einführung in das Thema Oper war.
Der beste Trick, um reiche Gönner dazu zu bewegen, der Met Geld zu geben?
Peter Gelb: Einfach nicht danach fragen, sondern ihnen sagen, dass sie froh sein dürfen, wenn Sie ihr Geld annehmen?
Würde ich so vorgehen, bekäme ich nichts. Unsere Unterstützer sind sehr froh, mit uns in Verbindung gebracht zu werden. Was sie reizt, ist der Erfolg der Met. Während des Shutdowns, als wir für 18 Monate geschlossen waren, haben wir aus unserem Archiv täglich umsonst Opern gestreamt. In diesem Zeitraum haben wir 38.000 neue Unterstützer für uns gewonnen, die guthießen, dass wir an sie dachten. Menschen geben Geld, wenn sie an etwas glauben.
Sie waren in seinen letzten neun Lebensjahren Horowitz‘ Manager. Dann haben Sie ihn auch hier in Hamburg erlebt, bei seinem legendären Konzert 1987 in der Laeiszhalle?
Peter Gelb: Ja, ich war mit ihm dort. Ein außerordentliches Erlebnis. Er war unerreicht populär. Man konnte seine Konzerte mit nur wenigen Wochen Vorlauf organisieren. Es ging auch gar nicht anders, weil er nie wusste, wie er sich fühlen würde und Planungen nicht mochte. Die Konzerte in Hamburg und Berlin fanden direkt nach seiner historischen Rückkehr nach Moskau und Leningrad statt. Anfangs war er unglaublich nervös, doch dann war er so begeistert vom Erfolg in Russland, dass er weitermachen wollte, er wollte einfach noch nicht zurück nach Hause. Ein deutscher Produzent, Elmar Weingarten, kam nach Russland und lud ihn sehr hartnäckig nach Berlin und Hamburg ein. Es sollte ihn zurück zu den Anfängen seiner Karriere bringen. Die beiden Konzerte waren unglaubliche Erfolge. Ich glaube, wir waren zusammen in der Hamburger Staatsoper, und das Publikum erkannte ihn vor Beginn der Aufführung und feierte ihn mit stehenden Ovationen, obwohl er ja nur Zuschauer war.
Ein berühmter deutscher Sozialdemokrat hat einmal gesagt, Chef der SPD, das sei das schönste Amt neben dem Papst. Wo in dieser Liga sortieren Sie Ihren Job als Chef der Met ein?
Peter Gelb: Das ist der Posten, den ich mir im größten Teil meines Berufslebens immer erträumt habe. Ich wuchs in New York City auf und habe als Teenager als Platzanweiser in der Met gearbeitet. Das Haus stellt für mich den Höhepunkt im Bereich der darstellenden Künste dar. Hier Chef zu sein ist das Härteste, was ich je getan habe, aber ich würde es nicht eintauschen wollen. Mein Vertrag endet 2027, also werde ich noch etwas länger hier sein.
Kino-Termin: 12.3., 19 Uhr: „Ariadne auf Naxos“, mit Lise Davidsen u. a. Dirigent: Marek Janowski. Zu sehen im Astor Film Lounge und CinemaxX Wandsbek. Weitere Informationen: www.metimkino.de