Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: Rembrandts Porträt mit Ölfarben: „Maurits Huygens“.

Die Entstehungsgeschichte dieses Bildes ist womöglich interessanter als das Bild selbst. Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606-1669) hat hier 1632 den Sekretär des Den Haager Staatsrats, Maurits Huygens, festgehalten. Er malte ihn mit Ölfarben auf Eichenholz. Das Bild zeigt einen mit wachen Augen die Betrachter anblickenden Mann mit lockigen Haaren und Spitzenkragen, dessen linke Gesichtshälfte erleuchtet ist.

Das lebendig wirkende Porträt gilt als ein frühes Meisterwerk des Malers, der später als einer der bedeutendsten Barockkünstler des Goldenen Zeitalters der Niederlande wurde. Zu seinen bekanntesten Bildern zählen „Die Nachtwache“ und „Der Mann mit dem Goldhelm“, auch wenn man bei Letzterem mittlerweile glaubt, das Bild stamme eher aus dem Umfeld Rembrandts.

Hamburger Kunsthalle: Rembrandts Porträt von „Maurits Huygens“, ein Meisterwerk

Im Jahr 1634 hatte Statthalter Friedrich Heinrich von Oranien Huygens das Baugrundstück „Plein“ in der Nähe der Regierungsgebäude vermacht. Drei Jahre später wollte die Familie in das Herrenhaus einziehen, aber ausgerechnet dann starb Huygens Frau Suzanne. Am Tag nach ihrer Beerdigung zog Huygens mit seinen fünf Kindern dort ein.

Die Situation der Kinder dürfte Rembrandt besonders berührt haben. Drei seiner eigenen Nachkommen starben, als sie noch klein waren. Ein Jahr nach der Geburt seines vierten Kindes starb auch seine Frau Saskia.

Huygens galt als vorbildlicher Vater, er las seinen Kindern vor, machte Musik mit ihnen und begleitete sie zu Feiern. Auch beruflich war Huygens erfolgreich. Privat freundete er sich mit dem französischen Philosophen René Descartes an. 122 ihrer Briefe sind noch erhalten.

Rembrandt: Die holländische Antwort auf Rubens

Seit seiner Jugend hatte sich Huygens für alle Kunstformen interessiert. Er pflegte eine intensive Korrespondenz mit lokalen und internationalen Musikern, Wissenschaftlern und Philosophen. Er sammelte Bilder, unter anderem die von Brueghel, und sorgte dafür, dass die Kultur bei Hofe eine wichtige Rolle spielte.

Huygens besuchte Rembrandt in seinem Atelier und überredete ihn, seinen Bruder Constantijn zu porträtieren, bevor er selbst ihm Modell saß. Huygens sah Rembrandt als holländische Antwort auf den Flamen Rubens an und war besonders­ vom Bild „Judas bringt die 30 Silberlinge zurück“ beeindruckt.

Mehr als 300 Radierungen Rembrandts ausgestellt oder im Archiv

Porträts waren übrigens eine Spezialität Rembrandts. „Unter all den Portraitmalern der Zeit ist er es, der am meisten von einem Traumdeuter hat“, schrieb anerkennend der belgische Dichter Émile Verhaeren.

Das Kupferstichkabinett der Kunsthalle hat mehr als 300 Radierungen Rembrandts ausgestellt oder im Archiv. Zu verdanken hat man diesen Schatz dem Hamburger Kunstsammler und -händler Georg Ernst Harzen, der von 1790 bis 1863 lebte. Zur Gründung der Kunsthalle im Jahr 1863 vermachte er der Stadt seine Sammlung per Testament. Die Kollektion gilt als Sammlung von internationalem Rang.