Hamburg. „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – dieses Mal: Lucas Cranach d. Ä.: „Friedrich der Weise, Johann der Beständige ...“

Dies ist eins der breitesten Bilder, die wir bisher vorgestellt haben, mit einem langen Titel: „Friedrich der Weise, Johann der Beständige, Johann Friedrich der Großmütige, Kurfürsten von Sachsen“. Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) hat das Triptychon im 16. Jahrhundert auf Rotbuchenholz gemalt. Es zeigt drei souveräne, bärtige Männer mit Pelzkragen in Herrscherpose.

1505 hatte der links dargestellte Kurfürst Cranach zum Hofmaler bestellt, er blieb es fast 50 Jahre lang. Im selben Jahr eröffnete er in Wittenberg seine Werkstatt, was für diese Zeit ungewöhnlich war. 1507 nahm er einen ersten Schüler auf. Ab 1520 haben Kunsthistoriker Gemeinschaftsarbeiten aus der Werkstatt nachgewiesen. 5000 Bilder sollen dort entstanden sein. Cranach signierte seine Bilder zunächst mit „LC“. Als er 1508 einen Wappenbrief vom Kurfürsten verliehen bekam, der eine geflügelte Schlange mit einem Rubinring im Maul zeigte, wurde das Cranachs neue Signatur.

Lucas Cranach der Ältere malte auch Familie Luther

Lucas Cranach   d. Ä. (1472–1553), „Friedrich der Weise, Johann der Beständige und Johann Friedrich der Großmütige, Kurfürsten von Sachsen“.
Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553), „Friedrich der Weise, Johann der Beständige und Johann Friedrich der Großmütige, Kurfürsten von Sachsen“. © Hamburger Kunsthalle / bpk / Elke Walford

Der Bildnismaler war einer der begehrtesten Künstler der Reformation und malte die Familie Luther, Herzog Georg von Sachsen und Kurfürst Joachim I. von Brandenburg. Er war Trauzeuge bei der Heirat von Martin Luther mit Katharina von Bora und wurde später Taufpate ihres Sohnes. Porträts vor landschaftlichem Hintergrund waren damals eine Seltenheit. Cranach soll durch das Selbstbildnis von Dürer, mit dem er befreundet war, darauf gekommen sein, diese Idee zu übernehmen. Das Besondere an diesem Triptychon ist, dass die Landschaft durchgehend für alle drei Teile gestaltet wurde.

Das sächsische Wappen unter dem dritten Bild weist Johann Friedrich, rechts im Bild, als Auftraggeber des Kunstwerks aus. Unter den Bildern seiner beiden Vorgänger betonen Lobverse ihre Reichs- und Kaisertreue sowie ihre reformatorische Überzeugung. Friedrich der Weise galt als großer Kunstförderer. Er vergrößerte die Universität, sorgte für eine Belebung des Handels und holte Intellektuelle nach Wittenberg. Er galt als einer der führenden Fürstenpersönlichkeiten seiner Zeit und schützte Martin Luther, obwohl er selbst bis zu seinem Tod Katholik war.

Sein Nachfolger Johann der Beständige war Anhänger der Reformation und verteidigte seine Überzeugung so standhaft, dass er seinen Beinamen bekam. Johann Friedrich bekannte sich ebenfalls zur Reformation und stellte sich damit gegen Kaiser Karl V. Mit diesem Dreierporträt mit seinen beiden Vorgängern wollte er zugleich seine eigene Herrschaft legitimieren.

Cranach hieß eigentlich Sunder oder Mülller und wurde in Kronach in Oberfranken geboren. Er gilt heute als einer der einflussreichsten Maler, Grafiker und Buchdrucker der Renaissance. Den Geburtsort machte er später leicht verbrämt zu seinem Künstlernamen. Er schloss sich den Malern der „Donauschule“ an. Der Sohn des Künstlers, Lucas Cranach der Jüngere, übernahm 1537 die Werkstatt seines Vaters.