Hamburg. Vor 25 Jahren wurde die Galerie eröffnet – und ist immer noch ein Publikumsmagnet. Wir stellen 25 besondere Werke aus der Sammlung vor.

Ob die Kunsthalle damals wusste, worauf sie sich einlässt? 1996 ließ der US-Künstler Richard Serra 13 Tonnen Bleischrott an den Glockengießerwall liefern, ließ sie einschmelzen und klatschte sie in eine Bodenkante des gerade fertiggestellten, hübsch weißen Sockelgeschosses der Galerie der Gegenwart.

Durch Schichten, Hämmern und Schneiden entstanden fünf Riegel, die stetig in sich zusammensackten und erstarrten – seine Installation „Measurements of Time“, also eine mitanzusehende Vermessung der Zeit. Künstlerinnen und Künstlern einen eigenen Raum für ihre Werke zu geben, war von Anfang an die große Idee der Galerie. Dazu gehören Jenny Holzers Laufschrift „Ceiling Snake“ am Treppenübergang von der Lichtwark-Galerie, Ilya Kabakovs Krankenzimmer „Healing with Paintings“ oder Bogomir Eckers Tropfsteinmaschine, deren Laufzeit mit der Stadt Hamburg vertraglich bis 2496 geregelt ist.

Kunsthalle Hamburg: Galerie der Gegenwart wird 25 Jahre alt

25 Werke anlässlich 25 Jahren Galerie der Gegenwart zu zeigen, das ist natürlich ein Klacks im Hinblick auf die immense Sammlung. Sie umfasst Malerei mit Werken von Gerhard Richter, Sigmar Polke und Georg Baselitz, Pop-Art von Andy Warhol und David Hockney, den Arte-Povera-Künstler Yannis Kounellis, Werke von Joseph Beuys, Minimal Art von Hanne Darboven und Robert Morris, bildhauerische Positionen von Thomas Schütte, Cady Noland und Rosemarie Trockel, eine fotografische Sammlung mit Arbeiten von Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky, Candida Höfer, Ed Ruscha und Thomas Demand, Cindy Sherman und Nan Goldin, die die 1980er-Jahre prägten sowie 600 Positionen Video- und Medienkunst.

Die ausgewählten Bilder, Objekte und Installationen, die auf diesen beiden Seiten zu sehen sind, stehen stellvertretend für den Reichtum an zeitgenössischer Kunst, der mit Gründung der Galerie 1997 ein 5600 Quadratmeter großes neues Zuhause erhielt. Den kubistischen Bau entwarf der Star-Architekt Oswald Mathias Ungers, Christoph Heinrich war der erste Leiter der Galerie der Gegenwart, Direktor der Kunsthalle war zur Gründungszeit Uwe M. Schneede.

Auch viele junge Künstler zu entdecken

Neben altbekannten Werken sind auch viele jüngere Künstlerinnen und Künstler zu entdecken, zum Beispiel die Hamburgerin Annika Kahrs, die in der Sammlung mit ihrer bemerkenswerten Soundinstallation „Infra Voice“ und auf internationalen Ausstellungen vertreten ist, Simon Modersohn (Ölgemälde „Zaunkönig“, 2021) oder Anna Grath und ihre minimalistischen Wand- und Raumarbeiten aus gebogenen, gequetschten oder gefalteten Alltagsgegenständen.

Eine Sammlung immer wieder mit Neuzugängen zu beleben und sie in spannende Dialoge miteinander zu bringen, ist das Bestreben von Brigitte Kölle und Petra Roettig, die die Galerie seit 2012 gemeinsam leiten. In diesem Geiste kuratierte Brigitte Kölle auch die Jubiläumsausstellung „something new, some­thing old, something desired“, die am Wochenende startet. Darin werden die Themen unserer Zeit behandelt: Fragen nach Verständigung und Kommunikation, Abschottung und Abgrenzung, Machtausübung und Protest, Utopie und Struktur. Auch nimmt sie (virtuelle) Welten und Wirklichkeiten anhand von Architekturentwürfen in den Blick und thematisiert das Spannungsfeld zwischen Form und Auflösung.

Kunsthalle Hamburg: Zwei Werke nicht ausgestellt

Viele Abbildungen begegnen einem auch in dieser Schau. Lediglich zwei Werke sind derzeit nicht in der Galerie ausgestellt: Gerhard Richters Porträt „S. mit Kind“ von 1995, sowie die zentrale Arbeit von Bruce Nauman, die Video­installation „Anthro/Socio“ von 1992.

„something new, something old, some­thing desired“ bis 18.2.2024, Galerie der Gegenwart (U/S Hauptbahnhof), Glockengießerwall 5, Di-So 10.00-18.00, Do bis 21.00, Eintritt 14,-/8,- (erm.), hamburger-kunsthalle.de