Hamburg. Die Sonderausstellung „Fremde im eigenen Land!?“ in der BallinStadt überzeugt mit spannenden Fakten und bewegenden Porträts.

Allein in Deutschland sind mehr als 400 religiöse Gemeinschaften verzeichnet, ungefähr 19,3 Millionen Menschen haben einen Migrationshintergrund, 10,8 Millionen Menschen leben mit einer schweren Behinderung. 7,4 Prozent der insgesamt 83 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Deutschland fühlen sich der LGBTQIA+-Gruppierung (Abkürzung für verschiedene sexuelle Orientierungen) zugehörig. Diese Faktoren allein machen unsere Gesellschaft aber nicht divers. Vielmehr sind es die Akzeptanz, der Respekt und die Unterstützung der Allgemeinheit, die zu einem freien Leben verhelfen.

Aber wie divers ist Deutschland wirklich, und wie viel Diversität lässt unsere Gesellschaft zu? Genau diese Fragen stellt sich das Auswanderermuseum BallinStadt Hamburg. Ergänzend zu der Dauerausstellung, die anhand von vier Epochen Ein- und Auswanderergeschichten zeigt, ist die aktuelle Sonderausstellung „Fremde im eigenen Land!?“ entstanden.

Ausstellung Hamburg: Hinter jedem Porträt eine Geschichte

Beim Betreten von Haus drei des Museums ertönt leise das Lied „Das Land, in dem ich leben will“ von Bodo Wartke. Die Ausstellung ist bunt gestaltet und setzt auf Emotionen. Neun vielfältige Gesichter auf großen Aufstellern bilden den Anfang im ersten Raum. Zu sehen sind unter anderem die Leistungssportlerin Kristina Vogel, Dragqueen Veuve Noir, der Comedian Simon Pearce und die Aktivistin Klara Martens.

Hinter jedem Porträt verbirgt sich eine persönliche und bewegende Geschichte, die den Besucherinnen und Besuchern „einen Eindruck und einen anderen Zugang zu Diversität und den zu führenden Kämpfen für Freiheit geben soll“, so Sprecher Torben Knye. „Außerdem ist uns wichtig zu erwähnen, dass diese Ausstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Diversität ist bunt und vielfältig, und wir haben versucht, einen Querschnitt abzubilden.“

Ausstellung verfolgt ein besonderes Ziel

Weiter führt der Rundgang in einen Raum, der mit den farbigen Plakaten an eine Demonstration erinnert. In einen Tisch sind Holzklötze mit der Frage „Wusstest du …?“ eingelassen. Sie präsentieren unterschiedliche Zahlen und Fakten wie zum Beispiel: „Wusstest du, wie viele Frauen bei der Premiere des Frauenwahlrechts in Deutschland den Weg zur Wahlurne angetreten haben?“ oder „Wusstest du, dass homosexuelle Männer erst seit Herbst 2021 Blut spenden dürfen?“. Auf Plakaten im Hintergrund prangen weitere Fakten, die zum Nachdenken anregen. Die Kombination aus emotionalen Geschichten und Fakten soll Aha-Momente hervorrufen.

Ein großer Spiegel und die Worte „Und du?“ bilden das Ende der Ausstellung. In was für einer Welt möchte ich leben, und was kann ich dafür tun? Die Ausstellung habe das Ziel, die Menschen mit diesen Gedanken zu entlassen. „Es ist ein offenes Ende und beginnt bei dir“, sagt Torben Knye.

„Fremde im eigenen Land!?“ bis 1.5., Auswanderermuseum BallinStadt (S Veddel-BallinStadt), Veddeler Bogen 2, Mi–So 11.30–16.30, Eintritt 13,-/11,- (erm.), www.ballinstadt.de