Hamburg. Die NDR Bigband sorgte mit Erinnerungen an Chet Baker, Miles Davis und andere Größen des Jazz für einen erstklassigen Konzertabend.

„My Funny Valentine“ durfte nicht fehlen. Die Ballade, die man sofort mit Chet Baker verbindet, hoben sich die NDR Bigband und ihr Leiter Jörg Achim Keller für die Zugabe im Großen Saal der Elbphilharmonie auf. Ingolf Burkhardt weckte mit seiner Interpretation die Erinnerung an diesen weltberühmten Trompeter, dessen Leben 1988 durch einen Fenstersturz so tragisch endete.

„American Cool Jazz“ hieß das Programm, mit dem die Bigband nicht nur an Baker und Miles Davis, sondern auch an andere maßgebliche Musiker dieser Stilrichtung erinnern wollte, die Ende der 1940er-Jahre als Antwort auf den nervösen urbanen Bebop entstanden war. Gastdirigent Keller gliederte den Abend in zwei Sets und platzierte Stücke von Miles Davis in den ersten Teil.

Elbphilharmonie: Trotz Cool Jazz begeistert beklatschte Soli

Mit „Springsville“ aus dem Album „Miles Ahead“ und Claus Stötter als Solisten und angetrieben von Bassist Ingmar Heller und dem holländischen Schlagzeuger Marcel Serierse swingte die Bigband gleich mit Vollgas los. Von Kühle war bei dieser Nummer nichts zu spüren. Erst im weiteren Verlauf des Programms wurde das Tempo gedrosselt.

Von „Miles Ahead“ über eine nicht besonders mitreißende Version von „Summertime“ ging es weiter zum Album „Birth Of The Cool“, das Davis 1949 mit dem Arrangeur Gil Evans und einem Jazz-Orchester aufgenommen hat. Die Mitglieder der Bigband erhielten jetzt Raum für kurze, begeistert beklatschte Soli unter anderem von Dan Gottschall auf der Posaune, Fiete Felsch auf dem Alt- und Luigi Grasso auf dem Baritonsaxofon.

Die NDR Bigband und ihr Leiter Jörg Achim Keller traten im Großen Saal der Elbphilharmonie auf.
Die NDR Bigband und ihr Leiter Jörg Achim Keller traten im Großen Saal der Elbphilharmonie auf. © Michael Zapf/NDR

Ein erstklassiger Konzertabend, dem Ensemble sei Dank

Im zweiten Teil des zweistündigen Konzertes erinnerte Keller an eines der letzten Konzerte, das Chet Baker im Herbst 1987 zusammen mit der NDR Bigband gegeben hat und das auf einer – allerdings vergriffenen – Platte dokumentiert worden ist. Aus diesem Konzert hatte er eine Reihe von Arrangements auf seinem Pult liegen.

Los ging es mit „All Blues“, einer berühmten Nummer aus der Feder von Miles Davis. Percy Pursglove war der glänzende Solist und auch die Bigband ließ es wie zu Beginn des ersten Sets ordentlich krachen. Weitere Höhepunkte wie „Youngblood“ mit Bastian Stein an der Trompete und der expressiven Anna-Lena Schnabel auf dem Altsaxofon sowie die Ballade „Django“ mit dem einfühlsamen Trompeter Ingolf Burkhardt folgten.

Die Virtuosität des Pianisten Florian Weber, seit 2021 ständiges Mitglied der Bigband, zeigte sich bei „Lennie’s Pennies“, und auch Claus Stötter bewies in „Look For The Silver Lining“ noch einmal seine Klasse. Der Cool Jazz ist längst Jazz-Geschichte, doch an diesem Abend klang er wieder frisch und modern. Die NDR Bigband hat die Musik von Miles Davis, Chet Baker, Gerry Mulligan und Lennie Tristano verinnerlicht, die Qualität der Ensemblemitglieder garantierte einen erstklassigen Konzertabend.