Hamburg. Melody Gardot, John McLaughlin und das aus „Babylon Berlin“ bekannte Moka Efti Orchestra gehören zu den Stars. Kartenverkauf läuft.

Alles fiebert dem Frühling und Sommer entgegen, der Zeit, in der hoffentlich die meisten (wenn nicht sogar sämtliche) Corona-Beschränkungen endlich fallen können und wieder Normalität einkehrt – auch in das Konzertleben. Da passt es natürlich, dass nun das Elbjazz Festival für eine kräftige Portion Vorfreude sorgt und sein geplantes Programm für den 3. und 4. Juni vorstellt. 23 Künstlerinnen, Künstler und Bands sind jetzt bekannt, die das Werftgelände von Blohm+Voss auf mehreren Bühnen ebenso bespielen sollen wie den Großen Saal der Elbphilharmonie.

Man blicke „optimistisch und sehnsüchtig“ auf das kommenden Festival sagt Elbjazz-Geschäftsführer Alexander Schulz und fügt hinzu: „Möglicherweise wird es hier und da noch geringe Einschränkungen in Bezug auf die möglichen Auslastungen und auf die Abläufe geben. Aber insgesamt erwarte ich, dass wir nach zwei langen Jahren weitestgehenden Stillstands endlich wieder intensiv Live-Musik mit unserem Publikum und natürlich den Künstlerinnen und Künstlern werden teilen können.“

Elbjazz Festival: Diese Stars kommen nach Hamburg

Inhaltlich ist das Elbjazz erneut breit aufgestellt und hat in diesem Jahr zwar keinen Artist in Residence zu bieten, dafür aber ein paar echte Top-Stars. Etwa Sängerin Melody Gardot, die sich keineswegs auf Jazz festlegen lässt, sondern im Pop und Folk ebenso zuhause ist. Auf ihrem letzten Album „Sunset In The Blue“ lässt sie sogar zarte Bossa-Nova-Rhythmen erklingen. Für einen lauen Frühsommerabend am Hafen könnte das der perfekte Soundtrack sein.

Echte Jazzlegenden sind ja inzwischen rar gesät, und wer noch unter uns weilt (Pharoah Sanders, Archie Shepp, Ahmad Jamal) ist häufig nicht mehr ohne weiteres in der Lage, die lange Reise von den USA nach Europa zu unternehmen. Um so wunderbarer, dass mit dem Briten John McLaughlin eine Ikone des Fusion Jazz zum Elbjazz kommt. Der 80-Jährige spielte in der Band von Miles Davis, betrat in den frühen 70er-Jahren mit seinem Mahavishnu Orchestra musikalisches Neuland, ließ sich für Shakti von indischer Musik inspirieren und fusionjazzt heute mit seiner Band The 4th Dimension wie ein vor ungebremster Energie überlaufender Jungspund. Sein Elbjazz-Auftritt könnte einer der Festivalhöhepunkte werden.

Elbjazz Festgibt erste Programmhöhepunkte bekannt

Großen Andrang vor der Bühne dürfte es auch beim Moka Efti Orchester geben, dieser 14-köpfigen Bigband, die seit ihren Auftritten in der TV-Serie „Babylon Berlin“ in aller Munde ist. Mit dabei: Sängerin Severija, ebenfalls mit mächtig Fernsehruhm ausgestattet. Da steht einer Zeitreise in die Goldenen Zwanziger nichts im Wege.

Mit Spannung erwartet werden ebenfalls der Auftritt der Hamburger Band The KBCS, die mit Thomas D von den Fantastischen Vier im Studio war und nun gemeinsam mit dem Deutsch-Rap-Urgestein auf der Bühne stehen wird. Auch interessant: Die Kooperation von Max Herre (Freundeskreis) mit der Band Web Web des Pianisten Roberto di Gioia – vor allem, weil Herre in erster Linie nicht singen oder rappen wird, sondern als „Rhythmuspianist“ angekündigt ist. Unbedingt singen sollten hingegen die Koreanerin Youn Sun Nah und die Britin Zara McFarlane, die beide mühelos Genregrenzen sprengen und ebenso in der Elbphilharmonie auftreten (und dort genau richtig sind) wie die US-amerikanische Sängerin Lady Blackbird.

Doch es sind nicht nur die großen Namen und vom Publikum seit Jahrzehnten geliebten Klänge, die in diesem Jahr locken. Vielmehr lohnt sich auch der Blick ins Kleingedruckte, auf die Künstlerinnen und Künstler, die keine großen Hallen füllen aber für enorme Qualität stehen. Allen voran der Trompeter Mathias Eick, der beim ECM-Label veröffentlicht, was ja schon mal ein Qualitätssiegel ist. Gemeinsam mit dem Norwegian Wind Ensemble präsentiert er die melancholischen Kompositionen seines Albums „Ravensburg“. Auch Pianist Omer Klein ist wieder einmal beim Elbjazz zu erleben – in diesem Jahr gemeinsam mit dem Trompeter Sebastian Studnitzky, der sowohl einen Echo Jazz als auch einen Opus Klassik im Trophäen-Schrank stehen hat.

Auch ein Geheimtipp dabei

In jedem Fall lohnt es sich, im Vorfeld des Elbjazz die eher unbekannten Bands auszuchecken, etwa das Limburger Psychedelic-Funk-Kollektiv Yin Yin. Auf deren Facebook-Seite ist ein kurzer Videoclip zu sehen, der zeigt, wie ekstatisch die Band bisweilen vom komplett euphorisierten Publikum, gefeiert wird. So darf es gerne auch in Hamburg abgehen.

Und dann ist da noch ein Geheimtipp, der nach dem Elbjazz keiner mehr sein dürfte: das Golden Dawn Arkestra aus Texas, deren Name nicht zufällig an den großen Jazz-Avantgardisten Sun Ra (1914-1993) und dessen Arkestra erinnert. Auch die Golden-Dawn-Truppe ist ein wildes Bühnentier mit bunten Kostümen – und mit Tänzerinnen, die sich im Groove wiegen. Das Faible für die unendlichen Weiten des All haben sie ebenfalls mit Sun Ra gemein, tragen ihre Alben doch Titel wie „Children Of The Sun“ oder „Stargazer“. Wer ein Spektakel mit maximalem Unterhaltungswert sucht, ist hier richtig.

Tickets für das Elbjazz Festival sind ab sofort erhältlich, jeweils ein Elbphilharmonie-Konzert kann reserviert werden. Weitere Bandankündigungen folgenden in den kommenden Monaten.

Elbjazz Festival Fr/Sa 3./4.6., Werftgelände Blohm+Voss und Elbphilharmonie, Karten zu 68,75 Euro (Freitag), 82,75 Euro (Sonnabend) und 122,75 (beide Tage) unter elbjazz.de