Hamburg. Erst ein Spucktest mit Weißwein, dann ein furioses Konzert im Großen Saal. Dabei wird auch bayrische Blasmusik gespielt.
So leer sieht man die Bühne der Elbphilharmonie selten. Nur ein einsames Waldhorn steht dort, etwa vier Meter von der ersten Zuschauerreihe entfernt. Corona-Sicherheitsabstand. Als die Musiker von Mnozil Brass in weißen Schutzanzügen aus der Garderobe kommen, wird erst mal genau gemessen. Drei Schritte Abstand müssen es schon zwischen den Trompetern und Posaunisten sein. Alles wird penibel in Listen eingetragen, so dass die Schutzverordnung auch eingehalten werden kann.
Auch ein Spuktest mit Weißwein folgt, bei dem der Tubaspieler das Gesöff nicht in den Plastikeimer spuckt, sondern in den Trichter seines Instruments. Das Publikum im sehr gut besetzten Großen Saal der Elbphilharmonie quittiert dieses Corona-Intro mit viel Gelächter, denn natürlich machen sich die sieben Musikanten aus Österreich lustig über die vielen Regeln und Vorschriften in Sachen Covid-19. Mnozil Brass sind eigentlich Musik-Clowns.
Mnozil Brass: Musiker lernten sich in Kneipe kennen
Anfang der 90er-Jahre haben sich die Musiker bei einem Studentenstammtisch in einer Kneipe namens „Mnozil“ kennengelernt. Sie gründeten daraufhin Mnozil Brass und ergänzten die Musik sehr schnell um komödiantischen Einlagen und Gesangsdarbietungen. In Hamburg beginnt die zweistündige Show mit einem Potpourri aus bekannten Melodien, die so kurz angespielt werden, dass kaum Zeit bleibt zu überlegen, was das jetzt für ein Stück war, dann wird es wild und frei wie bei einer Kollektivimprovisation im Free Jazz.
Bei allem Quatsch, den die Truppe veranstaltet, ist zu hören, dass jeder auf seinem Instrument ein Könner ist. Und zu singen vermögen die sieben auch fantastisch, wie sie bei einer A-Capella-Version von „I Can’t Give You Anything, But Love, Baby“ beweisen. Das Publikum ist sehr schnell aus dem Häuschen und feiert die virtuosen Faxenmacher.
Elbphilharmonie: Mnozil Brass sorgt für Bierzelt-Stimmung
Besonders euphorisch wird mitgeklatscht, wenn die Mnozil-Männer bayrische Blasmusik anstimmen. Dann kommt im Saal Bierzelt-Stimmung auf, doch sehr schnell wird die Volksmusik wieder dekonstruiert und es geht mit den nächsten Gags weiter. Wie beim Blockflöten-Konzert, bei dem das Instrument mit dem Nasenloch geblasen wird oder bei einer Persiflage auf Neue Musik, betitelt „Uraufführung“, mit einem exaltierten Dirigenten, geräuschhaften Klängen, dem Einsatz von Schuhen als Schlaginstrument und dem geräuschlosen Verzehr einer Banane.
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Monzil Brass bedient sich in der Welt der Klassik und des Pop, holt sich Versatzstücke aus Film- und Volksmusik und verrührt das alles in einem großen Potpourri-Topf, immer mit Tempo, Witz und überraschenden Wendungen. Die einzige Nummer, die das Ensemble ohne Verballhornung spielt, ist kurz vor Schluss des Abends Carole Kings 50 Jahre alte Ballade „You’ve Got A Friend“. Das Publikum ist begeistert und feiert Mnozil Brass mit langem Beifall. E
Es muss nicht immer Klassik sein: Die Bühne der Elbphilharmonie ist mit ihrer 360-Grad-Optik auch prädestiniert mit diese Art von Musik-Entertainment.