Hamburg. Das neue Jahr hat von Seiten der Kunst und Museen einiges zu bieten: von künstlerischen Glanzlichtern bis zur documenta 15.

Spektakuläre Ausstellungen, Reisen zu bedeutenden Kunstfestivals, Vernissagen, Workshops, Begegnungen mit echten Menschen in nicht-virtuellen Museumswelten, mit Künstlerinnen und Künstlern, vielleicht sogar eine Lange Nacht der Museen: Der Blick auf den kulturellen Veranstaltungskalender für das just begonnene Jahr lässt, Corona mal beiseite, euphorisch werden, denn es kommt einiges auf uns zu. 2022 wollen sich Kunst und Museen endlich wieder ordentlich feiern.

So werden zum Beispiel große Jubiläen begangen: 1997 eröffnete mit der Galerie der Gegenwart auf einer Fläche von 5600 Quadratmetern Deutschlands größtes zeitgenössisches Kunstzentrum. Anlässlich des 25. Geburtstags werden gleich drei Ausstellungen in dem von Oswald Mathias Ungers entworfenen signifikanten Bau gezeigt: Ab 14 Januar lotet „Futura“ die verschiedenen Dimensionen der Zeit aus und stellt dabei die Tropfsteinmaschine des Bildhauers Bogomir Ecker ins Zentrum.

Kunst-Highlights: 2022 wird ein Jahr voller Kunst und Kultur

Am 18. Februar folgt mit „something new, something old, something desired“ ein vielversprechend klingender Dialog zwischen bereits existierenden und neu erworbenen Kunstwerken der Gegenwarts-Sammlung. Mit der Schau „Give and Take. Bilder über Bilder“ leistet die Kunsthalle ihren Beitrag zur 8. Triennale der Photographie.

Vom 20. Mai bis zum 18. September lädt das Festival unter dem Motto „Currency“ (Aktualität, aber auch Währung) zu zahlreichen Foto-Ausstellungen, Workshops und Partys in Hamburger Museen und Ausstellungshäuser ein. Die Halle für aktuelle Kunst zeigt zum Beispiel in „Photography Beyond Capture“, wie sehr Bilder heute nicht nur Sehen, sondern auch Gesehenwerden bedeuten.

Museum der Arbeit: Nach „Konflikten“ wird in Barmbek gestreikt

Das Bucerius Kunst Forum würdigt den Fotografen Herbert List mit der großen Gesamtschau „Das magische Auge“. Das Museum der Arbeit in Barmbek, das 2022 ebenfalls 25 Jahre alt wird, setzt seine „Konflikte“-Ausstellung mit der Ausstellung „Streik. Zur Ikonografie des Protestes“ fort. „Macht Mittel Geld“ im Museum für Hamburgische Geschichte demonstriert anhand von historischen Münzen und Scheinen deren Bedeutung für politische wie wirtschaftliche Macht und Propaganda.

Auch jenseits der Triennale ist 2022 für das Haus am Holstenwall ein bedeutendes Jahr: Es steht das 100. Jubiläum an. Bereits im Februar wird das Team um Direktorin Bettina Probst das Jubiläumsjahr einläuten: So lädt ein „Langer Donnerstagabend“ mit freiem Eintritt in das Erdgeschoss des Museums. Gäste können die jeweiligen Sonderausstellungen und verschiedene Veranstaltungsformate wie Vorträge, Lesungen oder Tandemführungen besuchen, die sich thematisch mit der aktuellen Sonderausstellung, der Sammlungspräsentation der Dauerausstellung, aber auch mit den zukünftigen Entwicklungen und Neuplanungen im Museum befassen.

1200 Jahre Hamburger Geschichte feiern

Richtig gefeiert wird dann am Wochenende 13./14. August, dem „Stichtag“ der Museumsgründung vor 100 Jahren. Unter dem Motto „100 Jahre MHG“ startet ein 100-tägiger Reigen besonderer Veranstaltungen, unter denen auch ein Bürgerfest für eine möglichst breite Öffentlichkeit sein wird.

Außerdem eröffnen zwei große Ausstellungen, die sich aus besonderen Blickwinkeln mit Hamburg und seiner Geschichte auseinandersetzen. Unter dem Titel „Eine Stadt wird bunt“ planen die Graffiti-Künstler um Mirko Reisser (alias DAIM), eine Schau ab Anfang Oktober, die sich um den Stadtbildwandel in Hamburg durch Graffiti, Hip-Hop und die wachsende Diversität in der Stadt in den 1980er- und 1990er-Jahren dreht. Unter dem Titel „Inspiration Geschichte“ laden Arbeitsgemeinschaft des Kunstwerks (AdK) und Gedok zu ihrer II. Biennale. In einer Dauerausstellung werden ab 8. September 100 künstlerische Interventionen präsentiert.

„1200 Jahre Hamburger Geschichte, 100 Jahre Museumsgeschichte und eine Modernisierung – was wollen wir mehr? Jeden Tag eine gute Geschichte und ganz viele neugierige Besucherinnen und Besucher, die auch zukünftig ins Museum kommen, Geschichte erleben und die Gegenwart im Museum mitgestalten wollen“, sagt Bettina Probst zu der vor ihrem Team liegenden Mammutaufgabe.

Das Wohnzimmer der Kunst steht in Kassel

Und wer den Blick über Hamburg hinaus weitet, entdeckt: Auch das Museum Folkwang in Essen begeht sein 100. Jubiläum. Den Auftakt dieses besonderen Jahres bildet das Ausstellungshighlight „Renoir, Monet, Gauguin – Bilder einer fließenden Welt“ (6. Februar bis 15. Mai 2022). Die bedeutende Sammlung spätimpressionistischer Werke aus dem Museum Folkwang, begründet von Karl Ernst Osthaus (1874–1921), tritt in Dialog mit der Sammlung von Kojiro Matsukata (1866–1950) aus den Beständen des National Museum of Western Art in Tokio.

Mit rund 120 Meisterwerken von Paul Cézanne, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Édouard Manet, Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Auguste Rodin verdeutlicht die Schau, wie die moderne französische Kunst Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur von westlichen Sammlerinnen und Sammlern geschätzt wurde, sondern auch in Japan früh Anerkennung fand. Erzählt wird dies anhand zweier Vordenker des modernen Museums: die Sammlerpersönlichkeiten Matsukata und Osthaus.

Wo wir schon im Westen Deutschlands sind: Eine Reise wert ist selbstverständlich die documenta 15; sie findet vom 18. Juni bis zum 25. September an verschiedenen Orten in Kassel statt. Die 100 Tage dieses renommierten Festivals, die von dem indonesischen Künstlerkollektiv ruangrupa kuratiert werden, stehen ganz im Zeichen von Ökonomie, gerechter Verteilung und Gemeinschaft. Im Zentrum der documenta: das sogenannte RuruHaus (das ehemalige Kaufhaus Sportarena). Es ist als Wohnzimmer der Kunst konzipiert, wo man – nach indonesischer Tradition – zusammen abhängt, manchmal auch kocht oder eben anderweitig kreativ wird.

Infos: hamburger-kunsthalle.de

phototriennale.de und shmh.de, museum-folkwang.de und documenta-fifteen.de