Norderstedt. Seit 34 Jahren gestaltet der Kulturverein das Kulturleben Norderstedts – jetzt findet sich niemand für die Nachfolge.
Malerei, Literatur, Musik – „Malimu“. Dafür steht der Norderstedter Kulturverein. Doch damit könnte es bald vorbei sein, wenn der Kulturträger nicht rasch eine neue Erste, eine neue Zweite Vorsitzende und eine Kassenwartin findet. Es darf auch jeweils gern ein Mann sein. Die jetzigen Ehrenamtlerinnen Sigrun Hass und Anniina Krüger stellen sich bei der nächsten Jahreshauptversammlung definitiv nicht zur Wiederwahl, die Suche nach einer neuen „Malimu“-Spitze blieb bis jetzt erfolglos.
Damit teilt der am 8. Juni 1988 gegründete Kulturverein das Schicksal des Kunstkreises Norderstedt und anderer Vereine. „Malimu“ fürchtet ebenso wie der Kunstkreis um seine Existenz. Die jetzige Erste Vorsitzende Sigrun Hass macht das Ehrenamt seit zwei Jahren als Nachfolgerin von Manfred Thiel, der für „Malimu“ sehr viel bewegt und initiiert hat, darunter der zweimal jährliche Kunstsommer, bei dem Laien-Künstlerinnen und -Künstler sich in Workshops und Kursen mit Profi-Künstlerinnen und -künstlern weiterbilden.
„Wir haben sogar eine Zusammenlegung mit dem Kunstkreis diskutiert, was aber kaum Sinn macht“, sagt Anniina Krüger. Denn das Kulturamt habe sie klar wissen lassen, dass es bei einer Zusammenlegung auch einen Atelierraum im Kunsthaus Norderstedt streichen würde, schließlich stünden andere Kulturträger bereits Schlange nach den Räumen. Zudem würden dadurch auch keine neuen Vorstands-Besetzungen gefunden werden.
Auch Nichtmitglieder können an Kursen teilnehmen
Der Kulturverein habe durch seine künstlerischen Aktivitäten, Aus- und Weiterbildungsangebote eine Außenwirkung für die Stadt Norderstedt. Beliebt seien unter anderem die Musikvorträge des Musikpädagogen Fritz Bultmann, die „Malimu“-Konzerte im Kulturwerk, Workshops für Kinder und Jugendliche, darunter ein Computer-Malkursus, der Literaturkreis, und auch der „Regentrude“-Kunstmarkt mit Verleihung des Regentruden-Preises. Die Kunstkurse mit Profi-Dozentinnen aus der Region sind ebenso beliebt wie die freien Treffen im „Malimu“-Atelier im Kunsthaus oder unter freiem Himmel, beispielsweise im Norderstedter Stadtpark. Alle Kurse, Workshops, Seminare bis zu Vorträgen stehen auch Nichtmitgliedern offen.
Die jetzige Erste Vorsitzende Sigrun Hass hofft, dass „neue, jüngere Leute neue Ideen haben und frische Impulse geben können“. Sie will sich zwar weiter für den Kulturverein engagieren, „aber die Verantwortung abgeben“. Gesichert ist die Besetzung des künstlerischen Beirats, der maßgeblich die Kunstsommer organisiert und bei der Gestaltung von Ausstellungen berät. Die finden zwei- bis dreimal im Jahr statt. Die Ausstellungen indes sind die zweite große, existenzielle Sorge des Kulturvereins. Denn die Stadt Norderstedt hat die Rathaus-Galerie, in der bisher Ausstellungen der beiden Norderstedter Kunstvereine stattfanden, bis auf Weiteres ersatzlos gestrichen, stattdessen aber die neu gestalteten Ausstellungsräume im Stadtmuseum durch eine Fremd-Ausstellung bis zum 22. Februar blockiert. Was wiederum für reichliches Befremden bei den Norderstedter Künstlerinnen und Künstlern sorgt.
„Wir werden von der Verwaltung einfach nicht mehr wahrgenommen“, sagt Sigrun Hass. Auch auf dem „Kultur-Talk“ im Oktober seien die bildenden Künstlerinnen und Künstler in der Minderzahl gewesen. Bei einer Umfrage für die Bedarfsanalyse, die das Kulturamt derzeit offenbar durchführt, seien sie nach ihrem „Identifikationspunkt in Norderstedt“ gefragt worden. „Wie sollen wir den denn haben, wenn wir nirgends unsere Arbeit öffentlich ausstellen können?“, fragt Beisitzerin Marina Kaphengst und setzt nach: „Wir werden immer mehr eingeschränkt, dabei haben wir 34 Jahre lang maßgeblich an der kulturellen Entwicklung dieser Stadt mitgearbeitet.“ Im Frühjahr 2020 seien sie nur zu einem Gespräch ins Kulturamt eingeladen worden und hätten ihre Hoffnungen, Wünsche und Probleme erörtern können – ergebnislos.
Wer im Vorstand des Kulturvereins „Malimu“ mitwirken möchte, wendet sich an Sigrun Hass unter 040/529 64 46 oder per E-Mail an s.hass@wtnet.de