Hamburg. Strauss, Haydn und Mahler: Im Frühjahr sind zahlreiche Konzerte unter dem Oberthema „Natur“ geplant. Der Vorverkauf läuft.

Kann sich jemand außerhalb der Elbphilharmonie-Intendanz noch spontan erinnern, welches Motto das vergangene Internationale Musikfest hatte, oder ob, wann und unter welchen pandemischen Einschränkungen es stattgefunden hat? Im nächsten Frühjahr, hoffentlich unter erträglichen Corona-Rahmenbedingungen, gibt es einen neuen Anlauf – in einer fünfwöchige Phase vom 28. April bis zum 1. Juni mit Besonderheiten und den ohnehin geplanten Programm-Linien. Dann soll, so die eindringliche Hoffnung, alles wieder deutlich im grüneren Bereich sein. Das Motto 2022 lautet deswegen passenderweise: „Natur“.

Als Fast-Klammer für diese sehr großräumige Konzept-Ausrichtung kann man das erste und eines der letzten Musikfest-Konzerte interpretieren: NDR-Chefdirigent Alan Gilbert eröffnet das Festival mit Haydns „Schöpfung“ (28. / 29.4.), historisch informierter als mit dem NDR-Orchester nähert sich das „Orchester des 18. Jahrhunderts“, geleitet vom Hauptberuf-Cellisten Nicolas Altstaedt, dem Finale – mit Haydns „Jahreszeiten“-Oratorium, u.a. mit Ian Bostridge und Florian Boesch in den Solo-Partien.

Elbphilharmonie: Viel „Natur“ beim Musikfest Hamburg

Doch ein Festival wäre kein Festival, wenn es nicht vor allem groß auftischen würde. Diesen Job übernehmen drei international herausragende Gast-Orchester, zwei von ihnen werden seit einiger Zeit von einem Dirigenten geleitet: Andris Nelsons ist Chef im Gewandhaus in Leipzig und in der Boston Symphony Hall. Nach inzwischen jahrelangem Zwangs-Verzicht auf diese großen, wuchtigen Besetzungen wird Nelsons sich einmal durch das Best-of der Sinfonischen Dichtungen von Richard Strauss dirigieren, erweitert um einige Suiten sowie die „Vier letzten Lieder“ mit der Sopranistin Lise Davidsen und der selten live zu hörenden „Burleske“ mit Yuja Wang als Solo-Pianistin. Wang solo wird es ebenfalls geben, das Programm dafür steht noch nicht fest.

Die anderen örtlichen Orchester sind mit Extra-Anstrengungen im Sortiment präsent: Kent Nagano und die Philharmoniker haben Mahlers Dritte aufgerufen, die Symphoniker widmen sich Orchestralem von Debussy und stellen ein neues Klavierkonzert des Jazz-Pianisten Brad Mehldau vor.

Zwischen tragischen Nixen und Gipfelerstürmungen

Zur inzwischen gewachsenen Musikfest-Tradition gehören konzertante Opern, diesen Bereich werden einerseits der Alte-Musik-Spezialist René Jacobs mit dem Freiburger Barockorchester und Webers komplett unbarockem, aber ikonisch bewaldetem „Freischütz“ und andererseits Alan Gilbert und sein NDR-Orchester mit Dvoraks „Rusalka“ abdecken. Die tragische Geschichte einer Nixe fügt sich ebenso gut ins „Natur“-Motiv des Musikfests wie die fotorealistische Gipfelerstürmung in Strauss‘ „Alpensinfonie“.

Gleich zweimal ist München an der Elbe vertreten: Das BR-Orchester reist mit Yannick Nézet-Séguin und Bruckner 3 an, die Münchner Philharmoniker mit ihrem Chef Valery Gergiev und zwei Schwergewichten: Schostakowitschs „Leningrader“ und Bruckners 9. Sinfonie. Kein Festival ohne Anne-Sophie Mutter, diesmal mit dem „Anne-Sophie“-Konzert ihres verstorbenen Mannes André Previn; Kontrastprogramm dazu wird Patricia Kopatchinskaja sein, mit dem Mahler Chamber Orchestra und einem „szenischen Konzert“ namens „Les Adieux“, das sich von der Idylle einer heilen Welt ohne Klimaprobleme verabschiedet.

„Natur“-Highlight zum Ausklang des Musikfests

Ebenfalls angekündigt sind einige bewährte Doppel: das Riccardo Chailly und sein Scala-Orchester oder das Ensemble Modern und Ingo Metzmacher. Bei den Liederabenden ragt die Sopranistin Asmik Grigorian mit Rachmaninow-Liedern heraus. Igor Levit hat sich mit dem Orchestre de Paris für Gershwins „Concerto in F“ angekündigt, und wer möchte, kann Beethovens 4. Klavierkonzert sowohl mit Sir András Schiff als auch mit Elisabeth Leonskaja erleben.

Den größten „Natur“-Aufschlag allerdings wird es zum Musikfest-Ausklang geben. Nachdem zwei Finnen – der sehr spezielle Geiger Pekka Kuusisto und der ähnlich eigene Dirigent Santtu-Matias Rouvali – am 3.5. Beethovens „Pastorale“ mit einem neuen Violinkonzert von Bryce Dessner, dem Frontmann der Band The National, verbinden, folgt eine Familienpackung Sibelius. Vom 30.5. bis zum 1.6. wird der noch blutjunge Senkrechtstarter Klaus Mäkelä mit seinem Oslo Philharmonic alle sieben Sibelius-Sinfonien ins Musikfest-Programm stemmen.

Der Vorverkauf hat begonnen. Weitere Informationen: www.elbphilharmonie.de