Hamburg. Eine Blues-Messe, eine Kunst-Schau, eine höchst amüsante „Sexbombe 50+“. Hamburgs beste Termine – für die es noch Karten gibt.

Eine gut 75 Jahre alte weltbekannte Jazz-Combo aus den Niederlanden, Hamburgs 75-jährige Blues-Legende in einer Hauptkirche, zeitgenössische Kunst am Fischmarkt, der deutsche Chanson-Star zurück auf St. Pauli, kämpferische und komische „Schwestern“ an Bord und schon jetzt die erste große bunte Weihnachtsshow - von wegen trister November. Für die neue Hamburger Kultur-Woche lohnt sich das Kartensichern.

JAZZ

Für Jazz-Fans: die Dutch Swing College Band
Für Jazz-Fans: die Dutch Swing College Band © Peter Wyssmüller | Peter Wyssmüller

1945 gründete eine Gruppe junger, jazzbegeisterter Musiker in den Niederlanden The Quartet of The Dutch Swing College. Ihr Ziel war es, die während der Besatzungszeit verbotene Jazzmusik wieder populärer zu machen. Nach ersten Auftritten in Den Haag folgte im Jahr darauf die Umbenennung in Dutch Swing College Band. In den folgenden Jahrzehnten tourte die Gruppe um die Welt. Dabei gelang es ihr, einen ganz eigenen Stil zu entwickeln und sich nicht bloß mit Kopien US-amerikanischer Jazz-Hits zu begnügen. Nachdem zwei Termine in Hamburg coronabedingt abgesagt werden mussten, ist das bekannte Jazz-Ensemble an diesem Sonnabend, 6. November, in der Laeiszhalle endlich wieder live zu hören. Derzeit besteht die Band aus Keesjan Hoogeboom, Bob Kaper, David Lukács, Andy Bruce, Frenk van Meeteren, Adrie Braat und Anton Burger. Die Veranstaltung findet unter den derzeit geltenden 2G-Regeln statt, sprich für vollständig Geimpfte und Genesene.

BLUES

Hat den Blues im Blut: der Gitarrist Abi Wallenstein (75).
Hat den Blues im Blut: der Gitarrist Abi Wallenstein (75). © Ellen Coenders | Ellen Coenders

An diesem Sonntag wird es wie üblich Menschen in die Kirchen ziehen. Eine Messe der besonderen Art ist am 7. November in der Hauptkirche St. Katharinen zu erleben: Die Predigt des Pastors Frank Engelbrecht findet in Zusammenarbeit mit Blues-Legende Abi Wallenstein statt. Insofern wird bei dieser Messe der ,,Spirit oft the Blues“, Titel von Wallensteins neuem Album, in St. Katharinen persönlich anwesend sein. Neben Wallenstein, dem ,,Vater der Hamburger Blues-Szene“, werden am Vormittag Daniel Stickan (Orgel, Piano) und Uwe Steinmetz (Saxofon) für musikalische Begleitung sorgen, dazu singt Jessy Martens als Special Guest. Thematisch ist diese Messe dem 85. Psalm ,,Lass Gerechtigkeit und Frieden einander küssen“ untergeordnet. Eine solche Predigt mit Blues zu begleiten erscheint durchaus passend - viele Songs dieser Musikrichtung schöpften ihre Inspiration aus der Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden. Und in St. Katharinen feiern Pastor Engelbrecht und seine Gemeindemitglieder die „Blues-Messe“ bereits seit 2008. Die Veranstaltung findet unter 2G-Regeln statt, ist aber auch als Livestream zu sehen und hören.

KUNST

In der vierten Etage des Designkaufhauses Stilwerk Hamburg am Fischmarkt, die einst die alte Mälzerei beherbergte, hat ein neuer Raum für Kunstproduktion und Ausstellungen eröffnet. Auf 700 Quadratmetern Fläche zeigt die Plattform MeetFrida der Hamburgerin Anna Schwan eine Gruppenschau von zehn zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus Hamburg, die über einen Monat hinweg im Rahmen eines Residenzprogramms gemeinsame Arbeiten, Einzelwerke, Installationen und ortsspezifische (in situ) Projekte geschaffen haben. Das Spektrum reicht dabei von realistischer Malerei über Abstraktion bis zu konzeptionellen Werken. Daneben gibt die Ausstellung spannende Einblicke in das Schaffen der aufkommenden Kreativen Penny Monogiou, Darko C. Nikolic, Stephan Hohenthanner, Jana Schumacher, Ki Yoon Ko, Magda Krawcewicz, Einsiedel+Jung, Malwin Faber und Nis Knudsen.

Artist Residency Group Show bis 30.11., Stilwerk Hamburg (Bus 2, 111), Große Elbstraße 68, Mo–Fr 10.00–19.00, Sa 10.00–18.00, Eintritt frei.

KINO

„Passion. Zwischen Revolte und Resignation“ heißt der Dokumentarfilm des Schweizers Christian Labhart über die aktuelle Gefühlslage der 68er-Generation, den das Abaton am Dienstag, 9. November, zeigt. Im Anschluss gibt es eine prominent besetzte Diskussionsrunde, an der neben dem Regisseur auch die linke Aktivistin Emily Laquer, das ehemalige RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo und die Soziologin Gabriele Rollnik teilnehmen.

LITERATUR

Angela Steidele liest am 9. November auf Kampnagel.
Angela Steidele liest am 9. November auf Kampnagel. © Privat | Privat

Am 8. November 1721 wurde Catharina Margaretha Linck im Alter von 34 Jahren auf dem Marktplatz von Halberstadt hingerichtet. Ihr „Vergehen“: „Unzucht mit einer anderen Frau“. Zuvor hatte sie unter anderem als Mann verkleidet im Spanischen Erbfolgekrieg gekämpft und später ihre Geliebte geheiratet. Nun jährt sich der Tag ihrer Enthauptung zum 300. Mal. Die Geschichte dieser bemerkenswerten Frau hat Angela Steidele in der Biografie „In Männerkleidern“ aufgeschrieben, aus der sie am Dienstag, 9. November, von 19.30 Uhr an auf Kamp­nagel liest. Diskutiert wird über das Thema auch, und zwar mit Schauspielerin Karin Hanczewski („Tatort“), die sich im Februar 2021 als queer outete, und der Gender- und Medienpädagogin Stephanie Weber. Es handelt sich um eine 3G-Veranstaltung.

CHANSON

Schnieke: Tim Fischer im St. Pauli Theater
Schnieke: Tim Fischer im St. Pauli Theater © Sebastian Busse | Sebastian Busse

Ob als Conférencier im Musical „Cabaret“ (Hansa-Theater) oder mit kleiner, aber feiner Band im St. Pauli Theater - Tim Fischer ist ein gern gesehener Gast in Hamburg. An diesem Sonntag und Montag macht das – mit Verlaub – Chamäleon des deutschen Chansons wieder Halt neben der Davidwache und präsentiert das Beste seiner aktuellen Alben „Zeitlos“ und „Cabaret Berlin“. Letzteres nahm er unter Leitung von Oliver Potratz (Kontrabass) mit großen Orchester im Vorjahr in Berlin auf, doch auch mit Potratz und nur drei weiteren Musikern dürfte Fischer live mit neuen und alten Liedern die Grenzen zwischen damals und heute im Chanson verschwimmen lassen, diese Woche unter 2G-Regeln. Und – zum Vormerken – vom 17. bis 24 November noch mal unter 3G mit seinem gefeierten Konzert-Programm „Ich bin die Leander – Zarah auf Probe“.

COMEDY-BENEFIZ

Engagiert, musikalisch und wortgewandt: Turid Müller moderiert, spielt und singt auf dem Theaterschiff.
Engagiert, musikalisch und wortgewandt: Turid Müller moderiert, spielt und singt auf dem Theaterschiff. © HA

Der 12. November 1918 gilt hierzulande als Geburtstag des Frauenrechts. Den 100. Jahrestag dieses historischen Datums haben 2018 bundesweit Kabarettistinnen und Comediennes zum Anlass genommen, für mehr Gleichberechtigung sowie gegen Sexismus und Gewalt an Frauen zu spielen, zu singen und zu spotten. Mit der ironischen Frage „Dank Corona zurück am Herd?“ holen die Künstlerinnen als „Sisters of Comedy“ nach einem Jahr Zwangspause zum Gegenschlag aus – in Hamburg bereits am 8. November. Auf dem Theaterschiff begrüßt die Hamburger Chansonnette und „Teilzeitrebellin“ Turid Müller ihre Kolleginnen Kirsten Sprick (Schauspielerin und Geschichtenerzählerin) Melanie Haupt (singende Kabarettistin), Caroline Bungeroth (Klavier spielende Kabarettistin) und Katharina Hoffmann, Entertainerin und „Sexbombe 50+“. Der Großteil der Einnahmen geht an Frauen-Hilfsprojekte, Männer sind herzlich willkommen, und es gilt 7G : „geimpft, genesen, getestet, gute Laune, Gender-Gerechtigkeit – garantiert“.

SHOW

Wer sie einmal erlebt hat, kommt gerne wieder – weil sie jedes Jahr anders ist und doch ein Garant für kreative und originelle Nummern aus Tanz, Schauspiel und Gesang. Und da „Die große Weihnachtsshow“ im Vorjahr coronabedingt komplett ausfallen musste, sind der Nachholbedarf und die Nachfrage derart groß, dass die Show im Theater First Stage anno 2021 bereits am 9. November beginnt und diesmal bis zum 27. Dezember läuft. Erneut zeigen rund 50 junge Bühnenkünstler, zum Großteil noch Azubis der Stage School in Altona, was sie choreografisch, stimmlich und darstellerisch schon alles draufhaben – da steppt wohl nicht nur Santa Claus. Die wie 2018 und 2019 von Dennis Schulze inszenierte (Vor-)Weihnachtsgeschichte verspricht erneut eine Klaviatur der großen Gefühle und viel Spaß für Jung und Alt. Bis zum Fest unter 3G-Regeln und hinter Masken im Sitz-Schachbrett im Saal, bei reduzierter Besucherzahl aber mit deutlich mehr Platz als früher fürs Schlemmen im Foyer.