Hamburg. Weibliche Gäste zahlen bei Neu-Inszenierung der Barock-Oper „Semiramis“ weniger. Warum Intendantin Rahardt das Stück dafür auswählte.
Seit drei Jahren hat das Opernloft seinen Sitz im Alten Fährterminal Altona. Mehr als eineinhalb Jahre nach der geplanten Premiere bringt die kleine privat geführte Bühne, bekannt für frische, meist nur gut 90 Minuten lange Opern-Neuinszenierungen mit Augenzwinkern, an diesem Freitag „Semiramis – wie geht Karriere?“ heraus.
Regie bei dieser Barock-Oper führt Inken Rahardt, sie leitet das Haus mit Yvonne Bernbom und Susann Oberacker. Und wie schon zum „Equal-Pay-Day“ Mitte März 2020 geplant zahlen Frauen auch jetzt unter 3G-Bedingungen 20 Prozent weniger Eintritt als Männer – das Opernloft will damit an den durchschnittlichen Verdienstunterschied („Gender-Pay-Gap“) in jener Höhe erinnern.
Kann das nur ein Theater machen, das von drei Frauen geführt wird?
Inken Rahardt Frauen sollten zusammenhalten. Wir könnten die Differenz natürlich auch dringend gebrauchen, aber wir möchten ein politisches Zeichen setzen. Deutschland ist im Gleichstellungsindex unter dem Durchschnitt. Das müssen wir schnellstens ändern.
Hätten Sie das einer männlichen Theaterleitung auch zugetraut?
Es gibt bestimmt auch Männer, die das so sehen würden. Allerdings ist der ganze Theaterbereich, was eine Frauenquote angeht, wirklich kein leuchtendes Beispiel. Da sieht frau zu viel „Männergeklüngel“. 78 Prozent der Theater werden von Intendanten geleitet, 78 Prozent aller Inszenierungen auf den großen Bühnen werden von Regisseuren inszeniert. Dagegen müssen wir etwas tun.
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Weshalb haben Sie „Semiramis“ für dieses Experiment ausgewählt?
Ich erzähle nicht die „Semiramis“-Geschichte, wie sie überliefert ist. Ich nehme die antike Heldin als Inspiration für eine moderne Heldengeschichte von Menschen – vor allem Frauen – in der Arbeitswelt. Wir zeigen verschiedene Situationen, die uns im heutigen Berufsleben widerfahren. Ich möchte zum Nachdenken anregen.
Dazu kommt wunderschöne bekannte und unbekannte Barockmusik als Pasticcio. Es war eine Stückentwicklung, an der auch die SängerInnen einen Anteil haben. Nur dank Projektförderung der Kulturbehörde war so ein Projekt überhaupt möglich.
„Semiramis - wie geht Karriere?“ Premiere Fr 22.10., 19.30, auch So 24.10., 18.00, bis 13.11., Opernloft (Bus 112), Van-der-Smissen-Straße 4, Karten ab 38,- (Männer) und ab 30,40 (Frauen): T. 01806/70 07 33; www.opernloft.de