Hamburg. “Der achtsame Tiger“ basiert auf einem Kinderbuch-Erfolg und begeistert mit spielerischer Leichtigkeit und Empathie fürs große Ganze.

Abstand halten, Achtsamkeit lehren und lernen, das haben Große und Kleine in den vergangenen eineinhalb Corona-Jahren immer wieder neu praktiziert. Bereits 2019 aber war das Bilderbuch „Der achtsame Tiger“ erschienen. All das zusammen genommen hat Komponist Martin Lingnau und Autor Heiko Wohlgemuth, erfolgreiches Kreativteam der drei Schmidt-Bühnen, veranlasst, ein neues Stück zu schreiben.

Fast ein Jahr nach der geplanten Uraufführung erlebte das vom „Kinderbuch des Jahres 2019“ (Autoren: Przemyslaw Wechterowicz und Emilia Dziubak) inspirierte Familien-Musical nun im Tivoli seine „Weltpremiere“, wie Hausherr Corny Littmann Jung und Alt vor der Show erläuterte.

Schmidts Tivoli: Musical-Premiere 2G-Regel

Nimmt man die begeisterten Publikumsreaktionen als Maßstab, hilft „Der achtsame Tiger“ Mensch und Tier nach langer kultureller Durststrecke in gut einer Stunde wieder auf die Sprünge. Alles im bewusst nicht ganz voll besetzten Tivoli unter 2G-Regeln (Kinder unter zwölf Jahren davon ausgenommen). Da strahlen in der fantasie- und farbenvollen Regenwald-Kulisse nicht nur die Sonne, sondern ohne Masken auch viele Gesichter. Und hineingerufen werden darf beim interaktiven Spaß mit tierischen Tönen und plappernden Puppen ebenso. Der Erzähler (William Danne) kitzelt das als eine Art Animateur hervor.

Der Tiger, von Alex Melcher gewandt und stimmsicher verkörpert, präsentiert sich in seinem durchaus schwierigen Terrain als sozial kompatible Schmusekatze. Er hilft dem wasserscheuen Krokodil, hier ausstaffiert mit orangefarbenen Schwimmflügeln, mutiger zu werden; er brütet für die erschöpfte Papageien-Mutter sogar etwas Junges aus. Tiger(chen) erklärt nicht bloß der gestressten und verknoteten Boa Constrictor, sondern auch Erwachsenen sein definitives Entspannungs-Motto, das da lautet: „Ich atme ein, ich atme aus.“ Und verrät dem kleinen Elefanten im Dschungel, dass der bei vielen Kindern oft unbeliebte Obstsalat als „Kokomeloranganavokakizitrosine“ eigentlich viel besser schmeckt.

"Der achtsame Tiger" mit neun eingängigen Liedern

Insgesamt neun eingängige Lieder hat das Duo Lingnau/Wohlgemuth inklusive des Titelsongs „Der achtsame Tiger“ neu geschrieben. Nicht nur Projekt-Pate Rolf Zuckowski gefällt’s. Besonders lustig ist, wenn das sanfte Raubtier und mit dem Faultier beim Reggae „Langeweile“ mal so richtig abhängt; umso turbulenter wird es zum Ende hin bei „Artenvielfalt macht den Dschungel bunt“.

Dann rollen, tollen und tanzen auf der Bühne nicht nur Milena Sonia Junge, Sophia Mahler, Janice Rudelsberger in ihren Affen-Kostümen umher, da feiern Kinder, Mutti und Vati, Oma und Opa im Saal klatschend und stehend eine fröhliche Urwaldparty, begleitet von famosen Licht- und Toneffekten.

Carolin Spieß, bereits verantwortlich für Familien-Musical-Dauerbrenner wie „Weihnachtsbäckerei“ und „Der kleine Störtebeker“, hat das Stück mit nahezu spielerischer Leichtigkeit und Empathie fürs große Ganze inszeniert. So spürt das Publikum vom Kita- bis zum Seniorenheim-Alter von der Bühne aus wieder mehr Nähe, mehr Gemeinsames als zwangsweise Trennendes. Und das kann ja bereits vor und auch nach der Weihnachtszeit keineswegs schaden.

Der achtsame Tiger“ ab 4 Jahre, wieder Do 21.10., bis 20.11., und 28.12. bis 30.1. 22, jew. 10.00, 12.30 und 15.00, Schmidts Tivoli (U St. Pauli, S Reeperbahn), Spielbudenplatz 27/28, Karten zu 19,20 (bis 14 J.) bis 36,20 in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, T. 30 30 98 98; www.tivoli.de