Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: die Büste eines Kardinals – von Giovanni Lorenzo Bernini.
Da hatte die Kunsthalle 1910 aber mal die Katze im Sack gekauft. Jahrzehntelang wusste niemand, von wem diese Büste war und wen sie darstellte. Erst 1983 konnten Gutachter das Geheimnis lüften. Das Marmorkunstwerk ist von Giovanni Lorenzo Bernini (1598–1680) und zeigt Kardinal Alessandro Damasceni-Peretti-Montalto.
Ursprünglich soll sie in der Villa Montalto bei Rom auf einem Nussbaumsockel gestanden haben, aber das prächtige Gebäude wurde im 19. Jahrhundert abgerissen, um Platz für den neuen Hauptbahnhof von Rom zu machen.
Giovanni Lorenzo Bernini vom Kardinal gefördert
Geschaffen hat Bernini die Büste 1622/23. Er war damals erst 25 Jahre alt, wurde aber schon vom Kardinal gefördert, der kurz darauf starb. Für so ein Frühwerk weist das Bildnis eine erstaunlich differenzierte Oberflächenstruktur auf. Seine Mimik, der Bart, die Frisur und die Mozetta ergänzen sich zu einem sehr lebendigen Gesamteindruck. Giovanni Lorenzo Bernini muss detailversessen gewesen sein. Selbst Bartstoppeln und Pockennarben hat er mithilfe seiner virtuosen Meißeltechnik eingearbeitet. Auch die Brechungen des Lichts hat er bedacht.
Das Gesicht hat der Kardinal leicht zur rechten Schulter gewandt. Er wirkt einerseits entschlossen, aber seine Lippen umspielt ein Lächeln, das die Strenge abmildert. Das ist durchaus ungewöhnlich für die Darstellung eines so hohen kirchlichen Würdenträgers, die sich oft als reine Machtmenschen darstellen ließen.
Bernini arbeitete für acht Päpste
Montalto ist schon im zarten Alter von 15 Jahren zum Kardinal gewählt worden. Er wurde in dieser Stellung sehr reich, wusste seinen Einflussreichtum auch zu nutzen. Er galt als spendabel, kümmerte sich um die Armen und war ein beliebter Kirchenfürst. Im Laufe seiner Amtszeit hat er viele, besonders junge Künstler gefördert.
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Für Bernini steht diese Büste am Anfang seiner langen Karriere, die ihn zu einem der wichtigsten Bildhauer im barocken Rom werden ließ. Dort hat der Vielseitige auch als Architekt gearbeitet. So schuf er unter anderem die Kolonnaden am Petersplatz und den Baldachin über dem Petersgrab im Petersdom. Kritiker bemängelten, er würde sich zu sehr an Michelangelo orientieren. Insgesamt arbeitete Bernini für acht Päpste. Rom hat er nur ein einziges Mal verlassen. Ludwig XIV. beauftragte ihn. Die Pläne für einen Neubau des Louvre auszuarbeiten – sie wurden niemals umgesetzt.