Tokio/Hamburg. 2024 soll die spektakuläre Schau des japanischen Künstlerkollektivs Teamlab in Hamburg eröffnen. Einen Video-Vorgeschmack gibt es hier.

Bürgermeister Peter Tschentscher gilt nicht unbedingt als überschwänglicher Mensch: Er mag es nüchtern, zurückhaltend, norddeutsch. Am Nachmittag des 31. August 2019 aber war er schwer begeistert – nach dem Besuch eines Museums in Tokio. Die digitale Kunstschau hatte ihn wie seine 50-köpfige Delegation in den Bann gezogen.

In einer Halle am Hafen von Tokio hat dort das japanisches Künstlerkollektiv Teamlab Borderless, zu dem auch Architekten, Ingenieure und Programmierer gehören, 2018 eine virtuelle Wunderwelt geschaffen: ein Museum im ständigen Wandel, voller Licht, Effekte und Installationen.

Ausstellung für digitale Kunst kommt nach Hamburg

Noch bei seinem Besuch unterzeichnete Tschentscher eine Absichtserklärung, um die Ausstellung nach Hamburg zu holen. Nun wird sie Wirklichkeit. Das neue Museum verspricht eine Attraktion für Hamburger und Touristen gleichermaßen zu werden und die Stadt attraktiver zu machen: Im Jahr 2019 – dem letzten vor der Pandemie – kam das Teamlab in Tokio auf 2,3 Millionen Besucher.

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    Zum Vergleich: Das erfolgreichste Museum der Welt, der Louvre, begrüßte 2019 rund 9,6 Millionen Besucher, das besucherstärkste Haus in Deutschland, das Deutsche Museum in München, zählte 1,45 Millionen Gäste und landete knapp vor dem Miniaturwunderland.

    Digital Art Museum: Kunstwerke bewegen sich

    Das Digital Art Museum verspricht einen Kunstgenuss der neuen Dimension – ein Museumsbesuch für alle Sinne: Die Besucher bewegen sich durch die Ausstellung optischer Überraschungen, sie tauchen ein in eine Spiegelwelt, einen Irrgarten der Installationen, ja, sie werden Teil der Schau. Auch die Kunstwerke bewegen sich, kommunizieren, fließen ineinander.

    Blumen verändern sich in Gestalt und Farbe im Laufe der Jahreszeiten, Wasserfälle aus Licht fließen durch den Raum, alle Grenzen von Digitalem und Realem lösen sich auf. Anfassen und Fotografieren ist nicht nur erlaubt, sondern gewünscht: Das Handy wird zum Teil des Erlebnisses. Selbst der Genuss einer Tasse Tee wandelt sich zu einem optischen Feuerwerk. „Die Kunstwerke überwinden Grenzen“, sagt Toshiyuki Inoko, einer der Gründer von Teamlab Borderless. „Sie laden ein, unsere Wahrnehmung der Welt zu überdenken.“ Es sei eine große Ehre, so sagt er, in Hamburg eine Schau eröffnen zu dürfen.

    700.000 Gäste in Hamburg erwartet

    Rund 700.000 Gäste erwarten die Museumsmacher in Hamburg nach der Eröffnung im Laufe des Jahres 2024. Was die Hansestadt da plant, ist also keine Kleinigkeit. Nur mit der Kommunikation der großen Pläne klappt es noch nicht so. Die digitale Pressekonferenz erreichte kaum einen Journalisten, auch auf YouTube hatte sie bislang kaum Aufmerksamkeit, nach 48 Stunden ist die Zahl der Abrufe im niedrigen dreistelligen Bereich.

    Auch der Senat wurde in die Präsentation offenbar nicht so recht eingeweiht. Zuletzt begnügte sich die Stadt damit, das Projekt „wohlwollend“ zu begleiten und bei der Grundstückssuche geholfen zu haben. Immerhin gibt es ein Grußwort des Bürgermeisters für die Präsentation: „Das Museum soll ein außergewöhnlicher Ort werden, der den Besuchern die Faszination der digitalen Welt vermittelt“, sagt Tschentscher und verweist auf die starke digitale Szene in der Hansestadt.

    Digital Art Museum zieht in die HafenCity

    Aus ihr heraus kam die Idee, das Erfolgsmodell aus Tokio nach Hamburg zu bringen: Xing-Grüner Lars Hinrichs hat die Planungen initiiert und vorangetrieben: „Das Digital Art Museum wird das größte seiner Art in Europa“, verspricht er. „Als ich die Ausstellung 2019 zum erstem Mal besucht habe, war ich überwältigt. Das Erlebnis möchte ich in Hamburg, in Deutschland und Europa ermöglichen. Jetzt sind wir endlich kurz davor.“ Tatsächlich hatte sich das ambitionierte Projekt, das schon vor zwei Jahren mit der Absichtserklärung begonnen wurde, immer wieder verzögert.

    Das Digital Art Museum  geht auf die Initiative des Hamburger Internet­unternehmers Lars Hinrichs zurück.
    Das Digital Art Museum geht auf die Initiative des Hamburger Internet­unternehmers Lars Hinrichs zurück. © teamLab | teamLab

    Der Standort für das neue digitale Museum steht fest: Im Elbbrückenquartier in der HafenCity, in unmittelbarer Nähe zur U-Bahn-Station und dem Amerigo-Vespucci-Platz, wird es entstehen. Statt der ursprünglich geplanten 5000 Quadratmeter an der Kirchenpauerstraße sollen es nun mehr als 7000 Quadratmeter werden – nur 3000 weniger als in Tokio. Die Schau erstreckt sich über zwei Geschosse, die Deckenhöhen werden bis zu zehn Meter betragen. Der Entwurf des Gebäudes stammt vom Berliner Architekturbüro Heide & von Beckerath.

    Digital Art Museum GmbH mit Sitz in Hamburg

    „Klimaneutral, modernstes Design, High-End-Technik, das ist HafenCity, das ist Hamburg“, verspricht Alexander Otto, Vorstandsvorsitzender der ECE Gruppe, die das Gebäude im Elbbrückenquartier realisieren wird. Dort sollen insgesamt 580 Wohnungen, eine Kita sowie ein internationales Studentenwohnheim entstehen. „Mit der HafenCity hat man den idealen Ort gefunden“, sagt Andreas Kleinau, Geschäftsführer der HafenCity GmbH. „Das Digital Art Museum soll das erste klimaneutrale Museum der Welt und ein Besuchermagnet für Hamburg werden.“

    Inzwischen ist die Digital Art Museum GmbH mit Hauptsitz in Hamburg gegründet worden. „Kunst muss gefühlt werden und greifbar sein“, sagt Lars Hinrichs. „Es war mir ein persönliches Anliegen, so moderne Kunst in meiner Heimatstadt erlebbar zu machen. Hamburg hat die idealen Standortbedingungen.“ Geschäftsführerin des Digital Art Museum wird Caren Brockmann – sie soll bis zum Jahr 2024 einen Stab von 30 Mitarbeitern aufbauen. Sogar Eintrittskarten sind schon erhältlich. Ein Besuch der Schau kostet für Erwachsene 19,90 Euro, Kinder ab fünf zahlen 9,90 Euro.

    Infos: www.digitalartmuseum.com