Hamburg. Mit dem märchenhaften Stück will Stage Entertainment zurück auf die Bühne. Die Proben in der Neuen Flora laufen bereits.

„Nur ein Tag! Und so vieles zu tun! Nur ein Tag, doch wen es einmal gepackt hat, den lassen die Klänge im Sturm und Gedränge der Stadt nicht mehr ruhen“, singen zwei Frauen im Stage Theater Neue Flora. Sie haben tatsächlich eine Menge zu tun, denn es laufen die Proben für das Musical „Wicked“, und Vajèn van den Bosch und Jeannine Michèle Wacker spielen die Hauptrollen der Hexen Elphaba und Glinda.

Proben für das Musical "Wicked" bald beendet

Doch die Reise in die Fantasiewelt der „Hexen von Oz“ ist auch im wirklichen Leben eine Reise ins Ungewisse. Am 9. Juni sollen die Proben für die Hamburger Neuinszenierung des 2003 am Broadway uraufgeführten Musicals, einem Ableger des Klassikers „Der Zauberer von Oz“,  abgeschlossen sein. Aber wann die Premiere stattfindet, weiß niemand auf und hinter der Bühne.

Der derzeit angesetzte Termin am 1. August sei jedenfalls nicht zu halten. Und so heißt es weiter warten auf Vorstellungen vor Publikum. Gleiches gilt für die kommenden Hamburger Stage-Musicals „Die Eiskönigin“ und „Hamilton“, für „Tina“ und den Dauerbrüller „König der Löwen“.

Für Vajèn van den Bosch könnte es sofort losgehen. Die 23 Jahre junge Hauptdarstellerin von „Wicked“ – vor der Pandemie war sie als Indigo in „Paramour“ in der Neuen Flora zu erleben – steht in ihrer niederländischen Heimat schon seit Kindertagen auf der Musicalbühne, ist in Spielfilmen und TV-Serien präsent. Die Rolle als Elphaba soll der nächste große Schritt sein, entsprechend in Freudentränen aufgelöst war sie, als sie am Telefon ihre Zusage bekam.

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Ein kunterbuntes Durcheinander von Wesen in einer fremden Welt

Auch die Schweizerin Jeannine Michèle Wacker alias Glinda und der ebenfalls in den Niederlanden ausgebildete Naidjim Severina, der als liebender Fiyero zwischen den beiden Hexen wählen muss, würden lieber heute als morgen vor Publikum auf die Bühne. Die Hoffnung ist ungebrochen, auch bei Regisseur Lindsay Posner, der viele Jahre lang an britischen Theatern inszenierte und jetzt seine Musical-Premiere feiern will. Sie alle wissen: Das Projekt „Wicked“ ist auch ohne Corona-Krise ambitioniert.

Auf den ersten Blick ist „Die Hexen von Oz“ ein kunterbuntes Durcheinander von Wesen in einer fremden, vom magieunbegabten Zauberer Oz regierten Welt. Ein Musical durch und durch mit schmissigen Liedern, aber einer im Kern einfachen Handlung, wenn man dem teilweise wirklich verwirrenden  Plot mit Hexen, sprechenden Tieren und fliegenden Affen aufmerksam folgt.

Für Artistic Producer Simone Linhof steckt noch mehr drin: „Wir wollen einen neuen Blick wagen auf diese fantasievolle, magische Geschichte“, sagt sie. Liebe und Freundschaft sind die ewigen Werte, aber auch aktuelle Bezüge wie Vorurteile und der Umgang damit, Manipulation und Machtstrukturen will sie herausarbeiten.

Bis zur Premiere müssen sechs Wochen Vorlaufzeit eingeplant werden

Auf der so naturalistisch wie indus­triell gestalteten Bühne wird es außer der berühmten Flugszene zum Song „Defying Gravity“ ein Happy End geben.  Nur ab wann? „Die Zeichen stehen jeden Tag ein bisschen günstiger“, sagt Stage-Sprecher Stephan Jaekel, aber um loszulegen, müsse eine Auslastung von mindestens 60 bis 65 Prozent im Saal garantiert sein. Sechs Wochen Vorlaufzeit bis zur Premiere müssen eingeplant werden.

Allerdings verwalten (nicht nur) die Stage-Musicals noch Zehntausende längst bezahlte Tickets, die bei den Musicalfans noch an den Kühlschränken hängen. Die werden die Käuferinnen und Käufer erst einmal einlösen wollen, bevor sie sich Karten für ein neues Stück kaufen.

Dazu kommt die komplette touristische  und gastronomische Infrastruktur, mit der die Musical-Branche unmittelbar zusammenarbeitet. Ist all das wieder in Gang gekommen, können Elphaba und Glinda singen: „Beautyshops. Ein Leseraum. Haarsaloons. Museen. Und wir zu Gast. Alle Straßen hell, die Brücken kühn.“