Hamburg. Firmenfeiern sind in Corona-Zeiten verpönt, Theater dicht: Entertainer Jörg Knör bietet mit Partner Volker Tolksdorf virtuellen Ersatz.

So gut wie nichts geht mehr kulturell in diesem Corona-Spätherbst. Künstler können nicht auftreten, Veranstalter nicht veranstalten – zumindest vor und mit Publikum. Auch Weihnachtsfeiern sind im Zuge der behördlich angeordneten Kontaktvermeidung praktisch ausgeschlossen im November und Dezember – für Soloselbstständige sonst die lukrativste Zeit Jahres. Das weiß kaum einer besser als Jörg Knör.

Der Wahlhamburger ist einer der versiertesten Entertainer hierzulande. Noch vor einem Jahr fuhr Knör gern mit der Bahn durch die Republik – nach drei bis vier Stunden hatte er fast immer eine weitere neue Nummer für eine Show fertig. 120 Veranstaltungen absolvierte er pro Jahr. Und nun? Erneuter Stillstand?

Knör: „Neues Denken durch Corona“

Nein, sagte sich Knör, der zwar öfter als je zuvor in seiner Wohnung in Eimsbüttel saß, mit Managing-Partner Volker Tolksdorf von Peppermint Event aber ein neues Konzept kreierte. Unter dem Motto „Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie nie war!“ versuchen beide die Krise zu meistern und nicht nur über entgangene Einnahmen zu klagen.

Knör und Tolksdorf, der in den United Studios in Ottensen und mit dem Alsterstudio im NRV auf der Uhlenhorst Streaming-Studios betreibt, produzieren Weihnachtsfeiern auf Bestellung, „Events nun als Sendungen“, wie es Knör ausdrückt. „Ich fühle mich durch Corona nicht nur beschränkt, sondern auch zu neuem Denken angestoßen“, sagt er. Geschäftspartner Tolksdorf hat seit Mai bereits 80 Streaming-Shows produziert.

Lagerfeld – eine der treffendsten Parodien

„Weihnachtsfeiern fallen zwar aus, doch wir liefern sie direkt ins Haus“, sagt Jörg Knör in seinem Trailer, ein fünfminütiges Video-Appetithäppchen – zu aktivieren passenderweise mit dem Kennwort „Zimtstern“. „Nur wenn Sie eine Marke sind, kommen Sie auch irgendwann auf einen grünen Zweig“, doziert Knör darin als Karl Lagerfeld – der 2019 gestorbene Modeschöpfer ist noch immer einer seiner treffendsten Parodien.

Corona-Krise: Hamburg ändert die Strategie

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Ebenso der quicklebendige Udo Lindenberg, den Jörg Knör auch singend nachahmt. Und wer den beiden partout nichts (mehr) abgewinnen kann: Er hat 70 weitere Prominente aus Show, Politik und Zeitgeschehen im Repertoire. Knör: „Ich weiß, wie man auch das trockenste Thema unterhaltsam rüberbringen kann“. Er ist nicht nur ein begnadeter Parodist, er karikiert mit dem Zeichenstift, singt und spielt Saxofon. Der Entertainer beherrscht sein Handwerk.

Bei Fernsehsendern bekam er trotz seiner Fähigkeiten zuletzt kaum mehr einen Fuß in der Tür. Knör stand immer mehr für Unterhaltung denn für Haltung, Auch als Nichtraucher trat er etwa bei großen Zigarettenkonzernen auf. Galas von Industrie oder Parteien nahm Knör stets gern mit. Ob CDU, CSU, SPD oder FDP, er war bei fast allen.

Knörs Sendungen – bei Bedarf zwei Stunden lang

Langjährige Event-Kunden habe er nun persönlich angeschrieben, vornehmlich die Entscheider. Denen liefern Knör und Partner Tolksdorf Weihnachtsfeier-Sendungen virtuell, als Livestream, per USB-Stick oder auch noch haptisch als DVD. „Es ist keine Jörg-Knör-Show!“, betont er.

Mit jener gleichnamigen Sendung hatte der Moderator vor drei Jahrzehnten im ZDF regelmäßig ein Millionen-Publikum. „Es ist jetzt jedes Mal eine andere Weihnachts-Sendung“, sagt Knör nun. „Ein Format für eigene Weihnachten – ohne Helene Fischer, mit viel Humor.“ Das Thema sei das jeweilige Unternehmen. Wünsche werde an ihn von der Firma herangetragen. Oder Knör trifft sich mit Partner Tolksdorf zuvor selbst mit den Geschäftsführern, in diesen Zeiten alles auf Abstand.

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Gut eine Handvoll Kunden hätten Tolksdorf und Knör bereits an der Angel. Die Chefs präsentiere er in der Weihnachtssendung auch im Interview, dabei können diese ihren Mitarbeitern auch mal danken. Die Kulisse bestimmen die Firmen. Für ein Unternehmen aus dem Einzelhandel sei es etwa ein Penthouse, für ein Pharma-Unternehmen ein gediegener Raum mit Kamin. Dazu kommen als Kunden bisher noch ein Telekommunikationsanbieter, ein Bekleidungsunternehmen und weitere. Die Sendungen seien 45 bis 60 Minuten lang, bei Bedarf zwei Stunden. Mit einer Summe im niedrigen fünfstelligen Bereich (oder mehr) sollten Chefs rechnen, wenn sie ihre Mitarbeiter positiv überraschen wollen.

2021 startet er neues TV-Format

Schließlich dauern die Arbeiten im einzurichtenden Studio – allein die Bühne 1 bei United misst 23 mal 17 Meter – in der Regel zwei Tage, dazu kommt der gleiche Zeitraum für die Postproduktion. Und meistens seien vier Kameraleute und ein Techniker damit beschäftigt.

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Doch derlei Streaming bedeutet für Knör nicht das Ende seiner Abendshows. Weil die Theater, ob nun große, mittelgroße oder kleine, deutschlandweit womöglich auch im neuen Jahr erst mal geschlossen bleiben, hat Jörg Knör längst weiter gedacht: Mit diesen neuen Voraussetzungen freut sich der Entertainer und Moderator darauf, 2021 mit der Produktion eines eigenen TV-Formats zu beginnen. Ein Pilot für eine wöchentliche Sendung mit fester Comedy-Crew. Möglich, weil auch die Künstlerkollegen plötzlich viel Zeit haben. Die Zeiten sind für alle härter, oft undankbarer, indes auch innovativer. Nicht erst wegen der Corona-Pandemie.

Weitere digitale Weihnachtsfeier-Angebote:

  • Das Theater Scharlatan zeigt gleich zehn Ideen für digitale und virtuelle Weihnachtsfeiern – hybrid, digital oder live. Beim „Theater für Veränderung“ lassen sich im Streaming-Studio Hammerbrook Varianten umsetzen: von der kleinen Live-Feier mit Hygienekonzept bis zum weltweiten Event (www.scharlatan.de).
  • Die Agentur Kahn Events stellt online Weihnachtsfeiern zusammen – auf Wunsch sogar mit dazugeschalteten Rentieren. (www.kahnevents.de).

Dennoch: Jörg Knör fühlt sich mit seinen 61 Jahren inspiriert und gefordert zugleich. „Corona ist für mich wie ein Start-up für meine Kreativität.“ Auf Deutsch: Not macht erfinderisch.

Informationen: www.peppermint-streaming.de

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