Hamburg. Die Hamburger Fotografin starb bereits vor einigen Tagen im Alter von 81 Jahren. Ihre Bilder der Beatles wurden weltberühmt.

Die Fotografin und Künstlerin Astrid Kirchherr ist tot. Das wurde dem Abendblatt aus dem Freundeskreis der Hamburgerin bestätigt. Kirchherr war die Erste, die professionelle Bilder der Beatles schoss, als diese 1960 in Hamburg vor Beginn ihrer Weltkarriere im Indra, dem Kaiserkeller und anderen Clubs spielten. Da war die geborene Hamburgerin 22 Jahre alt, Fotografin, Bohème.

Der Künstler Klaus Voormann hatte die Beatles für sich entdeckt und seine Freundin Kirchherr mit auf den Kiez genommen, zu einem der Dutzenden Auftritte der Liverpooler. Kirchherr ließ sich anstecken von der Begeisterung für die damals noch zu fünft spielenden Beatles. Schnell entwickelte sich eine Freundschaft zwischen der Band und den Hamburgern – und für Kirchherr noch mehr: Stuart Sutcliffe, Bassist der Beatles, und Kirchherr verliebten sich.

Astrid Kirchherr, die Pilzkopf-Erfinderin – vielleicht

In diese Zeit fällt auch die Anekdote, Kirchherr sei für den Pilzkopf-Look der Beatles verantwortlich gewesen, weil sie erst ihrem Freund und später auch George Harrison genau diese Frisur geschnitten habe. Ob das stimmt oder nicht, ist tatsächlich nachrangig, die Geschichte zeigt auf jeden Fall, wie nah sie sich waren, die später erfolgreichste Band der Welt und die Hamburger Fotografin.

Sutcliffe verließ die Beatles zugunsten von Kirchherr, die beiden wollten heiraten. Nur anderthalb Jahre später erlitt Sutcliffe eine Gehirnblutung, Kirchherr war bei ihm, als er noch auf dem Weg ins Krankenhaus starb. Der Aufstieg der Beatles von einer unbekannten Band, die in zwielichtigen Läden auf dem damals noch deutlich raueren Kiez "Schau" machte, stunden-, tage-, wochenlang, zu Popstars, er hatte da bereits Fahrt aufgenommen – damit wurden auch die Bilder, die Kirchherr von den jungen Briten gemacht hatte, immer bekannter, erst in Deutschland und dann international.

Von der Künstlerin zur Protagonistin von Kunst

Später wurde sie von der Künstlerin auch zum Gegenstand von Kunst: Im Film "Backbeat" (1994), der die Hamburger Jahre der Beatles und die tragische Liebesgeschichte zwischen Kirchherr und Sutcliffe skizziert, wurde sie von Sheryl Lee ("Twin Peaks") gespielt, sie wirkte darüber hinaus als Beraterin an den Dreharbeiten mit.

Zur Protagonistin wurde sie dann vor zehn Jahren, in der Graphic Novel "Baby's in Black": In reduzierten Schwarz-Weiß-Zeichnungen erzählt Arne Bellstorf die Geschichte von ihr und Sutcliffe nach, den Kirchherr ihre "große Lebensliebe" nannte.

Kirchherr starb bereits am 12. Mai nach kurzer schwerer Krankheit in ihrer Heimat Hamburg. Sie wäre kommende Woche 82 Jahre alt geworden.