Hier sprechen die Chefs über Werke, mit denen sie besonders viel verbinden. Dabei macht Beethoven sie oft sprachlos.

Die 7. ist mir am nächsten

Sylvain Cambreling
Sylvain Cambreling © picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

„Zu meiner Lieblingskomposition wird immer die Komposition, die ich gerade zur Aufführung vorbereite. Das ist Voraussetzung dafür, das Publikum zu begeistern. Von den Werken Ludwig van Beethovens ist es aber wohl die 7. Sinfonie, die mir immer am nächsten ist. Dieses Werk ist in jeder Hinsicht so perfekt balanciert, und sie dringt in die Seele eines jeden Menschen ein.“

Sylvain Cambreling, Symphoniker Hamburg

Beethovens Werke: Ein Abbild des Lebens in cis-Moll

„Beethovens Werke sind lebendige Monumente: Es ist, als ob sie sich mit jedem Hören verändern, jedes Mal, wenn wir uns näher mit ihnen auseinandersetzen. Die Frage nach einem persönlichen Lieblingsstück von Beethoven, dessen Werk so groß, so menschlich, so vielschichtig ist, macht für mich keinen Sinn. Ich weiß, es klingt wie eine Plattitüde, aber in ihr steckt ein wahrer Kern: Mein Lieblingswerk ist das, mit dem ich mich gerade für eine Aufführung beschäftige.

Alan Gilbert
Alan Gilbert © dpa

Aber: Wenn ich wählen müsste, dann würde ich mich vielleicht für sein spätes Streichquartett op. 131 entscheiden. Dieses monumentale Werk in cis-Moll hat alles und repräsentiert alles: das Geheimnis des Lebens, das Streben nach Glück, die Verletzlichkeit des menschlichen Daseins – ein Abbild des Lebens in all seinen Facetten. Die Komposition ist Genialität pur: Beethoven spielt mit dem Streichquartett, der perfektesten Gattung der Musik, fordert sie heraus, definiert sie neu. Und das alles ist in eine kompositorische Struktur gehüllt, die analytisch erstaunlich und harmonisch wegweisend ist.“

Alan Gilbert, NDR Elbphilharmonie Orchester

Beethoven bedeutet auch heute Fortschritt

Kent Nagano.
Kent Nagano. © Mark Sandten

„Beethoven komponierte nicht nur neun Sinfonien, sondern war auch in mehreren Parallelgenres überaus produktiv: Streichquartette, Klaviermusik, Kammermusik, Konzerte, um nur einige zu nennen – alle für sich genommen so bemerkenswert individuell, dass eine allgemeine Beschreibung ganz vergeblich wäre.

Mit diesen und in diesen verleiht er der Musik neue Dimensionen und Qualitäten, und dementsprechend verlangt er auch Abweichungen von den Hörgewohnheiten des Publikums. In Beethovens Werken steckt das Potenzial für die Stabilität, den Fortschritt und die ständige Stärkung unserer Kultur und unseres Musiklebens.“

Kent Nagano, Philharmonisches Staatsorchester